Weil sich die Organisatoren der Lauberhorn-Rennen und Vermarkter Swiss Ski nicht einigen können, droht der längsten Abfahrt der Welt das Aus. Lauberhorn-Chef Urs Näpflin spricht nun Klartext.
Die Lauberhorn-Rennen feiern am Wochenende Jubiläum, bereits zum 90. Mal werden sie ausgetragen. Im Jahr 2030 soll das 100-Jahre-Jubiläum stattfinden – ob es dazu kommen wird, steht allerdings in den Sternen. Denn die Zukunft der prestigeträchtigen Abfahrt, des Slaloms und der Kombination in Wengen ist in Gefahr.
Das Renn-OK und Vermarkter Swiss Ski befinden sich seit längerer Zeit in einer gerichtlichen Auseinandersetzung. Die Wengener erhalten von Swiss Ski jährlich rund zwei Millionen Franken – offenbar zu wenig, wie OK-Präsident Urs Näpflin nun dem «Blick» erklärt: «Wir haben letztes Jahr tolle Rennen und einen neuen Zuschauerrekord gehabt. Und haben einen Verlust von 270'000 Franken geschrieben.»
Man brauche zusätzliche Vermarktungsgelder, um den Fortbestand der Rennen gewährleisten zu können, da der Aufwand in allen Bereichen immer grösser und teurer werde, erläutert Näpflin. «Es geht ja nicht nur um die Infrastruktur, um Beschneiung und um Sicherheitsfragen. Es geht auch um ökologische Anliegen, die umgesetzt werden müssen und um eine Weiterentwicklung in allen Bereichen. Und die kostet Geld.»
Wengen ist auf zusätzliche Einnahmen angewiesen, ansonsten droht, dass die legendäre Lauberhorn-Abfahrt aus dem Weltcup-Kalender gestrichen wird. Für «die nächsten Jahre» sei man zwar nicht in Panik, sagt Näpflin, er betont aber, dass man dringend zusätzliche Einnahmequellen brauche. Zumal auch jedes Jahr mit einer Absage eines Rennens gerechnet werden müsse. «Eine Absage der Abfahrt wie 2017 kostet eine halbe Million. Wir haben mittlerweile keine Reserven mehr», so der Lauberhorn-Boss.
Werbung beim Hundschopf?
Deshalb sei man nun in die Offensive gegangen und habe den Fall vor Gericht gebracht. «Wir haben das Gefühl, dass uns mehr von den TV- und Marketinggeldern zustehen würde», sagt Näpflin. Sollte man gegen Swiss Ski den Kürzeren ziehen, wollen sich die Wengener an die breitere Öffentlichkeit wenden. An den Kanton Bern zum Beispiel. Näpflin: «Für einmalige Ereignisse wie die Etappenankunft der Tour de France oder für die Formel E werden grosse Mittel gesprochen. Bei uns hat man wohl das Gefühl, dass wir diesbezüglich auf Rosen gebettet sind. Hier muss der Kanton Bern auch einmal Farbe bekennen.»
Der OK-Präsident schliesst auch nicht aus, dass im TV künftig grosse Werbe-Flächen auf der Rennstrecke zu sehen sind – beim Hundschopf zum Beispiel. Auch wenn er selbst der Meinung ist, «dass die grandiose Natur im Vordergrund stehen sollte.»
Andere Orte wie Zermatt würden die Weltcup-Abfahrt gerne übernehmen. Das nimmt Näpflin zur Kenntnis, meint aber: «Kitzbühel und Wengen, aber auch Adelboden oder Garmisch, einfach alle diese Klassiker sind doch das Herz des Weltcups und des alpinen Skisports.» Für die Ski-Fans würde beim Verlust der Lauberhorn-Abfahrt definitiv etwas verloren gehen. Oder wie Näpflin sagt: «Ein Herz kann man nicht einfach ersetzen.»