Seit dem Wochenende rollt in der Super League wieder der Ball, das Meisterrennen ist so spannend wie noch nie. Interessant ist aber nicht nur der Kampf um den Leaderthron, sondern auch die folgenden Fakten.
Wer eine Liga kennt, in der das Meisterrennen spannender ist als jenes in der Super League, der muss ein richtiger Fussball-Nerd sein. Denn so eng wie in der Schweiz geht es in keiner der uns bekannten Ligen zu und her. Lugano führt die Tabelle mit zwei Punkten Vorsprung auf den im 6. Rang klassierten FCZ an. Dazwischen sind der FCB und Lausanne (je 31 Punkte) sowie Luzern und Servette (je 30 Punkte) klassiert. Und so überrascht es auch nicht wirklich, dass in der ersten Runde nach der Winterpause in vier von sechs Spielen die Punkte geteilt werden. Folgende Fakten dagegen, die haben durchaus Überraschungspotential.
Neuzugänge schmoren auf der Ersatzbank
Wer beim Jahres-Auftakt darauf gehofft hat, neue Gesichter zu sehen, der wurde zumindest bei den Top-Teams enttäuscht. Weder bei Lugano, Basel, Lausanne noch Luzern stand ein Neuzugang in die Startelf. Das mag allerdings auch daran liegen, dass die genannten Teams im Winter auf dem Transfermarkt nicht mit der grossen Kelle anrührten.
Bei GC und Winterthur kommen zwei Neulinge zum Zug. Der Australier Nestory Irankunda schafft es bei den Hoppers in die Startelf, Dario Ulrich bei Winterthur.
Der prominenteste Winter-Neuzugang in der Super League ist aber zweifellos Steven Zuber. Und er steht beim FCZ wenig überraschend ebenfalls in der Startelf. Blöd nur, dass der 56-fache Nationalspieler bei den Zürchern nicht mit offenen Armen empfangen wird. Mit seiner GC-Vergangenheit ist Zuber den FCZ-Hardlinern ein Dorn im Auge.
Der 33-Jährige lässt sich aber nicht auf ein Kräftemessen ein und konzentriert sich auf das, was er beeinflussen kann: Seine Leistung auf dem Platz. Und die stimmt gegen Yverdon. Nach dem Spiel meint er: «Wir haben sehr viel über die Vergangenheit geredet, aber irgendwann ist auch mal gut.» Recht hat er.
Chancen-Wucher ohne Ende
Am Samstag schiessen YB, Sion und Servette aus allen Rohren. Aber sie tun dies vor eigenem Anhang ziemlich erfolglos. YB feuert gegen Schlusslicht Winterthur 25 Schüsse ab, nur 7 kommen aufs Tor, aber keiner geht rein. Sion verbucht gegen GC 24 Abschlüsse, wovon 6 aufs Tor kommen. Wie YB erzielt auch Sion kein Tor.
Von den 24 Servette-Abschlüssen kommen fünf aufs Tor. Und immerhin einer davon geht rein: Steve Rouiller trifft in der 70. Minute zum 1:1-Endstand gegen St.Gallen. Es ist bereits sein 4. Saisontor in der laufenden Saison, womit er seinen Rekord von 3 Toren aus der Saison 21/22 übertrumpft.
GCs unmöglicher Sieg
Dass GC am Samstag gegen Sion einen 1:0-Auswärtssieg feiert, entbehrt jeder Logik. Die Zürcher spielen ab der 2. Minute in Unterzahl, haben nur 25,9 Prozent Ballbesitz, das Schussverhältnis von 3:24 spricht ebenfalls klar für Sion. In Sachen «Expected Goals» steht es am Ende 3,14 zu 0,25 für Sion. Ein 3:0-Sieg wäre demnach das aufgrund der Chancen zu erwartende Ergebnis gewesen.
Aber nur schon die Tatsache, dass GC so lange in Unterzahl spielt und dann noch gewinnt, hat absoluten Seltenheitswert. Nur im August 2006 holte YB einen Sieg, der diesbezüglich noch etwas verrückter war. Damals flog YB-Spieler Ljubo Milicevic gegen Aarau bereits in der 1. Minute vom Platz, in der 41. Minute wurde auch noch Miguel Portillo unter die Dusche gestellt. In doppelter Unterzahl erzielte Steve Gohouri in der 53. Minute das einzige Tor der Partie. In der 80. Minute wurde damals auch noch Aaraus Jean-Pierre Tcheutchoua vom Platz gestellt.
Tsawa wandelt in Papas Fussstapfen
Am 29. April 2006 erzielt der damalige Schaffhausen-Spieler Dorjee Tsawa beim 1:1 gegen Yverdon den einzigen Treffer seines Teams. Sohnemann Cheveyo Tsawa hat den Treffer nicht live gesehen, auch wenn er möglicherweise im Stadion war. Denn zu jenem Zeitpunkt verbringt er seine Tage noch im Bauch seiner Mutter. Rund achtzehneinhalb Jahre später, 6840 Tage um genau zu sein, hat Tsawa Junior aber den vollen Durchblick und erzielt sein erstes Tor in der Super League. Und er tut dies gegen Yverdon, wie könnte es auch anders sein. Weil es nicht nur sein erstes Tor, sondern auch noch das einzige in diesem Spiel ist, ist der 18-Jährige am Ende der gefeierte Held. Sein Papa, Athletiktrainer in der U21 des FCZ, hat offenbar einen guten Job gemacht.