Nachdem Swiss-Ski-Präsident Urs Lehmann in einem Interview leise Kritik an der Erstellung des Weltcup-Kalenders geäussert hatte, antwortet die FIS mit einem Communiqué, das es in sich hat. Der Weltverband wirft dem Schweizer «unethisches Verhalten» vor.
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
- Swiss-Ski-Präsident Urs Lehmann hat sich in einem Interview über Entscheide im Weltcup-Kalender beschwert.
- Dem Weltverband stösst dies sauer auf. In einem Communiqué wehrt sich die FIS gegen Lehmanns Vorwürfe und holt zum Gegenschlag aus.
- «Die FIS verurteilt ein solches unethisches Verhalten auf das Schärfste», heisst es im Communiqué.
Die Medienmitteilung, welche die FIS am Dienstagmittag versendet, kommt wie eine Lawine daher. Der Ski-Weltverband wettert in aller Öffentlichkeit gegen Swiss-Ski-Präsident Urs Lehmann. Von «Egoismus», «Machtspielen» und «respektlosen Kommentaren» ist die Rede. Doch um was geht es eigentlich?
Lehmann hatte im Rahmen der Lauberhornrennen in einem Interview mit «skiactu.ch» über den Weltcup-Kalender gesprochen und unverblümt seine Meinung preisgegeben. Unter anderem sagte der Swiss-Ski-Boss, dass man darüber nachdenken müsse, wie, wann und wo abgesagte Rennen nachgeholt werden sollen.
Er selber sei für eine Verlängerung der Weltcup-Saison bis im April, um etwas Luft in den Kalender zu bringen. «Aber momentan müssen wir darüber nachdenken, wer den Kalender erstellt. Das geschieht nicht nach den richtigen Verfahren», so Lehmann. «Eine Person sitzt zu Hause und entscheidet, so kann man nicht vorgehen.»
Alleingang von Eliasch?
Der Aargauer nennt keinen Namen, dürfte mit der Kritik aber FIS-Boss Johan Eliasch meinen. Das unterstreicht auch seine Antwort auf die Frage, ob er denn als Mitglied des FIS-Rates keinen Einfluss habe.
Lehmann: «Die Führungskräfte tun, was sie wollen. Ich habe durch Nachrichten erfahren, dass die Weltcup-Finals 2026, 2028 und 2030 in Sun Valley (USA) ausgetragen werden. Davon hatte ich noch nie etwas gehört. Und niemand von der FIS war jemals dort. Ich erfahre das durch eine Nachricht. Das ist das Problem.»
Die Retourkutsche von Eliasch folgt in Form des FIS-Communiqués prompt: «Alle Kalender werden vom FIS-Rat beschlossen. Der aktuelle Saisonkalender 2023/24 wurde vom FIS-Council, zu dem auch Urs Lehmann gehört, einstimmig genehmigt.»
«Respektlose Kommentare»
Dass Lehmann nun öffentlich Kritik äussert, stösst Eliasch sauer auf. «Die FIS verurteilt ein solches unethisches Verhalten auf das Schärfste. Ein Ratsmitglied hat die Pflicht, integer und im besten Interesse der FIS zu handeln», heisst es in der Medienmitteilung.
Und weiter: «Die Kommentare haben dem Ruf des FIS-Rates geschadet und sind respektlos gegenüber unseren Renndirektoren und dem gesamten FIS-Team, das bei den Rennen hart arbeitet, um den Athleten und ihren Teams die bestmöglichen Bedingungen zu bieten.»
Lehmanns Vorwurf, eine einzelne Person könne alles entscheiden, dementiert der Weltverband – und dreht den Spiess um: «Gemeinsam können wir dafür sorgen, dass sich unser Sport weiterentwickelt. Wenn dieser Geist der Zusammengehörigkeit regelmässig durch Egoismus oder Machtspiele untergraben wird, leiden wir alle.»
Lehmann: «Ich nehme das zur Kenntnis»
Ob die kritischen Kommentare nun auch Konsequenzen haben für Lehmann, wird sich zeigen. Auf einen weiteren Konter verzichtet der Swiss-Ski-Präsident erstmal. «Ich nehme das zur Kenntnis», wird er vom «Blick» zitiert. «Meine Kritik hat sich auf Sun Valley bezogen und auf die generelle Kalenderplanung. Die ist in den letzten Jahren nicht immer so gemacht worden wie zuvor. Das ist nicht gut fürs System. Dazu stehe ich.»