Nachdem mehrere Ligen unterbrochen worden sind, werden auch die anstehenden Achtelfinal-Rückspiele der Champions und Europa League abgesagt. Will die UEFA alle Wettbewerbe durchboxen, wird sie die EM im Sommer wohl absagen müssen.
Das Coronavirus verursacht im europäischen Fussball ein komplettes Termin-Chaos. Die spanische La Liga, die italienische Serie A, die englische Premier League, die deutsche Bundesliga und die Schweizer Super League sind nur fünf von vielen nationalen Ligen, in denen aktuell pausiert wird.
In der Schweiz wird definitiv bis Ende April kein Fussball mehr gespielt. Als letztes Spiel im europäischen Klubfussball soll der Champions-League-Final am 30. Mai stattfinden. Weil die EM bereits am 12. Juni starten soll, müssen bis Ende Mai alle Ligen, alle Pokal-Wettbewerbe und alle Europacup-Spiele durch sein. In der jetzigen Situation ist das kaum vorstellbar.
«Bluewin» macht die Rechnung:
Angenommen, Super League und Co. nehmen Ende April den Ligabetrieb wieder auf. Dann bleiben nur wenige Wochen Zeit, um die verschobenen Spiele plus natürlich die bereits angesetzten Spiele nachzuholen. In der Schweiz wären das 13 Super-League-Runden und drei Cup-Runden (Viertelfinals, Halbfinals und Final).
In den Top-Ligen sieht es nicht viel anders aus. Beispiel Manchester City: Der englische Meister hat noch zehn Premier-League-Runden zu absolvieren. Ausserdem stehen die Citizens auch im FA-Cup-Viertelfinal und haben nach dem 2:1-Hinspielsieg bei Real Madrid auch beste Chancen, in der Königsklasse die Viertelfinals zu erreichen.
Sollte es in den FA-Cup-Partien zu Wiederholungsspielen kommen, was bei einem Remis im Viertel- und Halbfinal der Fall wäre, könnte ManCity bis Ende Mai insgesamt bis zu 21 Spiele auf dem Programm haben. Anders als der FC Basel hat City in seinem Kader rund ein dutzend Spieler, die auch an der EM dabei sein wollen.
UEFA hat keine Wahl: Die EM sollte verschoben werden
Lange Rede kurzer Sinn: Wollen alle Fussballverbände und Ligen ihre Programme durchboxen wie geplant, sind Terminkollisionen vorprogrammiert. Ausserdem würden die Top-Stars nach dem intensiven Schlussbouquet völlig übermüdet an die EM reisen.
Bei der UEFA ist für den kommenden Dienstag eine Krisensitzung per Videokonferenz mit allen 55 Mitgliedsverbänden geplant. Dann soll über das weitere Vorgehen diskutiert werden. Es wird wohl zwei Optionen geben: Entweder bricht man die Klubwettbewerbe ab oder man verschiebt die Europameisterschaft um ein Jahr.
Die Verlegung der EM auf 2021 wäre die logische Lösung. So würden die Ligen und Europacup-Wettbewerbe mehr Luft kriegen und könnten ihre Pläne bis in den Juli ausweiten. Und am Ende könnten doch noch alle Wettbewerbe – ausgenommen die für Sommer 2021 geplanten weniger relevanten Finalturniere der Nations League und der Klub-WM – sauber zu Ende gebracht werden.
Erst am Dienstag hatte die UEFA allerdings alle Gerüchte zurückgewiesen, wonach eine Verschiebung aufs Jahr 2021 in Erwägung gezogen werde, wie dies bereits von mehreren Zeitungen berichtet wurde. «Die EURO 2020 startet am 12. Juni 2020 in Rom. Die UEFA steht bezüglich des Coronavirus und seiner Entwicklung mit den zuständigen internationalen und lokalen Behörden in Kontakt», liess die europäische Fussball-Union verlauten.
Da man nicht weiss, wie sich die Coronakrise in den nächsten Wochen entwickeln und welche Massnahme die Behörden ergreifen werden, kann zu diesem Zeitpunkt natürlich auch nicht ausgeschlossen werden, dass bis im Sommer gar kein Profifussball mehr gespielt wird.