InterviewGygax: «Köbi würde auch im heutigen Fussball als Nati-Trainer Erfolg haben»
Von Syl Battistuzzi
27.11.2019
Fast kein Fussballer hatte so eine spezielle Beziehung zu Köbi Kuhn wie Daniel Gygax. Kein Wunder, schliesslich sind beide FCZ-Idole. Der heutige Teleclub-Experte erinnert sich im Interview an den verstorbenen Nationaltrainer.
Dani Gygax, wann haben Sie vom Tod von Köbi Kuhn erfahren?
Als ich nach dem Training mit den U-16-Junioren des FCZ in die Garderobe kam, hatte ich viele Nachrichten auf dem Handy. Da lief es mir kalt den Rücken runter. Zuletzt dachte ich noch, er sei auf dem Weg der Besserung, weil er ja kürzlich die Intensivstation verlassen konnte.
Wo haben Sie sich zuletzt getroffen?
Bei seiner Buchvernissage im Mai dieses Jahres. Es war viel los, trotzdem reichte die Zeit für einen kurzen Schwatz. Er wirkte dort nicht mehr ganz so ‹zwäg› wie früher – wenn man einen Menschen über einen längeren Zeit kennt, nimmt man solche Veränderungen wahr. Aber er war immer noch für einen Spruch zu haben.
Er konnte mit seiner warmen, fast väterlichen Art jeden Spieler persönlich abholen. Mit ihm konnte man über Gott und die Welt reden, nicht nur über Fussball. Ausserdem war er stets bescheiden und authentisch – davon können sich ein paar Leute im heutigen Fussball eine Scheibe abschneiden.
Welche Episode von früher bleibt Ihnen besonderes in Erinnerung?
Als wir mit der U-21 ins damalige Jugoslawien in ein Trainingslager fuhren, setzte er sich nach dem Training zu ein paar Jungs, unter denen auch ich war. Er hat einfach nur zugehört. Ihm hat es einfach Spass gemacht, mit den Jungs zusammen zu sein. Man hat sich gleich wohlgefühlt in seiner Nähe. Eine solche Persönlichkeit – mit seinen Erfolgen – und trotzdem so auf dem Boden geblieben. Das war eindrücklich.
Wie war sein Führungsstil?
Er selbst war als Spieler kein Heiliger, und machte gerne mal einen Seich –auch ich war so einer, der ab und zu Flausen im Kopf hatte. So liess er uns viele Freiheiten und an der langen Leine, er war kein strenger Typ. Wenn er Kritik übte, dann persönlich und unter vier Augen. Aber immer mit seiner offenen und herzlichen Art.
Die Schweiz trauert um «Köbi National»
Die Schweiz trauert um Köbi Kuhn: Im Alter von 76 Jahren ist der frühere Nationalcoach gestorben.
Bild: Keystone
Zuletzt litt Köbi Kuhn, hier im Juni 2017 an der Seite seiner zweiten Ehefrau Jadwiga, an einer Lungenentzündung. 2011 war beim Zürcher eine chronisch lymphatische Leukämie diagnostiziert worden.
Bild: Keystone
Kuhns erste Frau Alice, die er 1965 geheiratet hatte und die seine grosse Liebe gewesen war, verstarb im Jahre 2014 – sie hatte einen Hirnschlag erlitten, Köbi kümmerte sich liebevoll um sie.
Bild: Keystone
Als Spieler (1960 – 1977) war Jakob Kuhn berühmt und vielleicht der beste Schweizer Fussballer seiner Zeit. Als Nationaltrainer (2001 - 2008) war er populär. Im Volk war er durch alle Generationen und Schichten hindurch einfach «Köbi». Das Foto entstand im September 2018, wenige Tage vor seinem 75. Geburtstag.
Bild: Keystone
Sieben Jahre lang war Köbi Kuhn Trainer der Schweizer Nationalmannschaft und damit so lange wie kein anderer nach dem 2. Weltkrieg.
Bild: Keystone
Auch wenn seine Karriere als Nationaltrainer an der Heim-EM mit einer grossen Enttäuschung und dem vorzeitigen Ausscheiden in den Gruppenspielen endete, wurde er von Spielern und Fans nochmals gefeiert: Ein «Merci, Köbi»-Banner machte im St.-Jakob-Park die Runde.
Bild: Keystone
Unter Kuhn nahm die Schweiz an drei Endrunden in Folge teil. Kein anderer Nationalcoach hat das geschafft.
Bild: Keystone
Freundlich, ruhig, empathisch und verständnisvoll. So kannte die Schweiz den Köbi. Die Spieler gingen für ihn durchs Feuer, weil er authentisch war und weil er die Dynamiken innerhalb der Mannschaft spürte wie kaum einer sonst.
Bild: Keystone
Als Spieler lief Köbi Kuhn während 17 Jahren für «seinen» FC Zürich auf. Es waren goldene Jahre für den FCZ. Kuhn führte den Verein zu sechs Meistertiteln, fünf Cupsiegen und zweimal in die Halbfinals des Meistercups.
Bild: Keystone
Nach der Entlassung von FCZ-Trainer Max Merkel wurde Köbi Kuhn, hier neben Masseur Hermann Burgermeister, im Mai 1983 mit dem Coaching der ersten Mannschaft beauftragt.
Bild: Keystone
Die Schweiz trauert um «Köbi National»
Die Schweiz trauert um Köbi Kuhn: Im Alter von 76 Jahren ist der frühere Nationalcoach gestorben.
Bild: Keystone
Zuletzt litt Köbi Kuhn, hier im Juni 2017 an der Seite seiner zweiten Ehefrau Jadwiga, an einer Lungenentzündung. 2011 war beim Zürcher eine chronisch lymphatische Leukämie diagnostiziert worden.
Bild: Keystone
Kuhns erste Frau Alice, die er 1965 geheiratet hatte und die seine grosse Liebe gewesen war, verstarb im Jahre 2014 – sie hatte einen Hirnschlag erlitten, Köbi kümmerte sich liebevoll um sie.
Bild: Keystone
Als Spieler (1960 – 1977) war Jakob Kuhn berühmt und vielleicht der beste Schweizer Fussballer seiner Zeit. Als Nationaltrainer (2001 - 2008) war er populär. Im Volk war er durch alle Generationen und Schichten hindurch einfach «Köbi». Das Foto entstand im September 2018, wenige Tage vor seinem 75. Geburtstag.
Bild: Keystone
Sieben Jahre lang war Köbi Kuhn Trainer der Schweizer Nationalmannschaft und damit so lange wie kein anderer nach dem 2. Weltkrieg.
Bild: Keystone
Auch wenn seine Karriere als Nationaltrainer an der Heim-EM mit einer grossen Enttäuschung und dem vorzeitigen Ausscheiden in den Gruppenspielen endete, wurde er von Spielern und Fans nochmals gefeiert: Ein «Merci, Köbi»-Banner machte im St.-Jakob-Park die Runde.
Bild: Keystone
Unter Kuhn nahm die Schweiz an drei Endrunden in Folge teil. Kein anderer Nationalcoach hat das geschafft.
Bild: Keystone
Freundlich, ruhig, empathisch und verständnisvoll. So kannte die Schweiz den Köbi. Die Spieler gingen für ihn durchs Feuer, weil er authentisch war und weil er die Dynamiken innerhalb der Mannschaft spürte wie kaum einer sonst.
Bild: Keystone
Als Spieler lief Köbi Kuhn während 17 Jahren für «seinen» FC Zürich auf. Es waren goldene Jahre für den FCZ. Kuhn führte den Verein zu sechs Meistertiteln, fünf Cupsiegen und zweimal in die Halbfinals des Meistercups.
Bild: Keystone
Nach der Entlassung von FCZ-Trainer Max Merkel wurde Köbi Kuhn, hier neben Masseur Hermann Burgermeister, im Mai 1983 mit dem Coaching der ersten Mannschaft beauftragt.
Bild: Keystone
Sie haben ja ihre ganze Nati-Karriere (2004-2008) unter ihm verbracht ...
Nicht nur in der A-Auswahl, sonder bereits in der U-21 war er mein Trainer. Ich habe ihn stets offen und ehrlich erlebt. Man wusste bei ihm stets, woran man ist, da ihm Kommunikation sehr wichtig war.
Sie sollen ein Liebling von Köbis langjähriger Frau Alice† gewesen sein ...
Ich habe das auch damals in den Medien gelesen. Ich soll sie an den jungen Köbi von früher erinnert haben. Deshalb war ich offenbar ihr Lieblingsspieler, auch wenn ich es persönlich nie von ihr oder ihm hörte. Ich habe auch keine Sonderbehandlung oder so genossen, er hat jeden Spieler gleich warmherzig behandelt. Aber klar hat mir dies geschmeichelt.
Könnten Sie sich eine Figur wie Köbi Kuhn im heutigen Fussball noch als Schweizer Nati-Trainer vorstellen?
Ich glaube schon. Am Ende des Tages kommt es darauf an, wie man die Spieler abholt, damit sie für dich als Trainer Vollgas geben. Köbi würde mit seiner Art und Weise, seinem Charakter und seiner Persönlichkeit auch heute noch Erfolg haben.
Wenn ihre Junioren Sie fragen, was Köbi Kuhn für einer war, was antworten Sie ihnen?
Als Fussballer war er eine Legende. Aber viel wichtiger ist, wie er als Mensch gewesen ist. Wie man untereinander umgeht, ist entscheidend im Leben. Die Grundwerte müssen stimmen. Und trotzdem lagen bei ihm immer auch Sprüche drin.