Bötschi fragt Michael Steiner: «Eine Schiesserei ist extrem laut und nicht jedermanns Sache»

Von Bruno Bötschi

4.11.2021

«Wir urteilen leider oft zu vorschnell, ohne genauer hinzuschauen. Dabei tun wir Menschen unrecht»: Michael Steiner.
«Wir urteilen leider oft zu vorschnell, ohne genauer hinzuschauen. Dabei tun wir Menschen unrecht»: Michael Steiner.
Bild: Keystone

Der Schweizer Regisseur Michael Steiner spricht über seinen neuen Film «Und morgen seid ihr tot», verrät, mit welcher US-Schauspielerin er gern drehen würde und welche Vorteile Prominentsein mit sich bringt.

Von Bruno Bötschi

Seine erste Bekanntschaft mit dem Kino war nicht besonders befriedigend. Gezeigt wurde der Disney-Klassiker «Das Dschungelbuch».

Den Film fand Michael Steiner zwar cool, aber der Saal war übervoll mit hunderten von Kindern. Und weil Steiner zu spät kam, musste er auch noch auf einem Notsitz Platz nehmen. Das gefiel Klein-Michael gar nicht.

Aller Anfang ist schwer. Und in der Schweiz Kinofilme zu drehen zu meist ein pickelhartes Unterfangen. Steiner kann davon ein Lied singen. Trotzdem wurde er Filmemacher. Das liegt vor allem an Terry Gilliams «Brazil». Der düstere, kafkaeske Spielfilm aus dem Jahr 1985 berührte den 17-Jährigen Michael wie keiner zuvor.

Fünf Jahre später stellte er mit «Die schwebenden Häuser» seinen ersten Spielfilm fertig. Nun, 30 Jahre später, läuft sein 13. Spielfilm in den Schweizer Kinos: «Und morgen seid ihr tot». Eine Herzensangelegenheit für den 52-jährigen Regisseur.

Michael Steiner, wir machen heute ein Frage-Antwort-Spiel: Ich stelle dir in den nächsten 30 Minuten möglichst viele Fragen – und du antwortest möglichst schnell und spontan. Passt dir eine Frage nicht, sagst du einfach «weiter».

Okay, leg los.

Während der Dreharbeiten zum Western «Rust» erschoss vergangene Woche Schauspieler Alec Baldwin aus Versehen die Kamerafrau Halyna Hutchins und verletzte zudem Regisseur Joel Souza. Was ging dir durch den Kopf, als du diese Nachricht gehört hast?

Ich war schockiert – und irgendwann kam der Gedanke an Brandon Lee, den Sohn von Bruce Lee. Er wurde 1993 während der Dreharbeiten zu «The Crow» erschossen. Nach dem Tod von Lee dachten alle Filmemacher, einmal und nie wieder und jetzt ist es doch wieder passiert. Einfach nur schrecklich.

Wie viel Ahnung hast du von Waffen?

Ich war im Militär und habe dort gelernt, mit Waffen umzugehen.

In deinem neuen Film «Und morgen seid ihr tot», der seit letzter Woche in den Schweizer Kinos läuft, gibt es kaum eine Szene, in der keine Waffen zu sehen sind.

Bei uns gab es keine scharfe Munition auf dem Filmset.

Aber die Waffen waren echt?

Einige ja, der Grossteil waren jedoch Fake-Waffen.

Zum Autor: Bruno Bötschi

blue News-Redaktor Bruno Bötschi spricht für das Frage-Antwort-Spiel «Bötschi fragt» regelmässig mit bekannten Persönlichkeiten aus dem In- und Ausland. Er stellt ihnen ganz viele Fragen – immer direkt, oft lustig und manchmal auch tiefsinnig. Dabei bleibt bis zur allerletzten Frage immer offen, wo das rasante Pingpong hinführt.

Im Film ist eine Freudenkundgebung der Taliban zu sehen, während der Dutzende von Salutschüssen in die Luft geschossen werden.

Während dieser Szene kamen grösstenteils Fake-Waffen zum Einsatz. Nur in einigen wenigen Gewehren steckten Platzpatronen für die Referenz. So sehen wir, wie das Mündungsfeuer aussieht und können es bei den restlichen Waffen in der Postproduktion einfügen.

Ist dein Respekt vor Waffen derart gross oder ist das Einsetzen von Mündungsfeuer in der Postproduktion Standard?

Mittlerweile ist das weitgehend Standard. Eine Schiesserei ist extrem laut und deshalb nicht jedermanns Sache, insbesondere die Statist*innen sind sich das nicht gewohnt. Wer auf einem Filmset mit einer Waffe hantiert, muss davor einen Waffenkurs belegen. Aber diese Zeit fehlt oft und deshalb ist es einfacher, Fake-Waffen zu benützen.

So grundsätzlich: Welche Regeln gelten an einem Filmset in Bezug auf das Benutzen von Waffen?

In der Schweiz müssen Waffen, die während Dreharbeiten benutzt werden, plombiert sein. Zudem darf keine Waffe eingesetzt werden, ohne dass sie der Waffenmeister nicht freigegeben hat. Dieser ist als Experte bei der Produktion im Einsatz und stellt die Requisite zur Verfügung. Der Waffenmeister kontrolliert jedes Gewehr, jede Pistole und muss auch einen Waffenschein besitzen.

Es passiert immer wieder, dass es während Dreharbeiten zu Unfällen kommt. Bei deinen Filmen auch?

Ja, leider. Während der Dreharbeiten zu «Das Missen-Massaker» verbrannte sich ein Stuntman, weil er während einer Szene unkontrolliert stürzte. Und bei «Wolkenbruch» löste sich während einer Autofahrt ein Ventil und schlug der Hauptdarstellerin ans Bein.

«Bei uns gab es keine scharfe Munition auf dem Filmset»: Michael Steiner. Das Bild zeigt eine Szene aus seinem neuen Film «Und morgen seid ihr tot».
«Bei uns gab es keine scharfe Munition auf dem Filmset»: Michael Steiner. Das Bild zeigt eine Szene aus seinem neuen Film «Und morgen seid ihr tot».
Bild: The Walt Disney

Wirst du laut auf dem Set, wenn etwas nicht funktioniert?

Ich werde eigentlich nie laut. Wenn schon ist das die Aufgabe des First-Assistant-Directors. Er ist verantwortlich, dass auf dem Set alles läuft. Ich sitze hinter dem Monitor und habe oft nicht die ganze Szenerie auf dem Set im Blickfeld.

Nochmals: Wann wirst du laut auf dem Set?

Wenn ich merke, dass während längerer Zeit der Wurm drin ist.

Bist du gut im Entschuldigen?

Ja, wenn es mein Fehler war.

Bei welcher Schauspielerin, bei welchem Schauspieler musst du dich noch entschuldigen?

Bei keinem … oder doch, es gibt Schauspieler*innen, bei denen ich mich entschuldigen muss. Aber nicht, weil ich einen Fehler gemacht habe.

Sondern?

Es kommt immer wieder vor, dass du eine Szene drehst, die später im Film nicht zu sehen ist. Das ist eine künstlerische Entscheidung. Jede Schauspielerin, jeder Schauspieler weiss, dass so etwas passieren kann, trotzdem tut mir das immer sehr leid, wenn Darsteller aus dem Film geschnitten werden.

So grundsätzlich: Was braucht eine Geschichte, dass du daraus einen Film drehen willst?

Das Thema muss es wert sein, mich mehrere Jahre damit beschäftigen zu können.

Was hat dich an der Geschichte der beiden Taliban-Geiseln Daniela Widmer und David Och fasziniert?

Nach ihrer Rückkehr in die Schweiz zweifelten die Medien an ihrer Geschichte und es war die Rede von Blauäugigkeit. Schon nach dem ersten Interview der beiden Ex-Geiseln war mir klar: Diese Geschichte muss ich verfilmen.

Warum?

Ich bin 52, gehöre also einer der ersten Generationen an, die viel auf der Welt herumreisen konnten. Als ich die Geschichte von Daniela und David hörte, war einer meiner ersten Gedanken: Viele Menschen, die reisen, sind auch schon in Situationen gekommen, die gefährlich hätten werden können. Aber meistens passiert nichts. Stattdessen können wir unseren Freund*innen nach der Rückkehr erzählen, wie viel unverschämtes Glück wir hatten. Deshalb verstand ich nicht, warum Daniela und David, die dieses Glück nicht hatten, in den Medien derart hart angegriffen und mit unglaublich viel Häme überschüttet wurden. Wir urteilen leider oft zu vorschnell, ohne genauer hinzuschauen. Dabei tun wir Menschen unrecht. Mein Film über die Entführung und Flucht von Daniela und David will dies exemplarisch zeigen.



Ist es für dich einfacher, eine wahre Geschichte zu verfilmen?

Ich glaube, ja. Denn ich bin nicht Woody Allen, der alle Geschichten und Charaktere erfindet und daraus einen Film realisieren kann. Bei mir funktioniert es eher so, dass ich eine Geschichte entdecke, die mich anspricht, sei es eine Sage, ein Buch oder ein Tatsachenbericht. Wahre Storys sind insofern schwieriger umzusetzen, als dass ich der Geschichte unbedingt gerecht werden will.

Wie fühlt sich das für dich an, wenn ein Kinofilm zum ersten Mal in der Öffentlichkeit gezeigt wird?

Ich bin vor jeder Premiere so nervös, dass ich es nicht schaffe, den Film im Kino in ganzer Länge anzusehen. Deshalb schleiche ich jeweils erst kurz vor Ende der Vorstellung in den Kinosaal.

«Und morgen seid ihr tot» wurde am Zurich Film Festival zum ersten Mal vor Publikum gezeigt.

Das war unglaublich. Die Wucht der Emotionen hat mich beinahe erschlagen. So etwas habe ich noch nie erlebt. Das Publikum schenkte mir eine Standing Ovation und liess mich spüren, dass mein Film sie echt berührt hat. Trotzdem glaube ich, der Film wird im Kino nicht funktionieren.

Warum nicht?

Die Vorurteile der Schweizer Bevölkerung gegenüber Daniela und David sind unglaublich gross. Der Mensch, insbesondere der alpine Vertreter, ändert nur ungern seine Meinung. Dann kommt erschwerend dazu, dass viele keine Lust haben, in Zeiten von Corona eher schwere Kost im Kino zu sehen.

«Ich bin nicht Woody Allen, der alle Geschichten und Charaktere erfindet und daraus einen Film realisieren kann. Bei mir funktioniert es eher so, dass ich eine Geschichte entdecke, die mich anspricht»: Michael Steiner auf dem Filmset von «Und morgen seid ihr tot».
«Ich bin nicht Woody Allen, der alle Geschichten und Charaktere erfindet und daraus einen Film realisieren kann. Bei mir funktioniert es eher so, dass ich eine Geschichte entdecke, die mich anspricht»: Michael Steiner auf dem Filmset von «Und morgen seid ihr tot».
Bild: The Walt Disney Company

Wie ist dein aktueller Gefühlzustand: wild und chaotisch oder kreativ aufgeräumt?

Kreativ chaotisch. Ich beginne nächste Woche mit den Dreharbeiten für eine neue Fernsehserie.

Darfst du schon mehr darüber verraten?

Es ist die Geschichte einer Detektivschule in Basel.

Wenn ich recht informiert bin, ist es deine erste Serie?

Das stimmt.

Drehbuchautor, Regisseur, Produzent: Was kannst du am besten?

Regie mache ich am liebsten.

Wann zweifelst du am meisten an deinen Fähigkeiten?

(Überlegt lange) Eigentlich zweifle ich nie an meinen Fähigkeiten.

Für welche deiner Charakterschwächen schämst du dich?

(Überlegt noch länger) Manchmal bin ich eher auf der faulen Seite und zu schnell zufrieden mit dem, was ich tue.

Rückblickend nach 30 Jahren als Regisseur …

… stimmt das? Moment, ich muss schnell nachrechnen. Meinen ersten Spielfilm «Die schwebenden Häuser» habe ich 1991 gedreht. Du hast also recht.

Hat sich der ganze Ärger gelohnt?

Ja. Der Beruf des Filmemachers ermöglichte es mir, viele Menschen kennenzulernen und viele Länder zu sehen. Ich musste zudem nie irgendwelchem Prestige hinterherrennen, war aber trotzdem immer Teil der Gesellschaft. Menschen, die sich nur über Geld definieren, kommen manchmal nicht mit mir klar.

Hat vielleicht damit zu tun, weil manche Menschen finden, du seist arrogant?

Das wird mir immer wieder unterstellt, ja. Oft haben die Menschen von mir ein Bild, welches sie aus der Presse kennen. Ich will aber nicht klagen, ich bin mir bewusst, dass das Prominentsein viele Vorteile hat.

Welche zum Beispiel?

Man hört mir zu – so wie du jetzt auch während dieses Interviews.

«Der Beruf des Filmemachers ermöglichte es mir, viele Menschen kennenzulernen und viele Länder zu sehen»: Michael Steiner (ganz rechts) zusammen mit Morgane Ferru und Sven Schelker, den beiden Hauptdarstellern aus seinem Film «Und morgen seid ihr tot», und Ex-Geisel Daniela Widmer (zweite von links).
«Der Beruf des Filmemachers ermöglichte es mir, viele Menschen kennenzulernen und viele Länder zu sehen»: Michael Steiner (ganz rechts) zusammen mit Morgane Ferru und Sven Schelker, den beiden Hauptdarstellern aus seinem Film «Und morgen seid ihr tot», und Ex-Geisel Daniela Widmer (zweite von links).
Bild: Sigi Bucher

Das verrückteste oder schönste Erlebnis, das du je in einem Kinosaal hattest?

Die erste Standing Ovation nach der Premiere von «Und morgen seid ihr tot».

Der Schweizer Regisseur Jean-Luc Godard sagte einmal: «Im Kino schlafen heisst dem Film vertrauen.» – Magst du es, wenn das Publikum bei deinen Filmen einschläft?

Das mag vielleicht auf die Filme von Godard zutreffen (lacht). Ich gebe zu, ich bin auch schon eingeschlafen im Kino, aber sicher nicht bei einem guten Film.

Wann bist du zum letzten Mal vorzeitig aus dem Kino gelaufen?

Das sage ich nicht, aber es passiert öfter.

Erinnerst du dich an deinen allerersten Kinobesuch?

«Das Dschungelbuch» im Kino Leuzinger in Rapperswil.

Bist du gut im Nichtsagen?

Nein. Nur dumme Menschen reden nicht. Das meine ich natürlich nicht so, aber wer gescheit ist, kann sich auch eloquent ausdrücken. Wer behauptet, nichts zu sagen sei eine Tugend, irrt. Nichts sagen kann man nach dem Ableben noch ganz lange.

Wie kann man eine Frau beeindrucken, ohne den Mund aufzumachen?

Frauenherzen, nein, alle Herzen, gewinnt man mit Humor.

Würdest du gern einmal Julia Roberts treffen?

Ja – es gibt aber noch eine ganze Reihe anderer Schauspielerinnen, die ich gern treffen würde.

Mit welcher anderen Schauspielerin würdest du gern einen Film drehen?

Moment, da muss ich überlegen … Scarlett Johansson.

Wie würdest du dich Frau Johansson vorstellen, und worüber würdest du mit ihr reden wollen?

Ich will mich nicht vorstellen, ich will mit ihr arbeiten.

Sexieste Frau aller Zeiten?

Sophia Loren.

Sexiester Mann aller Zeiten?

Marlon Brando.

Der Trailer zum Film «Und morgen seid ihr tot» von Michael Steiner. Die blue-Koproduktion ist seit vergangener Woche in den Schweizer Kinos zu sehen.

Bild: YouTube

Die Vornamen deiner drei besten Freunde?

Samantha, Alex und Kischi.

Deine Lieblingsplatte?

Oh, da gibt es ganz viele … darf ich mehrere nennen?

Du darfst.

«Bossanova» von den Pixies, «Nevermind» von Nirvana, alle Platten von Elvis und den Beatles und viele mehr

In welcher Band wärst du gern Sänger gewesen?

AC/DC (lacht).

Bei welchem Weltereignis wärst du gern dabei gewesen?

Bei der Mars-Landung.

Ein hartnäckiges Gerücht über dich, das nicht wahr ist?

Ich liebe alle Gerüchte über mich.

Auch die Drogen-Geschichten?

Hauptsache, die Leute reden über einen (lacht).

Wofür gibst du besonders gern Geld aus?

Reisen und Hotels.

Wie verändert Erfolg einen Menschen?

Erfolgreiche Menschen machen das Maul öfter auf als andere.

Dein übelstes körperliches Gebrechen?

Ich habe eine Tendenz zu Winter-Rheuma.

Dein übelstes mentales?

Grössenwahnsinn.

Treibst du Sport?

Ich trainiere Muay Thai.



Wirst du böse, wenn man dich einen Schwächling nennt?

Nein, aber das Gegenüber muss mit Gegenwehr rechnen.

Dann bekomme ich nach der nächsten Frage wohl eins in die Fresse …

… bekommst du nicht.

Meiner Meinung nach ist «Das Missen-Massaker» aus dem Jahr 2012 dein bisher schlechtester Kinofilm.

Da gebe ich dir recht. Bei dem Film hätte ich gern nochmals vier Monate Zeit gehabt, um am Drehbuch arbeiten zu können. Dieses Gefühl hatte ich sonst noch nie bei einem Film. Ich hätte «Das Missen Massaker» viel radikaler umsetzen müssen.

Welche Filme beeinflussten dich am meisten?

«Once Upon a Time in the West» von Sergio Leone, «Pulp Fiction» von Quentin Tarantino, «Brazil» von Terry Gilliam und «Der Pate». Gilliams düsterer, kafkaesker Spielfilm berührte mich jedoch wie kein Film zuvor. Diese Dystopie verstörte mich. Gleichzeitig wurde in mir der Wunsch wach, meine Gefühle in Bilder umzusetzen.

Wirken Bilder stärker als Worte?

Nein, aber Blicke.

«Wer behauptet, nichts zu sagen sei eine Tugend, irrt. Nichts sagen kann man nach dem Ableben noch ganz lange»: Michael Steiner. Das Bild zeigt das Filmset «Und morgen seid ihr tot» in Indien.
«Wer behauptet, nichts zu sagen sei eine Tugend, irrt. Nichts sagen kann man nach dem Ableben noch ganz lange»: Michael Steiner. Das Bild zeigt das Filmset «Und morgen seid ihr tot» in Indien.
Bild. The Disney Company

Wie geht es deinen filmischen Träumen?

Welche meinst du?

Die Erzählung um die Tasaday: Dieses Steinzeitvolk wurde in den 1970er-Jahren angeblich neu entdeckt, bis der Schweizer Ethnologe Oswald Iten 1986 den Schwindel aufdeckte.

Das Filmprojekt trage ich seit über 25 Jahren mit mir herum. Es gab auch schon ein erstes Drehbuch. Aber noch ist die Zeit nicht reif für den Film.

Und was ist mit dem Winkelried in 3-D?

Hellebarden und lange Spiesse: Weisst du, wie gut das aussähe?

Liegt aber auch noch in der Schublade. Oder?

Ich will nicht zu viel verraten, nur so viel: Es ist etwas am Tun.

Bist du immer noch der Meinung, dass die grossen historischen Stoffe in der Schweiz noch auf einen Regisseur warten?

Ja, auf mich.

Tyler Brùlé, Gründer von «Wallpaper» und «Monocle», ist ein grosser Schweiz-Fan. Im «Zeit Magazin Schweiz» sagte er kürzlich, dass er die coole Streaming-Serie, die in den Schweizer Bergen spielt, vermisse. Wäre das nicht was für dich?

Tyler Brùlé ist ein Marketingmensch und positioniert Brands. Er hat aber nicht unrecht, wir sollten unsere Berge wirklich mehr für Filme nutzen, denn die stehen ja sowieso da. Gleichzeitig muss man aber wissen: In den Alpen zu drehen, also auf über 2000 Meter, ist nicht so einfach und deshalb auch ziemlich teuer – siehe meinen Film «Sennentuntschi».

Brùlés Kommentar zum Schweizer «Tatort»: «Lieber ganz schweigen.» Bist du seiner Meinung?

Es ist die erste Frage an diesem Abend, die ich nicht beantworte.

Demnach bist du Brùlés Meinung?

Fakt ist, ich habe in meinem ganzen bisherigen Leben kaum mehr als zwei, drei «Tatort»-Krimis gesehen. Was sicher auch damit zu tun hat, dass ich kein Fan bin.

Sollte dich das Schweizer Fernsehen anfragen, ob du einen «Tatort» drehen möchtest: Wie würde deine Antwort lauten?

Ich würde sofort zusagen.



Dein Kommentar zur SRF-Serie «Frieden»?

Gut umgesetzt. Bei der Serie wurde auf kommerzielle und gleichzeitig sehr unterhaltende Art ein Teil der Schweizer Geschichte aufgerollt, die bisher wenig bekannt war.

Was hältst du von «Wilder»?

Unglaublich schöne Landschaftsaufnahmen.

Wie hat dir «Neumatt» gefallen?

«Neumatt» ist gute Unterhaltung für ein älteres Publikum. Ich fand die Serie aber bieder.

Warum muss man «Und morgen seid ihr tot» unbedingt schauen gehen?

Ich denke, viele Menschen haben die Geschichte der beiden Schweizer Ex-Geiseln bereits abgehakt. Ich aber habe nachgehakt, weil es wichtig ist, hinter die Schlagzeilen zu schauen. Darum geht es in meinem Film. Aber eben, das wird schwierig mit dem Kinoerfolg.

Warum drehst du eigentlich einen Film, wenn du schon im Vornhinein annimmst, dass ihn die Menschen nicht sehen wollen?

Ich bin davon ausgegangen, dass der Wunsch nach Wahrheit stärker ist als das Vorurteil. Wer weiss, vielleicht kommt das ja noch. Never give up.


Die blue Koproduktion «Und morgen seid ihr tot» läuft derzeit in allen blue Cinema Kinos.

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