Das Protokoll zur Einkesselung GC-Fans fühlen sich ungerecht behandelt – Polizei erklärt sich mit diesen Fotos

Sandro Zappella

1.12.2024

Die Stadtpolizei hat Fotos von bei GC-Fans sichergestelltem Material veröffentlicht.
Die Stadtpolizei hat Fotos von bei GC-Fans sichergestelltem Material veröffentlicht.
bild: Stadtpolizei Zürich

Während des Zürcher Derbys kesselte die Stapo am Samstagabend auf der Duttweilerbrücke rund 500 GC-Fans ein und führte über vier Stunden Personenkontrollen durch. GC-Fans finden den Einsatz unverhältnismässig, die Polizei erklärt sich und liefert Fotos von sichergestelltem Material.

Sandro Zappella

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Am Samstagabend endete das Zürcher Derby zwischen dem FCZ und GC mit 1:1.
  • Mehr zu reden als der Fussball gab ein Einsatz der Stadtpolizei Zürich, welche rund 500 GC-Fans in der Stadt stoppte und vier Stunden lang Personenkontrollen durchführte.
  • Während sich GC-Fans ungerecht behandelt fühlen, erklärt die Stapo den Einsatz mit dem Zünden von Knall-Petarden und veröffentlicht Fotos von beschlagnahmten Material.

Das 287. Zürcher Derby vom Samstagabend wird vor allem in Erinnerung bleiben, weil die GC-Kurve über das fast ganze Spiel halbleer blieb. Grund dafür war die Einkesselung von rund 500 GC-Fans auf der Duttweilerbrücke. blue Sport hat mit einem GC-Fan, der dabei war, aber anonym bleiben möchte, und der Stadtpolizei Zürich gesprochen.

Das Protokoll des Abends

Der neue Treffpunkt

Geplant war der Fan-Marsch ursprünglich ab der Josefswiese, doch weil sich an diesem Samstag auch die FCZ-Fans dort zum Fan-Marsch treffen wollten, reagierte die Stadtpolizei. In einem Communique schrieb die Stapo, dass man keine Fanmärsche ab der Josefwiese toleriere. Die GC-Fans treffen sich deshalb auf dem Turbinenplatz. Von dort laufen 500 Personen kurz vor 18 Uhr los.

Der Weg über die Duttweilerbrücke

Wie immer wollten die GC-Fans die Gleise in Richtung Stadion Letzigrund über die Duttweilerbrücke überqueren. Dabei seien, wie der GC-Fan erzählt, einige wenige Pyros gezündet worden. Es habe sich bloss um kleinere Fackeln gehandelt. Mitten auf der Duttweilerbrücke seien die Fans dann von der Polizei mit einem Grossaufgebot eingekesselt worden.

Lukas Scheuber vom Mediendienst der Stadtpolizei Zürich erklärt auf Nachfrage von blue Sport: «Der Grund dafür war, dass sehr gefährliche Knall-Petarden gezündet wurden.» Schon auf den ersten Metern auf der Duttweilerbrücke seien Dutzende davon abgelassen worden.

Diese Knall-Petarden können Drittpersonen gefährden und schon beim letzten Derby seien über 100 davon gezündet worden. Weil man davon ausgegangen sei, dass dies wieder der Fall sein werde, habe man zur Gefahrenabwehr die Kontrolle auf der Duttweilerbrücke durchgeführt: «Wir haben die Situation gesehen und deshalb reagiert. Die Einsatzleitung war darauf vorbereitet», so Scheuber.

Bei den Grasshoppers kennt man das Problem. In einer Medienmitteilung schrieb GC am Sonntag, dass man das Zünden von Knallpetarden seit jeher ablehne und das Strafmass dafür erst kürzlich auf fünf Jahre Stadionverbot erhöht habe. Zudem habe die Fankurve nach dem letzten Derby Flyer verteilt, in denen Nulltoleranz gegenüber dem Zünden von Knallpetarden ausgerufen wurde. 

Die Personenkontrolle

Auf der Duttweilerbrücke wurden die GC-Fans der Reihe nach kontrolliert. Es wurden IDs gecheckt, Wohnsitze überprüft und den Fans Nummern zugeteilt. Mit der auf Zetteln hochgehaltenen Nummer wurde von den Fans noch ein Foto gemacht. Die Kapo bestätigt dieses Vorgehen.

Der GC-Fan erklärt, dass er etwa in der Hälfte der rund 500 Fans kontrolliert worden sei, bis dahin habe es schon rund zwei Stunden gedauert: «Es ist bedenklich, wie lange es tatsächlich gedauert hat und es haben überdurchschnittlich viele Unschuldige darunter leiden müssen. Es ist in keinem Verhältnis, dass man 500 Leute einsperrt, um ein paar Leute rauszunehmen.» Die Stadtpolizei erklärt ihr Vorgehen: «Es waren rund 500 Personen, teils mit Widerwilligkeiten. Das geht natürlich nicht sofort.» Rund drei Personen seien zudem festgenommen worden. Sie hätten Flaschen in Richtung der Polizei geworfen. 

Weiter teilte die Stadtpolizei Fotos, die in den Kontrollen sichergestelltes Material zeigen: «Diese Gegenstände begründen die Kontrolle», erklärt Scheuber. Auf den Bildern sind neben Pyro-Material unter anderem Messer, Schlagstöcke und Schlaghandschuhe zu sehen.

Heimweg statt Letzigrund

Die Fans, welche kontrolliert wurden, durften die Duttweilerbrücke nur in Richtung Toni-Areal, wo sie hergekommen sind, verlassen. Durch den Umweg war der Match für viele der GC-Anhänger sowieso gelaufen gewesen, so der anonyme GC-Fan: «Viele haben dann auf der Strasse das Spiel noch geschaut und seien danach nach Hause gelaufen. Das Ticket für 25 Franken konnten die meisten nicht mehr benutzen.»

Der Turbinenplatz, die Duttweilerbrücke und das Stadion Letzigrund.
Der Turbinenplatz, die Duttweilerbrücke und das Stadion Letzigrund.
bild: google maps/bearbeitet von blue Sport

Was ist mit den Fans des FC Zürich?

Besonders bitter stösst den GC-Fans auf, dass die Anhänger von Stadtrivale FC Zürich ohne grössere Zwischenfälle ins Stadion konnten. Werden die Fans nicht gleich behandelt? Die Stadtpolizei Zürich erklärt: «Die FCZ-Fans haben kaum gefährliche Böller gezündet. Es wurde zwar Pyro abgelassen, aber mehrheitlich aus Rauch. Wenn dort etwas gefährliches passiert wäre, hätten wir auch dort reagieren müssen.»

Das nächste Derby bereits am Dienstag

Am nächsten Dienstag steht bereits das nächste Zürcher Derby an, diesmal im Schweizer Cup. Der anonyme GC-Fan spekuliert, dass viele der Anhänger der Grasshoppers dann nicht am Marsch teilnehmen würden, falls es überhaupt einen geben werde. Die Stadtpolizei ist auf jeden Fall vorbereitet. Man werde im Rahmen der Verhältnismässigkeit reagieren um die öffentliche Sicherheit zu gewährleisten, so Scheuber von der Stapo.

Mehr zum Zürcher Derby vom Samstag

Abrashi: «Ein Skandal, dass unsere Fans ausgeschlossen wurden»

Abrashi: «Ein Skandal, dass unsere Fans ausgeschlossen wurden»

30.11.2024

Zürich – GC 1:1

Zürich – GC 1:1

Credit Suisse Super League // 16. Runde // Saison 24/25

30.11.2024

Zubi über FCZ-Rot: «Da kommt die Hand etwas hin und dann fällt man um, sorry...!»

Zubi über FCZ-Rot: «Da kommt die Hand etwas hin und dann fällt man um, sorry...!»

blue Sport Experte Pascal Zuberbühler findet klare Worte zur Roten Karte gegen den FC Zürich.

30.11.2024