Sascha Ruefer «Man hat mich zu Unrecht als Rassisten gestempelt»

red.

9.4.2023

Sascha Ruefer kommentiert seit Jahren die Spiele der Schweizer Nati.
Sascha Ruefer kommentiert seit Jahren die Spiele der Schweizer Nati.
Keystone

Sascha Ruefer steht seit Tagen unter Beschuss, weil er eine Aussage über Granit Xhaka aus einer Doku entfernen liess. Nun bricht der SRF-Kommentator sein Schweigen – und wehrt sich gegen Rassismus-Vorwürfe.

red.

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • «Granit Xhaka ist alles, aber kein Schweizer.» Diesen Satz liess Sascha Ruefer aus der Nati-Doku «The Pressure Game» herausschneiden.
  • SRF lud Journalist*innen ausgewählter Medien am Freitagmorgen dazu ein, das Gespräch mit Ruefers umstrittener Aussage im Rohschnitt anzusehen.
  • Ruefer selbst meldet sich zu Wort und schliesst eine Klage gegen «WOZ» nicht aus.

Die Dokureihe «The Pressure Game» sollte eigentlich aufzeigen, unter welchem immensen Druck die Schweizer Nati-Stars stehen. Seit Tagen steht aber vor allem Sascha Ruefer unter Druck. Der SRF-Fussballkommentator soll sich während der Dreharbeiten rassistisch über Granit Xhaka geäussert haben, so der Vorwurf, der seit mehr als einer Woche im Raum steht. Gesendet wurde die Passage aber nie, da Ruefer sie herausschneiden liess.

Ruefer schwieg zu der Angelegenheit. Nun aber geben der Kommentator und sein Arbeitgeber Gegensteuer. Die wichtigsten Erkenntnisse. 

Wie reagiert Ruefer?

SRF lud Journalist*innen ausgewählter Medien am Freitagmorgen dazu ein, das Gespräch mit Ruefers umstrittener Aussage im Rohschnitt anzusehen. Zu den Bedingungen zählte aber, dass nichts zitiert wird, was nicht in der finalen Doku ausgestrahlt wurde. SRF begründet dies wie folgt: «Bei den Aussagen im Rohmaterial, die nicht im offiziellen Dokfilm verwendet wurden, handelt es sich um nicht autorisiertes Material.» Das berichtet die «SonntagsZeitung», die das Material ebenfalls sehen konnte. 

Hat er es gesagt oder nicht?

«Granit Xhaka ist alles, aber kein Schweizer.» Diesen Satz soll Ruefer fallen gelassen haben, berichtete die «Wochenzeitung» (WOZ) diesen Donnerstag. Hat er? Ja, er hat, schreibt am Samstag unter anderem der «Blick». Auch dessen Redaktion konnte das ungeschnittene Material sehen. 

Der Kontext, in dem Ruefer diese Äusserung gemacht habe, sehe wie folgt aus: Ruefer beziehe den Satz «eindeutig darauf, wie Xhaka als Führungsfigur funktioniert», schreibt die «SonntagsZeitung». «Und diese Art ist für Ruefer eben nicht klischeehaft schweizerisch, also eher zurückhaltend, sondern forsch, mit klar formulierten und sehr hohen Zielen. Diese Ansicht führt er im Gespräch zuvor deutlich aus.»

Der Satz sei erst nach Ende des offiziellen Interviews gefallen, das 46 Minuten gedauert habe. Weil eine Kamera noch mitlief, wurde er aber dennoch aufgezeichnet. Was zur nächsten Frage führt.

Ob Ruefers Aussage in diesem Kontext eindeutig rassistisch gewesen sei, diese Frage bleibt ungeklärt. In den erwähnten Medienberichten wird Ruefer aber weitgehend in Schutz genommen. 

Wie wurde das Zitat überhaupt öffentlich?

«Ich will nicht mutmassen», sagt Ruefer dem «Blick». Die WOZ müsse davon aber von einer Person erfahren haben, die an der Doku mitgearbeitet habe. Bei SRF Sport hätten drei Leute den Film in der Rohfassung gesehen, bei SRF Kultur dürften es ein paar mehr gewesen sein, weil eingekaufte Dokus über deren Schreibtisch gehen, heisst es im Bericht.

Wieso reagiert Ruefer erst jetzt?

Der erste Artikel über die Causa Ruefer erschien vor über einer Woche in der «Aargauer Zeitung». Erst nachdem die WOZ nun nachgedoppelt hat, reagierte der Angeschuldigte.

Er bereue, dass er nicht früher gehandelt habe, sagt Ruefer der «SonntagsZeitung». «Ich habe die Dynamik, die in dieser Geschichte steckt, unterschätzt.»

Auch was seine Wortwahl angeht, gibt sich der Kommentator reumütig: «Ich würde den Satz so nicht noch einmal sagen, wenn ich zurückgehen könnte», sagte Ruefer dem «Blick». «Natürlich nicht. Ich wünschte mir, ich hätte wenigstens von ‹typischen› Schweizern gesprochen.»

War's das jetzt?

Ruefer spielt mit dem Gedanken, eine Klage gegen WOZ einzureichen. «Man hat mich zu Unrecht als Rassisten gestempelt, das ist keine Bagatelle», sagte er dem «Blick». Er wolle ein Zeichen setzen und fühle sich von der WOZ sehr ungerecht behandelt, heisst es bei der «SonntagsZeitung».