Weil er Handcreme und Zahnpasta braucht, bricht Augsburg-Trainer Heiko Herrlich die Isolationsregeln der deutschen Fussballliga – und sorgt für Empörung und Belustigung gleichermassen.
Eigentlich sollte Heiko Herrlich an seinem 67. Tag als Augsburg-Trainer erstmals an der Seitenlinie stehen. Aufgrund der Corona-Zwangspause coacht der 48-Jährige seine Spieler bislang nur im Training, wenn überhaupt. Jetzt muss er seine Premiere erneut verschieben – weil er sich an der Pressekonferenz vor dem Spiel gegen Wolfsburg selbst ein Bein stellt.
Offenbar ohne Bedenken erzählt Herrlich von seinem Besuch in einem Supermarkt in der Nähe – obwohl dies gemäss DFL-Konzept untersagt ist. Der Grund: Ihm sei die Zahnpasta ausgegangen, zudem habe er keine Hautcreme mehr gehabt. Detailliert beschreibt Herrlich seinen Ausflug und gesteht unter anderem auch, dass er anfangs die Schutzmaske vergessen habe.
Wenig später veröffentlicht der FC Augsburg eine Mitteilung, in der sich Herrlich für seinen Fehler entschuldigt. Er werde aufgrund seines Verhaltens das Training am Freitag nicht leiten und die Mannschaft auch nicht am Samstag im Spiel gegen Wolfsburg betreuen.
Hütter: «Ich musste ein bisschen schmunzeln»
Herrlichs Misstritt sorgt für zahlreiche, gemischte Reaktionen. «Heiko wird gerade verurteilt, als hätte er eine Bank überfallen. Er weiss, dass er etwas falsch gemacht hat, aber die Verurteilung geht mir zu weit», nimmt Markus Gisdol (1. FC Köln) seinen Trainerkollegen in Schutz und merkt an: «Ich finde es krass, dass er nicht am Spiel teilnehmen kann, weil er beim Einkaufen war.»
Auch Frankfurt-Coach Adi Hütter zeigt Verständnis: «Ich musste ein bisschen schmunzeln, weil er es doch sehr ausführlich erzählt hat. Wir Trainer, Spieler sind halt auch ganz normale Menschen. Es ist ihm passiert, er muss jetzt auch mit den Konsequenzen rechnen. Das wird ihm sicher nicht noch einmal passieren.»
Mit Herrlich härter ins Gericht geht HSV-Sportdirektor Jonas Boldt. «Ich habe das nicht geglaubt. Ich dachte, es sei ein Witz. Das ist ja kein 20-jähriger Spieler, sondern ein erwachsener Mann, der dieses Thema auch vorleben sollte», sagt er bei «NDR 2».
Viel Spott in den sozialen Netzwerken
In den sozialen Netzwerken gibt es für Herrlich viel Spott. Auf Twitter schreibt ein User: «Die DFL hätte ihr Konzept an dem der Kitas orientieren müssen.» Ein anderer kommentiert: «War Mutti weg und er musste seinen Koffer zum ersten Mal ganz alleine packen?»
Zudem sorgen Wortspiele mit Herrlichs Name bei einigen für Belustigung. «Ich finde, wir sollten seinen Namen in Heiko Ehrlich ändern», ist auf einem Profil zu lesen. Ein weiterer User merkt an: «Herrlich, dass das Konzept der Bundesliga so gut funktioniert.»
Für einen anderen User zeigt der Vorfall vor allem, in welch absurder Ausnahmesituation sich der deutsche Profifussball aktuell befindet. Wer hätte das noch vor einigen Monaten für möglich gehalten?