Trainer Hanspeter Latour führte Thun einst zu sportlichen Höhenflügen. Auch psychologische Tricks halfen, wie er im Fussball-Talk Heimspiel verrät. Unvergessen, wie er seine Spieler in eine Auto-Waschanlage mitnahm.
Hanspeter Latour (77) hat dem Fussball-Business längst den Rücken gekehrt. 2009 beendete er seine Trainerkarriere, danach hat er noch bis 2014 als Experte für Radio SRF die Nati begleitet. Mit 68 geht er in Fussball-Pension und widmet sich seiner zweiten grossen Leidenschaft: der Natur und den Tieren. Seit Jahren ist Latour Naturbeobachter und Botschafter für Biodiversität. Zum aktuellen Fussballgeschehen will er sich nicht mehr äussern.
Für die Jahres-Dernière von «Heimspiel – der Fussball-Talk» macht er eine Ausnahme. Das Thema «legendäre Momente im Schweizer Fussball» behagt ihm. «Als Tierliebhaber habe mich natürlich am meisten auf den Marder gefreut», sagt Latour und lacht. Der Marder, der 2013 beim Spiel zwischen Thun und dem FCZ übers Fussballfeld flitzte und die Spieler auf Trab hielt. Zweifellos eine legendäre Szene, die um die Welt ging.
Die legendärsten Momente in der Geschichte der Super League
In der letzten Sendung von «Heimspiel – der Fussball-Talk» im 2024 beleuchtet Gastgeber Stefan Eggli zusammen mit den ehemaligen Trainer-Grössen Rolf Fringer und Hanspeter Latour und Michael Wegmann, Leiter von blue News Sport, die legendärsten Momente in der Geschichte der Super League. Zu Wort kommen auch Direktbeteiligte von damals.
Latour selbst hat aber auch für unvergessene Momente gesorgt. Nach einer unterirdischen Leistung und einer Niederlage mit dem FC Thun verzichtete er einst auf eine Video-Analyse und ging mit seinen Spielern auf einen Spaziergang. Dabei führte er den Tross durch eine Auto-Waschanlage. Latour erinnert sich: «Die Stimmung war nicht gut, es war mucksmäuschenstill hinter mir. Da sah ich die Waschanlage und dachte: ‹Da seckle ich jetzt grad mit der ganzen Mannschaft durch›. Das war ein Bauchentscheid. Als wir rausgekommen sind, habe ich alle zusammengenommen und gesagt: ‹Der Match ist jetzt abgewaschen.›. Die Stimmung war dann ein wenig besser.»
Latour: «Ich ging mit Anzug in die Waschanlage»
Grosses Gelächter im Studio. Die vier Partien nach dem Waschgang, wen wunderts, hat Thun gewonnen. «Das war dann schon selten für den FC Thun.» Rolf Fringer wundert's nicht. «Ihr habt gewonnen, weil du richtig reagiert hast», sagt er zu Latour, «grosse Klatschen muss man nicht immer noch gross analysieren. Manchmal kann auch helfen, wenn man zusammen grillieren geht und ein, zwei Bier trinkt.»
Auf die Frage, ob er seinen Spielern einen Luxus-Waschgang mit Unterbodenwäsche und Wachs spendiert habe, lacht Latour herzhaft. «Nein, die Spieler sind einfach nur nass geworden.» Latour selbst ist dann später mit einem Anzug durch eine Waschanlage spaziert. «Für eine Reportage, da habe ich dann das volle Programm gewählt.»
Es ist zuletzt zwar ruhiger geworden um Latour, doch der Kult-Trainer hat nichts von seinem Charisma und seinem Unterhaltungswert verloren.