Der dreimalige Wimbledonsieger und frühere Trainer Boris Becker hat Kritik am Verhalten von Novak Djokovic geübt. Tennisprofi John Isner hält hingegen zum Serben. Auch Intimfeind Nick Kyrgios überrascht mit seinem Votum.
Boris Becker hat in einem Gastbeitrag für die «Daily Mail» Kritik am Verhalten von Novak Djokovic geübt. «Ich glaube, er macht einen grossen Fehler, sich nicht impfen zu lassen», schreibt die deutsche Tennis-Legende. Dieser Fehler bedrohe das, was von seiner Karriere und der Chance, sich selbst als besten Spieler der Geschichte zu verewigen, bleibe. Becker trainierte von 2013 bis 2016 den Serben. In dieser Zeit gewann Djokovic sechs Grand-Slam-Turniere, darunter auch die Australian Open, und wurde wieder die Nummer eins der Welt.
Er habe nach deren Ankunft am Flughafen in Melbourne Kontakt mit Djokovics aktuellem Coach Goran Ivanisevic gehabt, schrieb Becker weiter. Dieser habe sich aber in einem anderen Raum aufgehalten, weil mit dessen Visum alles in Ordnung gewesen sei. Mit Djokovic habe er noch nicht gesprochen, aber «ich würde ihm dringend raten, sich impfen zu lassen – ob er auf mich hören würde, ist eine andere Sache», so Becker. Die Regeln seien zu akzeptieren, betonte er.
Djokovic will bei den Australian Open spielen, die am 17. Januar beginnen. Der offenkundig ungeimpfte Djokovic wollte bei den Australian Open teilnehmen. Dem 34-Jährigen wurde von der Turnierorganisation eine – höchst umstrittene – medizinische Ausnahmegenehmigung erteilt.
Mit dieser landete er am späten Mittwochabend in Melbourne. Der Grenzschutz sah die Einreiseregeln jedoch nicht erfüllt, sodass Djokovic zwei Nächte in einem Hotel für Ausreisepflichtige verbringen musste, in dem auch abgelehnte Asylbewerber untergebracht sind. Djokovic hat dagegen geklagt. Ein Gericht in Melbourne will am Montag eine Entscheidung fällen.
John Isner: «Schande»
Der Einreise-Krimi (hier geht's zur Übersicht) schlägt grosse Wellen. Nachdem sich mit Rafael Nadal eine wichtige Stimme auf die Seite der australischen Regierung schlug, sehen andere Berufskollegen die Sache in einem anderen Licht. John Isner hält bei Twitter fest: «Er hat die Regeln befolgt, durfte nach Australien einreisen, und jetzt wird er gegen seinen Willen festgehalten. Das ist eine solche Schande!». In einem weiteren Tweet ergänzte Isner: «Er hat ein Recht darauf, hier zu sein!»
Der US-Amerikaner und bekennende Trump-Fan fiel schon in der Vergangenheit mit seiner laxen Haltung in Sachen Corona auf. Doch nicht nur der politisch konservative Riese Isner verteidigt den Umgang mit der Weltnummer 1.
Nick Kyrgios überrascht mit sanften Worten
Auch Nick Kyrgios bricht eine Lanze für den Serben. Dabei liess der Australier sonst seit Beginn der Pandemie keine Gelegenheit aus, das Verhalten von Djokovic bezüglich Corona anzuprangern. Die beiden Streithähne gingen beileibe nicht zimperlich zur Sache und zielten auch öfters unter die Gürtellinie.
Zwar sei er auf jeden Fall dafür, Massnahmen zu ergreifen. Er habe sich wegen anderer und wegen der Gesundheit seiner Mutter impfen lassen, schreibt Kyrgios auf Twitter. «Aber wie wir mit Novaks Situation umgehen, ist schlecht, wirklich schlecht», erläutert er und erwähnte die zahlreichen «Memes und Schlagzeilen». In der Tat war die Häme in der Öffentlichkeit gross, als das Visum von Djokovic annulliert wurde.
«Dies ist einer unserer grossen Champions, aber am Ende des Tages ist er ein Mensch. Macht es besser», resümiert Kyrgios. Der 26-Jährige lieferte lange viele Skandale auf der Tour. Mit seinem neusten Votum unterstreicht der einstige Bad Boy des Tennis, welchen Reifeprozess er durchlief.