«Die Diskussion ist gerechtfertigt» Ist Murat Yakin noch der richtige Nati-Trainer?

Redaktion blue Sport

4.11.2023

Ist Murat Yakin noch der richtige Nati-Trainer?

Ist Murat Yakin noch der richtige Nati-Trainer?

Vor den entscheidenden Spielen in der EM-Quali kommt im Fussball-Talk Heimspiel die Frage auf, ob die Schweizer Nati mit Murat Yakin in die Zukunft gehen soll oder nicht. So schätzen Blerim Dzemaili, Admir Mehmedi und Andreas Böni die Situation ein.

02.11.2023

Vor den entscheidenden Spielen in der EM-Quali kommt im Fussball-Talk Heimspiel die Frage auf, ob die Schweizer Nati mit Murat Yakin in die Zukunft gehen soll oder nicht. So schätzen Blerim Dzemaili, Admir Mehmedi und Andreas Böni die Situation ein.

Redaktion blue Sport

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Die Schweizer Nati steht vor der entscheidenden Phase in der EM-Qualifikation.
  • Noch hat die Nati alles in den eigenen Füssen. Trotzdem werden zumindest medial kritische Stimmen gegen Trainer Murat Yakin laut.
  • Könnte der SFV sogar bei erfolgreicher EM-Quaki einen Trainerwechsel in Betracht ziehen? Dieser Frage gehen die beiden Ex-Nati-Spieler Admir Mehmedi und Blerim Dzemaili sowie blue Sport Chefredaktor Andreas Böni im Heimspiel auf den Grund.

Als Murat Yakin im August 2021 das Amt als Cheftrainer der Schweizer Nationalmannschaft übernahm, wurde er schnell zum Liebling einer ganzen Nation. Der Erfolg war da und mit seinem Charme kam der 49-Jährige überall gut an. 

In den letzten Monaten wurde aber vermehrt Kritik am Nati-Coach laut. Zum einen wegen teilweise überschaubaren Leistungen in der EM-Quali, zum anderen wegen der Nebenschauplätze, mit denen sich die Nati mal wieder herumschlagen muss.

Das Trainer-Thema wird auch im Fussball-Talk Heimspiel heiss diskutiert. Muss der SFV über einen Wechsel nachdenken? Vielleicht sogar noch vor der Europameisterschaft, auch wenn die Nati sich qualifizieren kann? «Die Diskussion ist sicher gerechtfertigt», findet Blerim Dzemaili. «Die Diskussion kommt aber aufgrund der Nebengeräusche auf. Die haben sich zu sehr angehäuft.» Insbesondere der Zwist zwischen Yakin und Captain Granit Xhaka sorgte für viel Wirbel rund um die Nati.

Auch die Leistungen der Schweizer waren nicht immer zufriedenstellend. Gegen Rumänien, Kosovo und Belarus gab es jeweils nur ein Remis. Nichtsdestotrotz hat die Nati nach wie vor gute Chancen, sich für die EM zu qualifizieren. In den letzten drei Spielen gegen Israel, Kosovo und Rumänien reichen zwei Siege, um das Ticket nach Deutschland zu lösen.

Zukunft mit Yakin oder kompletter Neuanfang?

Daran erinnert auch Admir Mehmedi: «Heutzutage kommt die Trainerdiskussion viel zu schnell. Man steckt mitten in der Quali und hat noch alles in den eigenen Händen.» Erreicht die Nati das Ziel und kann sich für die EM 2024 qualifizieren, erübrige sich jegliche Diskussion, meint Mehmedi.

Murat Yakins Vertrag beim SFV läuft bis zur EM 2024.
Murat Yakins Vertrag beim SFV läuft bis zur EM 2024.
Keystone

Yakins Vertrag läuft bis im Sommer 2024. Bei erfolgreicher Quali wird das Arbeitspapier des Nati-Trainers normalerweise verlängert. «Wir sind noch nie in ein Turnier gegangen, bei dem der Trainer einen auslaufenden Vertrag hatte. Andere Nationen machen das», sagt blue Sport Chefredaktor Andreas Böni. 

Deshalb müsse sich der Verband die Yakin-Frage nach den anstehenden Spielen zwangsläufig stellen, ist sich Böni sicher: «Entweder man hat das Gefühl, dass man nicht vorwärtskommt und wechseln muss, oder man verlängert mit Murat Yakin bis 2026.»

Die Sache mit den Nebengeräuschen

Unter Yakin habe sich die Nati nicht gut weiterentwickelt, meint Dzemaili. Seit der starken Qualifikation zur WM in Katar habe die Mannschaft einen Schritt zurück gemacht, findet der 69-fache Nationalspieler. Die Nebenschauplätze hätten ihren Teil dazu beigetragen. «Mit solchen Nebengeräuschen willst du doch nicht an eine EM gehen. Das muss vonseiten des Verbandes beseitigt werden», sagt Dzemaili. 

Mehmedi widerspricht: «Was hatten wir an der EM 2021 nicht alles für Sachen. Blonde Haare, Tattoos, teure Autos und Dies und Das. Dann haben wir Frankreich im Achtelfinal ausgeschaltet und diese Geräusche waren plötzlich vergessen.» Das Yakin-Thema mit dem vermeintlichen Streit mit Xhaka werde grösser gemacht, als es eigentlich ist, glaubt Mehmedi. 

Dzemaili sieht das anders: «Ich glaube nicht, dass Murat wegmuss. Er bringt ja alles mit. Ich glaube aber, dass die Nebengeräusche die ganze Mannschaft verunsichern. Denn Granit hat sehr viel zu sagen in dieser Mannschaft. Wenn er der Erste ist, der mit dem Trainer ein Problem hat, gehen vielleicht weitere mit und dann hast du schnell fünf, sechs wichtige Spieler zusammen.»

Wicky? Favre? Fischer?

Man tue Yakin nicht recht, während der Quali über den Trainer zu diskutieren, meint Mehmedi: «Lasst uns diese drei Spiele abwarten, dann sehen wir weiter.» Der Verband müsse trotzdem auf alle Szenarien vorbereitet sein, entgegnet Böni. «Wenn es in die Hose geht, ist Yakin sowieso Geschichte.»

Und selbst bei erfolgreicher Qualifikation sitze Yakin womöglich nicht sicher im Sattel, meint der blue Sport Chefredaktor – und wirft gleich ein paar Namen in die Runde: «Wenn man tatsächlich zum Schluss kommt, dass man anders weiterfahren muss, glaube ich, dass Raphael Wicky interessant sein wird. Pierluigi Tami wollte ihn schon, bevor Yakin kam. Lucien Favre ist auf dem Markt und bis im Sommer vielleicht auch Urs Fischer. Mit diesen Szenarien musst du dich beschäftigen.»

Böni ist aber nicht per se für einen Trainerwechsel. «Es gibt ganz, ganz viele Argumente, die für Yakin sprechen», sagt er. Und: «Vielleicht hängt nun viel von diesen anstehenden drei Spielen ab. Wenn man dreimal klar gewinnt, wird es schwierig, den Trainer zu wechseln.»


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