FIS-Präsident Gian Franco Kasper will im Disput zwischen dem OK der Lauberhornrennen und Swiss-Ski nicht Partei ergreifen. Der Bündner spricht von einer «Zwängerei – und zwar von beiden Seiten».
Kasper fordert die beiden Parteien, die sich in einer gerichtlichen Auseinandersetzung vor dem internationalen Sportgerichtshof CAS in Lausanne befinden, auf, sich im Sinne der Sache «an einen Tisch zu setzen und endlich eine Lösung zu finden». Schliesslich bestünden die Differenzen schon viel zu lange, findet der FIS-Präsident, der sagt, die Angelegenheit nicht im Detail zu kennen «und auch nicht die Summe, um die es geht».
Bekannt ist, dass die Wengener vom nationalen Skiverband mehr Geld aus dem zentralen Vermarktungstopf fordern. Konkret mehr als die gut zwei Millionen Franken, die sie bis anhin erhielten. Die Organisatoren im Berner Oberland verfügen nach zuletzt schwierigen Jahren über keine Reserven mehr. Diese schmolzen 2017, wo die Absage der Abfahrt für ein Minus in der Höhe von einer halben Million sorgte, und im vergangenen Jahr, wo trotz neuem Zuschauerrekord ein Defizit von 270'000 Franken resultierte, komplett weg.
Kasper sieht Swiss-Ski vom Stärkeverhältnis her in einer «guten Position. Aber Wengen ist es Kraft seiner Tradition und Ausstrahlung eben auch.» Er warnt in dem Konflikt, in welchem vom CAS schon sehr bald ein Urteil folgen wird, davor, dass es zu einer Lose-Lose-Situation komme. «Ich appelliere an Swiss-Ski und das Wengener OK, dass sie sich gemeinsam um eine Lösung bemühen.»
Zermatt als «Illusion»
Eine Klarstellung ist Kasper wichtig: «Die FIS will Wengen sicher nicht als Weltcup-Austragungsort verlieren. Das Lauberhorn ist eines unserer grössten und bekanntesten Rennen. Alles andere ist Blödsinn.»
Auch verweist der im kommenden Mai nach 22 Jahren abtretende Präsident auf das Prozedere, wie die alpinen Austragungsorte bestimmt werden. Die FIS teilt zunächst den diversen Ländern eine – vor allem historisch gewachsene – Anzahl Weltcuprennen zu. Danach ist es an den nationalen Verbänden, in der Schweiz also an Swiss-Ski, die jeweiligen Orte für die Austragung festzulegen. In der Folge geht diese Liste zur Genehmigung an den Weltverband zurück, wobei der FIS-Vorstand abschliessend entscheidet.
Wenn sich also im konkreten Fall Swiss-Ski mit Zermatt, das sich medial als Alternative für eine Weltcup-Abfahrt ins Spiel gebracht hat, statt mit Wengen bewerben würde, dann würde das gemäss Kasper kaum gut enden. «Wir haben eine sehr lange Liste an Interessenten für die Austragung von alpinen Weltcuprennen. Ein neuer Ort muss sich hinten anschliessen.» Es sei eine «Illusion» von Swiss-Ski, das Rennen einfach in Zermatt abhalten zu können. Viel wahrscheinlicher sei in diesem Fall, dass die Abfahrt in einem anderen Land ausgetragen werden würde.