Benoit Paire bestimmte schon bei den US Open die Schlagzeilen. Positiv getestet, schimpfte er in New York über die Bedingungen in der Hotel-Quarantäne. Nun sorgte der Franzose auch in Hamburg für Aufsehen – und wieder ging es um Corona.
Der Grieche Stefanos Tsitsipas hatte am Mittwoch seinen ersten Auftritt in Hamburg. Doch über die Partie des populären Weltranglisten-Sechsten sprach niemand. Stattdessen ging es um Corona, Corona und noch einmal Corona. Im Mittelpunkt: der bereits bei den US Open in New York positiv auf das Coronavirus getestete Franzose Benoit Paire.
Der 31-Jährige gab seine Erstrunden-Partie gegen den Norweger Casper Ruud beim Stand von 4:6, 0:2 wegen Erschöpfung auf und sorgte danach mit dem Öffentlichmachen weiterer positiver Tests beim Tennis-Turnier in Hamburg für Aufsehen.
Paire schon wieder positiv? Und trotzdem bei den European Open am Start? Das sorgte für viele Fragen und heftige Diskussionen. Die Veranstalter um Turnier-Organisatorin Barbara Reichel beriefen extra eine Pressekonferenz mit Turnierarzt Dr. Volker Carrero ein, um ein bisschen Licht in den Coronadschungel zu bringen. Und Carrero schaffte es in der Tat, Antworten zu liefern. Die wichtigste: Dass Paire in Hamburg spielte, war absolut in Ordnung und entsprach sämtlichen Regeln des Hygienekonzeptes und des Infektionsgesetzes.
«Ein positiver Test bedeutet nicht gleich Infektiosität»
Man müsse zwischen «einem ersten positiven Test und Re-Tests» differenzieren, erklärte Carrero. Da Paire bereits am 28. August kurz vor Beginn der US Open positiv getestet worden sei und sich danach den Regeln entsprechend in Quarantäne befunden habe, handele es sich bei dem Franzosen um einen Re-Test. Und es sei nicht ungewöhnlich, dass bei diesen Re-Tests positive Ergebnisse auftauchen würden.
«Das heisst aber nicht, dass sie infektiös sind. Ein positiver Test bedeutet nicht gleich Infektiosität, sondern nur nachgewiesenes Virus-Material», erklärte der Mediziner.
Paire sei also nie für andere ansteckend gewesen, weshalb das zuständige Gesundheitsamt nach dem auffälligen Re-Test am Freitag am Samstag auch entschieden habe, dass Paire in Hamburg spielen dürfe. Nach einem weiteren positiven Ergebnis sei ein dritter Test in Hamburg am Dienstag dann negativ gewesen. «Wir wissen aus anderen Verläufen, dass es immer mal wieder diese Wechsel zwischen negativ-positiv-negativ geben kann. Das ist nicht ungewöhnlich», sagte Carrero.
Paire: «So macht es keinen Spass»
Nervenaufreibend ist es für die Spieler dennoch. «Ich habe schon gemerkt, dass das für viele Spieler eine psychische Belastung ist», sagte Reichel. «Vor allem auch für die Spieler, die in den USA und in Rom waren, immer ohne Zuschauer, immer in dieser Bubble. Ich glaube, man muss sich auch in die Lage der Spieler versetzen, das ist nicht leicht», sagte die Österreicherin.
Paire hatte zuvor in seiner Pressekonferenz einen emotional völlig aufgelösten Eindruck hinterlassen. Nach der Quarantäne in New York sei er sowohl in den USA, in Frankreich als auch zuletzt beim Turnier in Rom negativ getestet worden. Und jetzt auf einmal wieder positiv? Wieder die meiste Zeit im Hotelzimmer? Wieder die Unsicherheit und viele Fragen? «Ich verstehe das alles nicht mehr. Ich bin einfach nur müde, will nur noch nach Hause zu meiner Familie.»
Ob er bei den am Sonntag beginnenden French Open in seiner Heimat antreten werde, liess der Franzose offen. Wenn nicht, werde er seine Saison sofort beenden. «So macht es keinen Spass», hielt Paire fest. Das Leben bestehe nicht nur aus Netflix und Playstation, sagte der Franzose mit Blick auf den Zeitvertreib in der Quarantäne.
Andere Regeln in Paris?
In Paris hatte es bereits im Vorfeld der French Open die ersten positiven Tests bei Spielerinnen und Spielern aus der Qualifikation gegeben. Einige Profis wurden vom Turnier ausgeschlossen, weil sie in Kontakt zu ihrem positiv getesteten Trainer waren. «Wie das die Veranstalter in Paris handhaben, kann ich nicht sagen», sagte Carrero. Und genau diese Unterschiede zwischen den Turnierorten machen es für die Spieler derzeit so kompliziert.
Tsitsipas war das alles übrigens nicht anzumerken. Er erreichte mit einem 6:3, 6:1 gegen den Briten Daniel Evans mühelos den Achtelfinal.