In der neuen Nati-Doku «The Pressure Game» hat SRF-Kommentator Sascha Ruefer im Nachhinein eigene Aussagen rausschneiden lassen. Die Beteiligten hüllen sich in Schweigen.
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen:
- Die SRF-Doku «The Pressure Game» wird nach ihrem Start kontrovers diskutiert.
- Kommentator Sascha Ruefer gerät wegen zensierter Aussagen in den Fokus.
- Es ist denkbar, dass man die Doku politisch nicht noch mehr aufladen wollte, als es nötig ist.
Vor wenigen Tagen hat das SRF mit Pauken und Trompeten seine neue Nati-Doku «The Pressure Game» lanciert. Darin sollen Fussballfans einen exklusiven Einblick in die Kabine der Stars erhalten. Ein Jahr lang hat die Crew um Regisseur Simon Helbling die Nati begleitet, inklusive des sportlichen Highlights an der WM in Katar.
Die Doku verspricht, auch die Schattenseiten des Fussballlebens aufzuzeigen. Doch ausgerechnet bei diesem Punkt bleiben gewisse Zweifel. Letzten Endes lag die Hoheit über das verwendete Material beim Schweizerischen Fussballverband. Es handelt sich also nicht um eine rein journalistische Dokumentation, sondern auch um PR für den Verband.
Die Macher geben sich diplomatisch
Allem Anschein nach waren es aber nicht die Spieler oder der Verband, die sich in Zensur übten, sondern «SRF» selber. Gemäss Recherchen von CH Media hat Kommentator Sascha Ruefer im Nachhinein höchstpersönlich Aussagen von sich streichen lassen. Konkret geht es um Passagen zu Captain Granit Xhaka, die man offenbar als rassistisch hätte auslegen können.
Auf Nachfrage von CH Media wollte sich keiner der Beteiligten detaillierter zur Zensur äussern. Regisseur Simon Helbling gibt sich diplomatisch: «Von der Rohfassung bis zum Endprodukt gibt es bei einer Dokumentation immer mehrere Versionen und Anpassungen. Dieser Prozess ist normal.»
Ähnlich klingt es bei der Chefredaktorin von SRF Sport, Susanne Schwaller: «Es ist normal, dass es bei so einem Projekt zunächst eine Rohversion gibt. Diese wird zunächst in einer kleinen Runde angeschaut. Und danach mit sämtlichen Beteiligten nochmals gespiegelt. Wenn es Aussagen gibt, die im Kontext falsch verstanden werden könnten, dann greifen wir ein.»
Und was sagt Sascha Ruefer selber zur ganzen Diskussion? «Es ist ganz einfach: Alles ist gut! Das Dok-Team hat einen guten Job gemacht. Alles Weitere möchte ich nicht kommentieren.»
Entertainment steht im Vordergrund
Was aber könnte so heikel sein, dass Ruefer sich tatsächlich wegen Rassismus-Vorwürfen verantworten müsste? Scheinbar geht es um eine Passage, in der Ruefer über den ausserordentlichen Wert von Xhaka spricht. Er attestiert ihm dabei die «DNA eines Champions», die sich vom durchschnittlichen braven und korrekten Schweizer unterscheide. Die Aussage wurde in einem Kontext verwendet, der Ruefer dann nicht gefallen hat.
Sicherlich wollte Ruefer mit der Massnahme nicht noch mehr Angriffsfläche bieten, was Xhaka betrifft. Schliesslich steht der Nati-Captain ohnehin schon oft genug im Kreuzfeuer der Kritiker. Nicht zuletzt auch durch seine viel diskutierte Aktion mit Jasharis Shirt nach dem Serbien-Spiel, auf welche die Doku nur am Rand eingeht.
Die Macher wollten ihr Werk also politisch nicht noch mehr aufladen, als es ohnehin schon der Fall war. Irgendwie ist dieser Schritt auch nachvollziehbar. Schliesslich geht es auch um Unterhaltung und diese bietet «The Pressure Game» durch seine ganze Machart und Erzählweise auf jeden Fall.