Die Formel-1-Welt hielt am letzten Sonntag in Silverstone den Atem an als Guanyu Zhou kopfüber in die Reifenstapel knallte. Wie durch ein Wunder ist ihm bei dem Unfall nichts passiert. Doch wie geht es dem Alfa-Fahrer psychisch?
Die Sicherheitsvorkehrungen in der Formel 1 sind mittlerweile wirklich auf einem bemerkenswerten Stand. Nicht anders ist es zu erklären, dass der Alfa-Pilot Guanyu Zhou nach seinem Abflug in Silverstone schon wieder im Cockpit sitzt. Bei einer Massenkarambolage erwischte es den Chinesen am vergangenen Renn-Wochenende in Silverstone am heftigsten. Als Folge wurde das Auto von Zhou ausgehebelt und rutschte rund 200 Meter kopfüber und funkenschlagend über den Asphalt, bis es im Kiesbett aufkam und sich dann erneut in die Reifenstapel überschlug.
Schon Stunden später meldete sich Zhou aber mit guten Nachrichten aus dem Krankenhaus. «Ich bin in Ordnung. Der Halo hat heute mein Leben gerettet.» Dabei bedankte sich Zhou auch bei allen Beteiligten. «Die Streckenposten und das medizinische Team an der Strecke haben fantastisch schnell reagiert. Ausserdem muss ich mich bei der FIA und der Formel 1 für all die Arbeit bedanken, die sie geleistet haben und weiterhin leisten, um die Sicherheit unserer Autos zu verbessern»
Der Verarbeitungsprozess läuft noch
Im gleichen Atemzug kündigte Zhou an, dass er in Österreich beim Grossen Preis von Spielberg wieder am Start stehen will. Und tatsächlich bekommt er dafür grünes Licht. Doch ist der Alfa-Fahrer für dieses Comeback tatsächlich schon bereit? Immerhin haben die Bilder des Unfalls auch bei ihm einen bleibenden Eindruck hinterlassen, wie er in einem Interview mit «Der Standart» verrät: «Ich habe mir den Unfall im Medical Center angesehen, nachdem ich durchgecheckt worden war. Seither habe ich versucht, mir die Bilder nicht mehr anzusehen. Aber es ist schwer, ihnen zu entkommen. Das Video sieht sogar noch schlimmer aus. Die ganze Welt zeigt es.»
Trotzdem macht Zhou einen sehr entspannten Eindruck bei seiner Rückkehr an die Rennpiste. Wie macht er das? «Jeder hat Ängste. Ich bin glücklich, dass ich da unbeschadet rauskam. In den 1980ern oder 1990ern wusste man, dass bei einem schweren Unfall etwas passiert. Heute kann man glimpflich davonkommen. Als Fahrer muss man sich auf die Sicherheit verlassen. Aber während des Rennens darfst du nicht daran denken, weil das deine Performance beeinträchtigen würde», so seine pragmatische Sichtweise.
Einfach cool bleiben
Ähnlich nüchtern schildert Zhou auch den Unfall aus seiner Sichtweise: «Ich habe nach dem Überschlag mein Lenkrad losgelassen und versucht, meinen Körper in eine stabile Lage zu bringen. Ich bin generell eine ruhige Person, hatte keine Panik. Ich war bereit für den Aufprall. Du machst einfach das Beste aus der Situation. Wenn du zu denken anfängst, ist es zu spät.»
Dann kam der Aufprall und Zhou handelte instinktiv wie es wohl jeder Profi machen würde. Er schaltete den Motor ab und wartete auf seine Bergung. «Das Erste, was man in so einer Situation macht, ist es, den eigenen Körper durchzuchecken. Du versuchst, deine Beine und Arme zu bewegen. Wenn das geht, ist das ein gutes Gefühl. Der Nacken ist schwerer einzuschätzen, aber ich habe keine gebrochenen Knochen gespürt. Deshalb war ich schon glücklich und erleichtert.»