Fischer oder Favre als Nati-Coach? Streller: «Der Verband muss immer einen Plan B haben»

Von Jan Arnet

16.11.2023

Marco Streller: «Irgendwas stimmt nicht in der Nati»

Marco Streller: «Irgendwas stimmt nicht in der Nati»

Die Nati enttäuscht erneut, spielt gegen Israel nur 1:1 und verpasst die vorzeitige EM-Qualifikation. Wo liegt der Hund begraben? Und muss sich Murat Yakin jetzt Sorgen um seinen Job machen? Die Einschätzung von blue Sport Experte Marco Streller.

16.11.2023

Die Nati enttäuscht erneut, spielt gegen Israel nur 1:1 und verpasst es, sich vorzeitig das EM-Ticket zu sichern. Wo liegt der Hund begraben? Und muss sich Murat Yakin jetzt Sorgen um seinen Job machen? Die Einschätzung von blue Sport Experte Marco Streller.

Von Jan Arnet

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Die Schweiz spielt in Ungarn gegen Israel nach schwacher Leistung nur 1:1. Damit ist die Qualifikation für die EM 2024 in Deutschland auch zwei Spieltage vor Schluss noch nicht geschafft.
  • Erneut gibt der Leistungseinbruch in der zweiten Halbzeit zu denken. blue Sport Experte Marco Streller sucht nach Erklärungen für die Unsicherheiten im Schweizer Spiel.
  • Der (mediale) Druck auf Nati-Trainer Murat Yakin steigt. Streller hält Yakin nach wie vor für einen sehr guten Trainer, glaubt aber auch, dass es beim SFV einen «Plan B» gibt.

Mit einem Sieg gegen Israel hätte die Schweiz am Mittwochabend alles klarmachen – und sich vor allem vom grossen Druck befreien können. Doch die Nati kassiert schon wieder in den Schlussminuten den Ausgleich. Wie schon beim 2:2 im Kosovo und beim 2:2 gegen Rumänien. Auch beim 3:3 gegen Belarus verspielte die Schweiz eine Führung. Alle neun Gegentore in dieser EM-Quali fielen in der zweiten Halbzeit.

«Es ist jedes Mal das Gleiche, es ist wie ein Muster. Darum macht man sich schon ein bisschen Sorgen, wenn man jedes Mal zwei verschiedene Gesichter sieht», sagt Marco Streller am Tag nach dem 1:1 gegen Israel. Erklären kann sich der blue Sport Experte den Leistungsabfall nicht: «Ich weiss nicht, ob im Innenleben der Mannschaft etwas nicht stimmt. Aber irgendetwas muss ja sein, es kann doch nicht sein, dass es so einen riesigen Leistungsunterschied gibt.»

Alles sei in der Kabine aber sicher nicht schlecht, meint Streller: «Es ist sicher nicht eine katastrophale Stimmung, weil sonst wäre eine Leistung wie in der ersten Halbzeit auch nicht möglich. Vielleicht haben die Spieler im Hinterkopf, dass es eben schon mal passiert ist, und werden unsicher. Dann gibt es unnötige Ballverluste und es wird nicht mehr konsequent verteidigt.»

Für den 37-fachen Nati-Stürmer (12 Tore) gibt es insbesondere in der Verteidigung auch zu viele Wechsel. «Yakin hat seine Wunschformation hinten wahrscheinlich noch nicht gefunden. Auch, weil es immer wieder Verletzungen gibt. Irgendetwas passt einfach nicht», so Streller.

Streller steht hinter Yakin

Der Druck auf Murat Yakin nimmt zu. In den Schweizer Medien wird der Nati-Coach immer mehr angezählt. Die «NZZ» etwa stellt die Frage in den Raum, ob es überhaupt sinnvoll wäre, mit Yakin an die EM zu reisen. Zumal mit Urs Fischer und Lucien Favre die beiden renommiertesten Schweizer Trainer der letzten Jahre derzeit vereinslos sind.

Könnte beim SFV ein Trainerwechsel tatsächlich selbst bei erfolgreicher Qualifikation infrage kommen? «Man muss immer einen Plan B haben. Auch wenn es super gut läuft. Und den werden sie sicher auch haben», glaubt Streller. «Ob es die richtige Entscheidung wäre, muss der Verband selber wissen. Manchmal bringt ein Trainerwechsel sehr viel, manchmal auch gar nichts.»

Er persönlich würde an Yakin festhalten. «Ich kenne Muri und weiss, wie er arbeitet. Ich finde, er macht einen sehr guten Job. Und wenn er das Ziel erreicht hat, die Schweiz an die EM zu führen, warum sollte man ihm die EM dann nicht geben?», fragt sich Streller.

Marco Streller kennt Murat Yakin aus gemeinsamen Zeiten beim FC Basel bestens.
Marco Streller kennt Murat Yakin aus gemeinsamen Zeiten beim FC Basel bestens.
Keystone

Zweiter Matchball am Samstag

Etwas Wind aus den Segeln nehmen könnten Yakin und seine Mannschaft mit einem überzeugenden Sieg am Samstag gegen Kosovo. Dann wäre das Ticket für die EM 2024 in Deutschland auch endlich gesichert.

Einfach wird das aber nicht, meint Streller: «Es ist natürlich eine sehr spezielle Affiche, weil wir auch viele Spieler haben, die ihre Wurzeln im Kosovo haben. Es werden in Basel sicher sehr viele Kosovaren im Stadion sein. Ich weiss nicht, ob es wirklich ein Heimspiel gibt, aber sicher eine super Stimmung.»

Kosovo habe eine interessante Mannschaft mit guten Spielern. «Aber bei allem Respekt: Die Nati muss einfach gewinnen. Das erwarte ich auch am Samstag. Die Schweizer müssen bereit sein, es ist wirklich ein sehr guter Test», sagt der blue Sport Experte. «Der Sieg muss her, das ist klar! Dann haben wir die Qualifikation und man kann in Ruhe analysieren, was man vor der EM noch verbessern könnte.»

Böni: «Es ist enttäuschend, dass man in solchen Spielen den Sack nicht zu macht»

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