Hanspeter Latour geniesst im Schweizer Fussball Kultstatus. Im Heimspiel erinnert sich der 77-Jährige an einen unvergessenen Wutausbruch an der Seitenlinie des FC Thun.
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- Kulttrainer Hanspeter Latour erinnert sich im Fussball-Talk Heimspiel an eine legendäre Szene aus seiner Zeit als Thun-Trainer.
- Latour wurde damals für ein Spiel gegen Servette verkabelt, was er aber schnell wieder vergessen hatte – und den TV-Zuschauern so interessante Einblicke bot.
- Nach einem Foulpfiff von Urs Meier lässt Latour seinem Ärger freien Lauf. Von einem Ausraster will der 77-Jährige aber auch rückblickend nicht sprechen: «Ich habe ja anständig ‹Herr Meier› gesagt. Anständiger kannst du es nicht machen.»
Am 3. November 2002 steht im Berner Oberland die Partie zwischen dem FC Thun und Servette auf dem Programm. Für die Thuner hat das Heimspiel wegweisenden Charakter. «Das war ein Match, da ging es um alles», erinnert sich der damalige Thun-Trainer Hanspeter Latour im Fussball-Talk Heimspiel. «Wir haben gewusst, wenn wir Servette schlagen, dann sind wir definitiv in der Finalrunde.»
Entsprechend fokussiert steht Latour an diesem Tag an der Seitenlinie. Und vergisst dabei schnell, dass er während der Partie verkabelt ist. Sehr zur Freude der TV-Zuschauer, die für einmal den Anweisungen, den Anfeuerungen oder dem Torjubel des Thun-Trainers lauschen können.
«Das isch ä Gränni»
Nach einem Zweikampf zwischen Thuns Armand Deumi und Servettes Goran Obradovic pfeift Schiedsrichter Urs Meier ein Foulspiel des Thuners – und bringt Latour so auf die Palme. «Dä ander Weg! Das isch ä Gränni! Das isch nid normau, Herr Meier! Dä grännet jedes Mau! Da chasch mau luege im F... Das isch ä Fürchterliche, dä!», platzt es aus dem Thun-Coach heraus.
Der Gefühlsausbruch macht Latour umgehend zu einer Kultfigur und ist im Schweizer Fussball auch über 20 Jahre danach eine gern gehörte Anekdote. Latour selbst verrät im Fussball-Talk Heimspiel rückblickend: «Obradovic war ein sehr guter Spieler, aber er hat stets das Foul gesucht. Da ist ihn Deumi aggressiv angegangen – und ich wollte es etwas abschwächen.»
Als Ausraster will er seine Aktion aber nicht bezeichnen. «Das stimmt jetzt nicht. Ich habe ja anständig ‹Herr Meier› gesagt. Anständiger kannst du es nicht machen», so Latour, der aber zugibt: «Was man mir anhängen kann als Trainer, das muss ich dazustehen: Du solltest dich nicht um die gegnerischen Spieler kümmern. Aber das war in den Emotionen.»
«Zieht dä Löu wider z Liibli ab»
Die Emotionen schnellen 10 Minuten vor dem Schlusspfiff schliesslich noch einmal in die Höhe. Gilberlandio «Gil» Hemmi, der heutige Platzwart des FC Aarau, markiert den 1:0-Siegtreffer für die Thuner, zieht sich beim Torjubel sein Trikot aus – und hat anschliessend grosse Mühe, dieses wieder anzuziehen.
Die Reaktion des verkabelten Latour folgt prompt: «Legged ihm doch z Liibli ah, wenn er's ned cha! Zieht dä Löu wider z Liibli ab! Spinnsch du?! Dä esch nid ganz bache u der pfuuset da!»
Rückblickend kann aber selbst Latour über Hemmis Trikot-Panne lachen – und sendet seinem ehemaligen Schützling über blue Sport eine Botschaft: «Du hattest ein bisschen Probleme mit dem Leibchen, aber im Nachhinein war das nicht halb so schlimm!»