Vor 25 Jahren «I’m back» – Jordans Comeback für die Ewigkeit

Von René Weder

18.3.2020

Viele werden «Superstar» genannt, nur wenige werden diesem Prädikat gerecht. Michael Jordan ist einer davon.
Viele werden «Superstar» genannt, nur wenige werden diesem Prädikat gerecht. Michael Jordan ist einer davon.
Bild: Getty

Vor 25 Jahren, am 18. März 1995, verschickt Michael Jeffrey Jordan eine Fax-Nachricht an die Presse und kündigt mit den kurzen Worten «I’m back» sein Comeback an. Die Sportwelt steht Kopf: Der GOAT ist zurück.

Jeder Sportfan hat so seine Listen im Kopf: Lieblingssportler, Herzensvereine, Hassfiguren oder etwa jene Protagonisten, die unabhängig jeglicher Sympathien alle anderen überragen, die grössten der Geschichte eben. So subjektiv diese Einordnungen auch sein mögen, so kommt man objektiv gesehen beim Podium der letztgenannten Kategorie nicht um den Namen Michael Jordan herum.

Erfolgreich auf und neben dem Court

Für die NBA, die bedeutendste Basketball-Liga der Welt, ist der 1963 in Brooklyn geborene Michael Jeffrey Jordan jedenfalls offiziell der GOAT («Greatest of all Time»). Eine Bezeichnung, die in jüngster Vergangenheit inflationär verwendet wird. Und doch trifft sie auf Jordan zu, wie sonst vielleicht nur auf den Boxer Muhammad Ali, der sich den Titel gleich selbst verlieh.


Magic Johnson: 

«Es gibt Michael Jordan und dann gibt es noch den Rest von uns.»

Larry Bird:

«Er ist Gott, getarnt als Michael Jordan.»


Jordan überstrahlt den Sport bis heute, auch 17 Jahre nach seinem dritten und letzten Rücktritt. Der Shooting Guard, andachtsvoll in Anlehnung an seinen «Sieg gegen die Schwerkraft» auch «His Airness» genannt, ist nicht nur Aushängeschild des Sports, sondern eben auch äusserst erfolgreicher und schwerreicher Geschäftsmann, dessen eigene Kleidermarke nicht nur von Sportlern getragen wird. Sein Vermögen wird vom Wirtschaftsmagazin Forbes auf 2,1 Millarden US-Dollar geschätzt. «Nur» rund 90 Millionen davon hat er während seiner insgesamt 14 Saisons überdauernden Karriere als Spieler-Gehalt verdient. Der Rest war und ist «Business».

«Be like Mike»

Jordan, 1984 im NBA-Draft an dritter Stelle gezogen, führte seinen Stammverein, die Chicago Bulls, zu Beginn der 90er-Jahre zu drei Meisterschaften. Dreimal wurde er zum wertvollsten Spieler («MVP») der Final-Serie gewählt. Insgesamt sollte er nicht weniger als fünffacher «MVP» werden. «A Star is born», titelte «Sports Illustrated» bereits im Dezember 1984 in der Überzeugung, dass hier ein Jahrhundertsportler heranwächst.

Das Cover der Sports Illustated – im Dezember 1984.
Das Cover der Sports Illustated – im Dezember 1984.
Bild: Sports Illustraded

«Be like Mike» lautete die Werbebotschaft eines Getränkeherstellers. Und eine ganze Generation junger Sportfans wollte sein wie «MJ», der perfekte Athlet, der Kaugummi kauend über allem zu schweben schien, was sich ihm ihn den Weg stellte. 1992 erlang er auch hierzulande definitiv Heldenstatus, als er mit dem ersten – und für viele einzig wahren – «Dream Team» an den olympischen Sommerspielen in Barcelona für Spektakel sorgte.

Rücktritt nach dem Mord am Vater

1993 dann der Schicksalsschlag: Jordans Vater James wird im Schlaf erschossen, als er mit seinem Auto neben einem Highway parkt. Zwei Monate nach dem tragischen Vorfall zieht sich Michael Jordan aus der NBA zurück. Als Grund gibt er fehlenden Spielspass an, selbstredend war die Trauer um seinen Vater viel grösser. Doch ohne Sport wollte der 1,98-Meter-Mann nicht sein. Er wechselte zum Baseball, der grossen Liebe seines Vaters. In den kommenden Monaten spielte er mit letztlich mässigem Erfolg bei den Birmingham Barons, einem Farm-Team der Chicago White Sox. Jordan hatte auch beim Baseball durchaus Talent, aber nach einem Spielerstreik im März 1995 kam der Betrieb komplett zum Erliegen. Damals dürfte sein Plan bereits gereift sein, denn nur wenig später trudelte ein Fax in den Sportredaktionen ein. Es enthielt ein Statement aus nur zwei Worten, vielleicht waren es auch drei: «I'm back.» 

«I'm back»: Mehr brauchte Jordan nicht zu schreiben um ein kleineres Erdbeben auszulösen.
«I'm back»: Mehr brauchte Jordan nicht zu schreiben um ein kleineres Erdbeben auszulösen.

Die Basketball-Welt stand Kopf, der Heilsbringer vor der Rückkehr. Doch die Last auf Jordans Schultern war immens. Wird er jemals wieder so dominant spielen können wie vor seinem Abschied? Nicht wenige prophezeiten, dass er sein eigenes Denkmal beschmutzen werde. Völlig abwegig schien die Haltung nicht, denn Jordan hatte seinen Körper auf Baseball getrimmt. Besonders an seinem Oberkörper machte sich das Training bemerkbar, der Superstar hatte deutlich an Muskelmasse zugelegt.

Doch Jordan sollte seine Anhänger nicht enttäuschen. Zwar benötigte er etwas Anlauf, aber spätestens mit der 55-Punkte-Gala gegen die defensiv starken Knicks im ehrwürdigen Madison Square Garden war klar: «He’s back». In der Folge gewann Jordan drei weitere Meisterschaften und weitere MVP-Auszeichnungen. Es folgte ein weiterer Rücktritt und ein Comeback in den frühen Nuller-Jahren bei den Washington Wizards. Da spielte es keine Rolle mehr, wie er spielen würde, das Denkmal konnte nicht mehr beschmutzt werden.


Zugabe: Unvergessene Jordan-Momente

Frech: «Hey Mutombo, this one is for you Baby» – Jordan versenkt den Freiwurf mit geschlossenen Augen.

Überragend: Jordan zeigt den legendären Dunk von der Freiwurf-Linie.

Übermenschlich: Im Final gegen die Lakers 1991 hebt Jordan ab, entscheidet sich im letzten Moment aber gegen den Dunk.

Wer etwas länger Zeit hat: Jordans «Top 50 All Time Plays»


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