Allen Widrigkeiten zum Trotz hat Murat Yakin die Schweizer Nati an die WM geführt. Im Fussball-Talk «Heimspiel» verrät er, worauf er besonders viel Wert legt und weshalb ihn so schnell nichts aus der Ruhe bringt.
Heimspiel – Der Fussball-Talk
«Heimspiel» liefert Standpunkte und Argumente und vertieft aus einer schweizerischen Perspektive die wichtigsten Themen des Fussballs: kontrovers, engagiert, humorvoll. Immer donnerstags auf blue Zoom im Free-TV ab 21 Uhr. Oder hier als Podcast.
In seiner noch jungen Amtszeit als Nationaltrainer musste Murat Yakin viel improvisieren. In der entscheidenden Phase der WM-Quali fielen diverse arrivierte Stammkräfte aus, geklagt hat der 47-Jährige deswegen aber nie. Woher nimmt er diese Gelassenheit?
«In erster Linie ist es wichtig, dass ich den Fussball über alles liebe und mein Herzblut dafür gebe. Und ich bin teamfähig, das ist die grosse Voraussetzung», meint Yakin. Das fordere er auch von seinen Spielern und vom Staff. «Wenn sich jemand übers Team stellt, dann kann ich etwas böse sein. Und das spüre ich. Man kann nur miteinander Erfolg haben und am Schluss geht es nur darum, Spiele zu gewinnen.»
Und natürlich hilft ihm seine positive Grundeinstellung. Als würde er aus einem Lehrmittel für «Mentale Stärke» vorlesen, sagt Yakin: «Ich sehe nie ein Problem, ich sehe immer eine Lösung. Wenn es irgendwo noch kritischer und schwieriger wird, dann werde ich noch kreativer, da blühe ich extrem auf. Und das ist das, was mir an diesem Job extrem Spass macht.»
Anruf als Extra-Boost für Okafor
Er höre auch auf sein Bauchgefühl und dann müsse man einem Spieler auch mal sagen: «Du, Kolleg, das ist jetzt deine Chance. Die wirst du nie mehr kriegen. Du wirst hier nicht zwei, drei Chancen kriegen. Also pack jetzt deine Chance. Und wenn es aufgeht, sind wir alle happy, dann hilfst du auch der Mannschaft.» Und dann kommt er auf Noah Okafor zu sprechen, dem wohl meist gefeierten Schweizer neben Murat Yakin, der in Abwesenheit von Embolo und Co. genau eine solche Chance erhalten hat.
Im Oktober habe er ihm gesagt, er solle in die U21 gehen und dort gegen Holland spielen. «Zeig, dass du wieder bereit bist. Und nachher gehst du in den Klub, sei fit, sei Profi und schau, dass du auch dort spielst.» Und tatsächlich schiesst Okafor gegen Holland zwei Tore und auch im Klub geht es von da an steil bergauf. «Der Typ ist richtig aufgeblüht, wahrscheinlich wegen meines Anrufs», bilanziert Yakin und fügt an: «Wahrscheinlich hat er auch gemerkt: ‹Oha, Achtung, da passiert etwas.› Und so konnte ich ihn auch selektionieren. Ich habe ihm gesagt: ‹So Noah, ich glaube, jetzt bist du parat›.» Yakin sollte Recht behalten, denn der 21-Jährige zahlt das ihm entgegengebrachte Vertrauen mit zwei bärenstarken Auftritten gegen Italien und Bulgarien zurück.
Yakin über die Nomination Fabian Freis
Überrascht hat Murat Yakin die Fussball-Schweiz auch mit der Nomination von Fabian Frei, der unter Vladimir Petkovic kaum eine Rolle spielte und letztmals im März 2018 ein Länderspiel bestritt. Unter Yakin kam er in vier von sechs Spielen zum Einsatz, dreimal stand er in der Startelf, so auch beim 0:0 im September gegen Italien. Wie kam es dazu? Die Frage beantwortet Yakin im Video unten.