Soll man mit Murat Yakin verlängern? Ihn ersetzen? Und was wären die Möglichkeiten? Valon Behrami sagt: «Das Problem ist die Beziehung zur Mannschaft.»
Valon Behrami, was muss man machen, um die Schweizer Nati näher zusammenzubringen? Ein Zeichen setzen und mit Murat Yakin bis zur WM 2026 verlängern? Sich trennen? Oder die EM abwarten?
Valon Behrami: Das Problem ist die Beziehung. Man muss herausfinden, ob beide Seiten einen Schritt aufeinander zugehen. Dann kann man an eine Zukunft glauben, sonst nicht. Der Trainer hat gezeigt, was seine Qualität ist. Er hat taktische Qualität, er hat technische Qualität. Aber manchmal ist die Beziehung schwieriger als technische und taktische Sachen. Ich denke, das ist die richtige Zeit jetzt, um gemeinsam zu reden und dann muss man entscheiden.
Was würden Sie entscheiden?
Die schwierige Frage ist, welche Kandidaten ich habe. Wenn du siehst, du hast nicht diese starken Kandidaten, du hast nicht diese grosse Qualität auf dem Markt, dann musst du auch von der Business-Seite her denken. Es ist keine Situation, in der wir viel Geld für einen grossen Trainer ausgeben können. Dann kannst du vielleicht auch sagen, dass man mit Murat Yakin weitermacht und versucht, die beiden Seiten zusammenzubringen. Weil ab jetzt wird es von beiden Seiten her ruhiger. Die EM verändert alles, jeder will zum Turnier. Das ist anders als bei dieser Qualifikation.
Aber man muss bald eine Entscheidung treffen. Man kann nicht sagen, wir gehen in die EM mit Murat Yakin mit einem auslaufenden Vertrag. Oder schon?
Ich denke, es kommt darauf an, welchen Charakter du als Trainer hast. Oder auch als Spieler. Es gibt solche, die nicht spielen wollen, mit der Situation, dass ihr Vertrag ausläuft. Es gibt andere, mit grossen Persönlichkeiten, die zeigen wollen, dass es eine grosse Chance ist, vertragslos wechseln zu können. Vielleicht macht Yakin eine unglaubliche Euro. Das muss man spüren, ob es eine grosse Chance für ihn ist oder nicht. Es ist auch für die Nationalmannschaft der richtige Weg, die Seite des Trainers zu stärken und jedem zu zeigen, dass er stark ist. Dann muss jeder folgen.
Sie sagten, man müsse schauen, ob der Markt gute Leute hergebe. Urs Fischer wäre frei nach seiner Trennung von Union Berlin.
Urs Fischer sehe ich nicht als Nati-Trainer.
Warum?
Ich kenne ihn von der taktischen Seite her und ich sehe die Zukunft dieser Nati nicht mit seinem System. Ich sehe diese Mannschaft nicht mit einem 3-5-2-System. In den letzten zwei, drei Monaten hat er mit Union Berlin so viele Spiele verloren und das System nicht einmal gewechselt. Das bedeutet für mich, dass sein taktischer Plan ein 3-5-2 ist. Aber für unsere Mannschaft mit unseren Spielern ist ein 4-3-3 perfekt.
Und Lucien Favre?
Seine taktischen Ideen sind für eine moderne Mannschaft. Er ist auch ein Leader für die Beziehung zwischen den Spielern. Das Problem ist vielleicht die Business-Seite. Lucien Favre kostet viel Geld. Ich weiss nicht, ob es die richtige Zeit für ihn ist, ob er Lust hat. Aber technisch sehe ich das als eine bessere Lösung als Urs Fischer.
Murat Yakin sagt, es sei eine Abrechnung der Journalisten mit ihm, dass so negativ geschrieben wurde.
Wenn die Nati in so einer Situation ist, kannst du nicht sagen, es sei alles okay, alles in Ordnung. In dieser Situation ist es von ihm nicht korrekt, das zu sagen. Er kennt die Fussballwelt so gut. Am Ende ist es auch die Arbeit der Journalisten zu sagen, was nicht gut ist.
Im ersten Teil des Interviews spricht Valon Behrami über die Leistungen der Nati in der EM-Qualifikation und die Aufregung um Granit Xhaka nach dessen Aussagen nach dem Kosovo-Spiel im September, die von vielen Seiten als Kritik an Trainer Murat Yakin aufgefasst wurden. «Da hat er für mich einen Fehler gemacht», sagt Behrami über seinen Ex-Mitspieler. Am Ende sei aber nicht das Interview das Problem, sondern die (fehlende) Reaktion der SFV-Bosse. Mehr dazu hier.