Mathias Flückiger ist nach seiner positiven Dopingprobe provisorisch gesperrt. Rad-Experte Henri Gammenthaler allerdings glaubt an seine Unschuld.
19.08.2022, 15:44
19.08.2022, 15:59
Manuel Rupp, Martina Baltisberger & Martin Abgottspon
Nicht selten tendiert man bei positiven Dopingproben dazu, die Athleten vorschnell zu verurteilen. Der Schatten der A-Probe ist schlicht zu gewaltig. Rad-Experte Henri Gammenthaler allerdings beurteilt den Befund bei Mathias Flückiger sehr nüchtern. Natürlich sei auch er geschockt gewesen, wie er im Gespräch mit blue Sport verrät. Aber: «Ich hoffe und ich glaube, dass bei dieser Probe irgendetwas krumm gelaufen ist. Ich sehe mich schon fast als Anwalt für Mathias Flückiger. Hier war kein Doping im Spiel.»
Natürlich kann aber auch Gammenthaler einen Missbrauch illegaler Substanzen nicht komplett ausschliessen. Vorgeworfen wird Flückiger die Einnahme von Zeranol, ein äusserst seltenes Präparat, das nur in der Viehzucht verwendet wird und automatisch zu einer provisorischen Sperre führt. «Sollte sich die A-Probe nun doch bestätigen, dann ist dies ein Drama für die gesamte Mountainbike-Szene.»
Bisher nie ein ernsthaftes Thema
Während im Radsport Doping schon seit Jahrzehnten ein Dauerthema ist, war im Mountainbike-Sport bisher nie davon die Rede. «Das kommt jetzt einer Verschmutzung gleich. Einer hat ein faules Ei reingelegt», so Gammenthaler.
Natürlich gab es auch nach Radquer- oder Mountainbike-Rennen schon mal Anschuldigungen, gerade wenn eher unbekannte Fahrer*innen plötzlich ein Rennen gewonnen haben. «Diesen ging man aber nie auf den Grund. Und so gab es auch gar nie ernsthafte Diskussionen, ob tatsächlich unerlaubte Substanzen im Spiel sind.»
Die ganze Mountainbike-Szene im Scheinwerferlicht
Flückigers Fall rückt jetzt alles in ein etwas anderes Licht. Er und die gesamte Mountainbike-Szene stehen unter strengster Beobachtung. Die Medien richten ihr Augenmerk genauso auf den Fall wie Doping-Fahnder, der Verband und andere Profisportler*innen.
Die nächsten Wochen werden für den Silbermedaillengewinner von Tokio nicht einfach. Bisher hat er sich selber noch nicht zu den Anschuldigungen geäussert. Auf jeden Fall braucht Flückiger aber ein dickes Fell, wie Gammenthaler abschliessend sagt: «Wenn Flückiger mental nicht stark genug ist, ist das sein Karriere-Ende.»
Das ganze Interview mit Henri Gammenthaler zum Fall von Mathias Flückiger siehst du am Anfang des Artikels.
