Sechs Tage nach seinem Sieg im Riesenslalom am Chuenisbärgli triumphiert Marco Odermatt in Wengen auch in der Abfahrt. Es ist sein erster Weltcup-Sieg in der Disziplin Abfahrt. Die Stimmen zum Rennen.
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
- Marco Odermatt gewinnt erstmals eine Abfahrt im Weltcup. Der Nidwaldner verweist am Lauberhorn Cyprien Sarrazin und Aleksander Kilde auf die Ehrenplätze.
- Odermatt spricht von einer «perfekten Fahrt» und muss an diesem Tag (fast) nicht um den Sieg zittern. «Ich war relativ locker», sagt der 26-Jährige im Interview mit blue Sport.
- Der Sturz von Teamkollege Marco Kohler, der mit dem Helikopter ins Spital geflogen werden muss, dämpft Odermatts Freude über die Premiere.
Odermatt zeigt am Lauberhorn eine Traumfahrt und holt sich den längst überfälligen Sieg in einem Abfahrtsrennen im Weltcup. Dieser Mosaikstein hat dem 26-jährigen Nidwaldner bislang noch gefehlt. Odermatt durchfährt alle Schlüsselstellen wie Minschkante, Brüggli- und Ziel-S in Perfektion. In vier der fünf Sektoren lässt er sich die Bestzeit notieren.
«Es ist extrem cool, den ersten Sieg endlich zu haben, hier zuhause», macht Odermatt im Interview mit blue Sport klar und sagt über seinen Auftritt: «Es war eine perfekte Fahrt. Ich wusste, dass das Sarrazin theoretisch auch kann. Bei ihm wurde es auch noch einmal eng. Sonst war ich aber relativ locker.» Auch auf Topfavorit Kilde fährt der 26-Jährige einen erstaunlich grossen Vorsprung heraus. «Wenn du acht Zehntel vor Kilde im Ziel bist, dann weisst du, dass es gut aussieht.»
Gedämpfte Euphorie bei Odermatt
Den Sieg auf der verkürzten Strecke in Wengen will Odermatt aber nicht mit dem Triumph in der WM-Abfahrt vergleichen. «Von den Emotionen her ist es nicht ganz vergleichbar. Bei der WM waren noch etwas mehr Emotionen da. Dort war das Gefühl noch einmal anders.» Das hat wohl auch damit zu tun, dass auf Odermatt im Berner Oberland mit dem Super-G am Freitag und der Original-Abfahrt am Samstag noch ein happiges Programm wartet.
«Man weiss, dass noch zwei wichtige Rennen anstehen», so der Überflieger. Vor allem aber dämpft die Fahrt von Teamkollege Marco Kohler die Freude seines Namensvetters. «Mit dem Sturz von Marco herrscht auch eine getrübte Stimmung», sagt Odermatt und fügt an: «Es ist extrem schade. Ich habe mir den ersten Sieg mit anderen Emotionen gewünscht. Mal abwarten, was genau los ist.»
Kohler stürzte mit Startnummer 35 im Haneggschuss und muss – obwohl er kurzzeitig Entwarnung gibt – mit dem Helikopter ins Spital geflogen werden. Das ist brutal, weil der 26-Jährige bereits vor vier Jahren als Vorfahrer im Ziel-S heftig stürzte – und nun erstmals als Profi die verkürzte Lauberhorn-Abfahrt bezwingen wollte. Bleibt zu hoffen, dass es immerhin aus dem Spital positive News gibt.
Kilde: «Ich brauche jetzt Ruhe»
Hinter Odermatt rast der Franzose Cyprien Sarrazin, der ebenfalls eine starke Fahrt zeigt, wird mit fast sechs Zehntel Rückstand Zweiter, Aleksander Kilde verliert 0,81 Sekunden auf Odi und komplettiert als Dritter das Podest.
Hinter dem Start des Norwegers gab es im Vorfeld Fragezeichen. Nach dem Rennen erklärt er: «Ich habe mich heute früh nicht so gut gefühlt im Körper und Kopf. Aber für zwei Minuten reicht es. Ich brauche jetzt Ruhe, muss viel essen und trinken und für die nächsten Tage regenerieren. Es wird nicht einfach.» Schon am Freitag geht es weiter mit dem Super-G, am Samstag folgt die Abfahrt auf der Originalstrecke. Und Kilde beweist einmal mehr, was für ein grosser Sportsmann er ist: «Es war ein cooler Tag und es war auch cool, dass Odermatt seinen ersten Weltcup-Sieg in der Abfahrt kriegt.»
Hintermann und Murisier enttäuscht, Monney happy
Mit rund eineinhalb Sekunden Rückstand auf Odermatt reihten sich dessen Teamkollegen Justin Murisier (10.), Niels Hintermann (11.) und Alexis Monney (12.) ein.
Hintermann kann seine Enttäuschung nicht verbergen: «Ich muss akzeptieren, wie es ist. Es läuft einfach nicht so, wie ich es will. Ich bin in den Rennen brutal fehleranfällig und komme nicht richtig rein. Ich habe sehr schnelle Abschnitte, was erfreulich ist und ich in den letzten Rennen nicht gehabt habe. Von dem her geht es etwas aufwärts. Aber es ist weiss Gott nicht das, was es sein müsste. Ich muss einfach weiterkämpfen und dort ansetzen.» Immerhin von der Stimmung ist er angetan: «Es ist sehr speziell hier. Dort, wo heute der Start war, war es brutal laut. Morgen dürfte es noch lauter werden. Es ist sehr, sehr lässig.»
Der 24-jährige Alexis Monney, direkt hinter Hintermann klassiert, zieht dagegen ein positives Fazit: «Oben war nicht top. Aber von der zweiten Zwischenzeit bis ins Ziel war es eine solide Fahrt. Ich bin zufrieden. Ich dachte nicht, dass ich als Elfter ins Ziel komme. Aber es ist cool, eine kleine Überraschung zu kriegen.» In der Schweiz vor so vielen Fans zu fahren sei ohnehin «immer cool».
Stefan Rogentin, im ersten Training am Dienstag noch Dritter, enttäuschte mit fast 2,2 Sekunden Rückstand.