Trotz Streiks in Hollywood Diese Superstars weilen am Wochenende in Zürich

Von Marlène von Arx

28.9.2023

Die Streiks in Hollywood machen das Zusammenstellen der Gästeliste für das 19. Zurich Film Festival kompliziert. Trotzdem gibt es nun Premieren und Galas mit Stars wie Jessica Chastain und Ethan Hawke. Wie das möglich wurde, liest du hier.

Von Marlène von Arx

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Das 19. Zurich Film Festival findet vom 28. September bis 8. Oktober 2023 statt.
  • Die Streiks in Hollywood haben das Zusammenstellen der Gästeliste des 19. Zurich Film Festivals nicht einfach gemacht.
  • Trotzdem haben es die ZFF-Verantwortlichen geschafft, Stars wie Jessica Chastain, Ethan Hawke und Peter Doherty an den Zürichsee zu lotsen.

Der Streik der Drehbuchautoren und -autorinnen ist so gut wie beendet und bei den Schauspielern und Schauspielerinnen wird es wohl auch nicht mehr so lange dauern, aber die Good News aus Hollywood kommen für das ZFF zu spät.

«Extrem herausfordernd», sei das Zusammenstellen des Festival Programms dieses Jahr gewesen, blickt der Artistic Director Christian Jungen im Festival-Podcast zurück.

«Im Vergleich war die Pandemie ein Kindergeburtstag … Plötzlich gab es keine Antworten von den Studios und Streamern mehr. Alle hatten Angst sich zu exponieren. Es ist ja nicht nur so, dass die Schauspieler und Schauspielerinnen nicht mehr drehen dürfen. Sie dürfen Filme von Studios und Streamern auch nicht erwähnen oder promoten.»

Hollywood-Glamour am Zürich

Ein bisschen Hollywood Glamour wird trotzdem nach Zürich kommen: Am kommenden Sonntag, 1. Oktober, wird die Oscar-Preisträgerin Jessica Chastain den Golden Icon Award entgegennehmen und ihren jüngsten Film «Memory» vorstellen.

Sie spielt darin die Sozialarbeiterin Sylvia, die bei einer Klassenzusammenkunft den demenzkranken Saul (Peter Sarsgaard) trifft, was die beiden auf einen gleichsam unverhofften Weg in die Zukunft und in die Vergangenheit katapultiert.

Jessica Chastain bekam von ihrer Gewerkschaft SAG-AFTRA eine Ausnahmebewilligung, ihren Indie-Film zu promoten, da die Produzenten eine Interim-Vereinbarung unterschrieben haben, die die Forderungen von SAG-AFTRA anerkennt.

Jessica Chastain: «Es gab Leute, die mir davon abrieten»

Ausserdem erlaubt die Gewerkschaft ihren Stars auch jetzt, Preise fürs Lebenswerk, wie den Golden Icon Award, entgegenzunehmen. Aber viele Stars halten sich aus Solidarität zurück und nehmen solche Ausnahmeregelungen nicht wahr.

Sie sei unglaublich nervös ihren Film am Festival von Venedig vorzustellen, sagte Chastain Anfang September bei der Pressekonferenz auf dem Lido: «Es gab auch Leute in meinem Team, die mir davon abrieten. Ich weiss, wie viel Glück ich habe, in diesem wunderbaren Beruf zu arbeiten.»

Und weiter: «Gerade deshalb gibt man uns oft das Gefühl, dass wir schweigen sollten, um künftige Arbeitsmöglichkeiten nicht zu gefährden. Dieses Umfeld hat seit Jahrzehnten Ausnützung und unfaire Verträge gefördert.»

Die Gewerkschaft habe klargemacht, dass man ihr Anliegen auf verschiedene Arten unterstützen könne: «Wir lassen die Welt und die Studio-Produzenten mit der Unterzeichnung der Interim-Vereinbarung wissen, dass Schauspieler*innen faire Bezahlung, Schutz vor KI und Beteiligung and Streaming-Einnahmen zustehen.»

Jessica Chastain und ihre Verbindung in die Schweiz

Der Besuch der in Kalifornien geborenen und in der renommierten Julliard Schule in New York ausgebildeten Schauspielerin in der Schweiz passt, stand doch auch eine Schweizerin am Anfang von Chastains Durchbruch:

Die Basler Schauspielerin Marthe Keller («Marathon Man») hatte die unbekannte Jessica Chastain Off-Broadway im Theater gesehen und war begeistert – und zwar so sehr, dass sie ihrem Ex-Freund Al Pacino von ihr erzählte:

«Nachdem ich Jessica in Tschechows ‹Kirschgarten› auf der Bühne gesehen hatte, habe ich ihren Agenten ausfindig gemacht und Al empfohlen, sie sich anzusehen», so Marthe Keller während eines Besuchs beim Schweizer Konsul in Los Angeles vor ein paar Jahren.

«Aber wenn ich es nicht gewesen wäre, hätte sie kurz darauf jemand anderer gefunden, denn sie ist eine wunderbare Schauspielerin.»

Über 100 Regisseur*innen aus aller Welt stellen Filme vor

Zu den grösseren internationalen Namen am ZFF gehören im weiteren Ethan Hawke, der als Regisseur von «Wildcat» nicht gegen den Streik der Schauspieler*innen verstösst, sowie Diane Kruger und Mads Mikkelsen, die ihre europäischen Indie-Produktionen «Visions» (Frankreich) beziehungsweise The Promised Land» (Dänemark), präsentieren.

Ihnen ist wie dem Schweizer Regisseur Michael Steiner und der deutschen Filmemacherin Margarethe von Trotta eine Masterclass, also ein einstündiges Gespräch vor Publikum, gewidmet. Eine Rekordzahl von 100 Regisseur*innen aus aller Welt stellen ihre Filme persönlich vor.

Darunter sind 17 Filme aus der Schweiz oder schweizerische Co-Produktionen. Besonders gespannt dürfte man auf «Retour en Alexandrie» von Tamer Ruggli sein, der mit Fanny Ardant und Nadine Labaki zwei grosse Stars des internationalen Kinos für seinen ägyptischen Road-Movie verpflichten konnte. Steiner weiht mit seiner Kreis4-Odyssee «Early Birds» am Tag vor dem Festivalstart das neue Kino Frame (ehemals Kosmos) ein.

Live-Performance von Rockmusiker Peter Doherty

In der Sektion «Sound» lässt der britische Rocker Peter Doherty aufhorchen: Seine Lebenspartnerin Katia deVidas hat über zehn Jahre die Höhen und Tiefen des The Libertines-Frontmanns gefilmt und in «Peter Doherty: Stranger in My Own Skin» zusammengetragen. Nach der Weltpremiere wird Doherty eine Live Performance zum Besten geben.

Musikalisch untermalt wird auch die internationale Premiere von «Fioretta» von Matthew Mishory: Im amerikanischen Dokumentarfilm begibt sich Randy Schoenberg mit seinem Sohn Joey 500 Jahre zurück auf die Suche nach seinen jüdischen Vorfahren.

Das Screening am Donnerstag, 5. Oktober, wird mit der Streichsextett-Aufführung von «Verklärte Nacht» des bekannten Komponisten Arnold Schönberg, Randys österreichischem Grossvater, abgeschlossen. Anwalt Randy Schoenberg wurde 2015 in der Filmwelt bekannt, als ihn Ryan Reynolds in «Woman in Gold» verkörperte:

Schoenberg hatte mehrere Jahre dafür gekämpft, dass das von den Nazis geraubte Gustav Klimt Gemälde «Woman in Gold» seiner jüdischen Besitzerin zurückgegeben wurde.

Das Gastland ist dieses Jahr die Republik Korea – unter anderem ist der «Squid Games»-Star Lee Byung-hun im offiziellen Oscar-Beitrag «Concrete Utopia» zu sehen – und unter dem Hashtag #Masculinity werden neue und alte männliche Rollenmuster in Filmen wie der Dating-Satire «Cat Person» von Susanna Fogel aufgearbeitet.

Insgesamt werden 148 Filme gezeigt, davon 52 Welt- oder Europa-Premieren. Was es allerdings am 19. Zurich Film Festival nicht geben wird, ist Läderach-Schokolade:

Das Festival und die Schokoladenfirma haben ihre Partnerschaft nach den Enthüllungen des SRF-Dokumentarfilms «Die evangelikale Welt der Läderachs – Züchtigung im Namen Gottes im gegenseitigen Einvernehmen» aufgelöst.


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