Vor einem Jahr erklärt Mauro Caviezel nach langer Leidenszeit seinen Rücktritt vom Ski-Sport. Bei seiner Rückkehr nach Wengen verrät der 35-Jährige im Gespräch mit blue News, wieso ihn der Sturz von Marco Kohler besonders schmerzt.
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
- Nach seinem soforigen Rücktritt vor einem Jahr kehrt Mauro Caviezel als Zuschauer nach Wengen zurück und beobachtet Marco Odermatts Triumph aus nächster Nähe.
- Caviezel schwärmt im Gespräch mit blue News über den Dominator der Szene und unterstreicht: «Es ist unglaublich, was er leistet.»
- Der Sturz von Marco Kohler, der mit dem Helikopter abtransportiert werden muss, geht Caviezel nahe. «Das tut schon weh, ich kann da etwas mitfühlen», so der 35-Jährige.
WM-Bronze in der Kombination, der Gewinn der Super-G-Disziplinenwertung und 12 Weltcup-Podestplätze – Mauro Caviezel beschert den Schweizer Ski-Fans über Jahre viel Freude, bevor er im Januar 2023 gezwungenermassen einen Schlussstrich zieht. Denn Caviezel kennt nicht nur die Sonnenseite des Skisports und wird immer wieder von schweren Verletzungen zurückgeworfen.
Im Januar 2021 zieht er sich in Garmisch eine schwere Hirnerschütterung zu und leidet anschliessend rund ein Jahr unter Sehstörungen. Ende November 2022 kehrt er in Lake Louise nach langer Pause endlich in den Weltcup zurück – und stürzt im Super-G erneut schwer. Das diagnostizierte Schädel-Hirn-Trauma ist dann ein Rückschlag zu viel. Am 10. Januar 2023 verkündet Caviezel seinen sofortigen Rücktritt und erklärt: «Nach meiner jüngsten Verletzung geht es mir wieder gut. Leider aber nicht gut genug, um wieder in den Skirennsport einzusteigen.»
«Klar würde man gerne mitfahren»
Und so kehrt Caviezel am Donnerstag als Zuschauer nach Wengen zurück. «Es ist speziell. Das Rennfahrer-Herz ist immer noch da», sagt Caviezel über seine neue Rolle. «Klar würde man gerne mitfahren, aber es ist alles in Ordnung bei mir. Das auf eine andere Art zu erleben, ist auch schön. Man fiebert und lebt mit.»
Dennoch gibt es Dinge, die Caviezel aus seiner Aktivzeit besonders vermisst: «Die Ski-Familie selbst. Das Drumherum, was abgeht, das Miteinander. Und die Emotionen, die der Sport mit sich bringt. Für das hat man es ja gemacht.»
Dabei liegen Freud und Leid sehr oft sehr nahe beieinander. Das weiss Caviezel aus eigener Erfahrung, erlebt dies am Donnerstag aber auch als Zuschauer am Pistenrand. Denn während Marco Odermatt einmal mehr zum Sieg rast, wird die Leidensgeschichte von Marco Kohler um ein Kapitel reicher. Der 26-Jährige ist drauf und dran, in die Top 10 vorzupreschen, bis er im Haneggschuss stürzt und mit Verdacht auf eine Knieverletzung mit dem Helikopter abtransportiert werden muss.
Bewunderung für Marco Kohler
Bereits vor vier Jahren verletzt sich Kohler auf der Lauberhorn-Abfahrt schwer, damals aber noch als Vorfahrer. «Das tut schon weh, ich kann da etwas mitfühlen», sagt Caviezel und schildert: «Ich war auch hier am Start, als er als Vorläufer gestürzt ist und sich das Knie recht kaputt machte. Er brauchte lang, um zurückzukommen. Er kämpfte, obwohl ihn viele abgeschrieben hatten. Doch hat er das Gegenteil bewiesen und das bewundere ich.»
Auf bestem Weg in die Weltspitze wird Kohler nun erneut die Strecke am Lauberhorn zum Verhängnis. «Das ist bitter. Aber das ist leider auch ein Teil dieses Sports. Es ist kein Teppich hier runter. Man bewegt sich am Limit und es kann immer irgendetwas passieren. Ich hoffe, dass es nicht schwer ist und er schnellstmöglich zurückkommt», so Caviezel.
Weit besser läuft es einem Weggefährten von Kohler. Marco Odermatt fährt derzeit von Erfolg zu Erfolg – und holt sich in Wengen den langersehnten ersten Abfahrts-Weltcupsieg. «Es ist unglaublich, was er leistet. Die Konstanz, was er abliefert, ist abartig», schwärmt Caviezel. «Auch wenn du in guter Form bist, ist das alles andere als normal. Er bringt es immer wieder auf den Schnee – egal was für Verhältnisse und was für eine Disziplin. Da kann man nur den Hut ziehen.»