Die Dominanz des Teams Mercedes in der Formel 1 scheint in dieser Saison ein Ende zu haben. Red Bull besitzt zumindest im Moment die besseren Karten. Auch dank einer Reglementsänderung.
Toto Wolff hatte schon gegen Ende der vergangenen Saison den Mahnfinger gehoben. Der Chef des Teams Mercedes wehrte sich gegen voreilige Schlüsse nach dem Entscheid der für die Formel-1-Organisation Verantwortlichen, die Einführung des neuen Reglements um ein Jahr zu verschieben und für die laufende Weltmeisterschaft auf technischer Seite nur geringfügige Veränderungen zuzulassen.
Wolff wollte die neuerlich uneingeschränkte Favoritenrolle seiner Equipe nicht als gegeben hinnehmen. Die Prognose des nächsten Selbstläufers wies er deutlich von sich. Der Wiener hatte seine Zurückhaltung unter anderem mit den noch nicht absehbaren Folgen der vorgeschriebenen Modifikationen am Unterboden, am Diffusor und den hinteren Bremsbelüftungen der Autos begründet. Die Gesetzeshüter hatten sich zu diesem Schritt entschieden, um den Abtrieb der Autos um rund zehn Prozent und damit auch die Belastung für die Reifen zu reduzieren, was wiederum die Sicherheit erhöhen soll.
Bestätigte Vorahnung
Wolffs Vorahnung hat sich fürs Erste bestätigt. Der im Bereich der Hinterräder nunmehr beschnittene Unterboden hat sehr wohl Einfluss ganz oben in der Hierarchie der Formel-1-Teams genommen. Die Neuerung bevorteilt Rennställe mit Autos mit grösserem Anstellwinkel, Autos also, bei denen der Höhenunterschied zwischen Heck und Frontpartie grösser ist als die bei der Konkurrenz.
Am ausgeprägtesten ist diese Differenz bei den Wagen der Teams Red Bull und AlphaTauri. Beide Equipen unter der Schirmherrschaft des Getränkeherstellers profitieren somit im Bereich der Aerodynamik wohl am meisten von den neuen Vorschriften.
So verwunderts nicht, dass der aktuelle, RB16B genannte Red Bull gegenwärtig als schnellstes Auto im Feld gilt, das zudem über einen nochmals verbesserten Antriebsstrang verfügt. Partner Honda hat in der Saison vor seinem Rückzug aus der Formel 1 alles unternommen, um seinen Teil zu einer besseren Ausgangslage im Duell mit dem seit sieben Jahren dominierenden Team Mercedes beizutragen.
Mercedes mit flacherem Heck
Im Gegensatz zu den Technikern von Red Bull hatten sich die Ingenieure von Mercedes zu einer Konstruktion mit deutlich flacherem Heck entschieden, wodurch das schwarze Auto von Weltmeister Lewis Hamilton und Valtteri Bottas durch den beschnittenen Unterboden deutlich mehr Abtrieb verloren hat.
Es steht ausser Frage, dass die Techniker von Mercedes Wege und Lösungen finden werden, um den Rückstand im Wettrüsten mit dem grössten Kontrahenten wettmachen zu können. Raum für eine resolute Kurskorrektur besteht allerdings nicht. Zum einen verhindert die Homologierung des Autos den radikalen Schritt, zum anderen ist ein umfassender Umbau aufgrund des beim Bau des W12 verfolgten Gesamtkonzepts nicht möglich.