Noten «Kein Wunder, will ihn Klopp loswerden» – die Nati-Singer in der Einzelkritik

Von Syl Battistuzzi

26.3.2020

Nati-Stars singen John Lennons «Imagine» für die Schweiz

Nati-Stars singen John Lennons «Imagine» für die Schweiz

Um in der schwierigen Corona-Zeit ein positives Zeichen zu setzen, singen die Nati-Stars – und Trainer Vladimir Petkovic – für die Menschen in der Schweiz.

25.03.2020

Statt auf dem Rasen gaben die Nati-Stars für einen guten Zweck eine musikalische Kostprobe. Was man sagen kann: Die Niveauunterschiede sind beträchtlich. «Bluewin» macht die Einzelkritik.

Note  6

Goalie

Yann Sommer

Englisch: Tadellos. Wäre auch in der Premier League am richtigen Ort.

Engagement: Auch seine Augenbrauen verraten: viel Einsatz und Gefühl.

Gesang: Trifft auch die hohen Töne so sauber wie seine Nivea-Haut.

Gesamtfazit: Die Nummer 1 kann einfach alles: Bälle halten, Gitarre spielen und kochen. Nun entdeckt die Öffentlichkeit noch seine Engelsstimme (*schwärm).


Note  4

Verteidigung

Ricardo Rodriguez 

Englisch: Überraschend gut.

Engagement: Nix zu meckern.

Gesang: Zieht die Worte schön lang. Sein Spektrum ist jedoch beschränkt.

Gesamtfazit: Mit der Fernbedienung als Mikrofon noch ein gelungener Gag eingebaut. Macht seine Sache ganz passabel.


Note  4

Verteidigung

François Moubandje

Englisch: Technisch ok, inhaltlich missverständlich («better us statt below?»).

Engagement: Beim Singen gut, doch bei der Mimik gibt's Luft nach oben.

Gesang: Viel Power, aber zu wenig Variation.

Gesamtfazit: Guter Auftakt, danach baut er leider stark ab.


Note  4

Verteidigung

Loris Benito

Englisch: Keine Beanstandungen.

Engagement: Bemüht.

Gesang: Zu schnell den Text vorgetragen, Stimme zu dünn.

Gesamtfazit: Sein fehlendes Tempogefühl verhindert eine bessere Benotung.


Note  4

Mittelfeld

Granit Xhaka

Englisch: Macht bei Arsenal gute Fortschritte. Sollte noch ein wenig auf der Insel bleiben, um sein neues Wissen zu vertiefen.

Engagement: Übertreibt es wieder mal mit seinem Einsatz. Nicht mal Boy-Band-Sänger in den 90er gaben sich so schnulzig.

Gesang: Wie immer bestimmt er den Rhythmus.

Gesamtfazit: Halbe Sachen gibt es bei ihm nicht, kennt aber seine Grenze nicht. Wahrscheinlich würde er bei einer spanischen Liebesballade besser performen.


Note  5

Sturm

Renato Steffen

Englisch: Könnte auch bei Wolverhampton statt in Wolfsburg unter Vertrag sein.

Engagement: Stellt auch hier sein Kämpferherz unter Beweis.

Gesang: Vereint Kraft und Gefühl wie auf dem Platz. Stammplatzgarantie.

Gesamtfazit: Eigentlich ein Kandidat für Höheres. Nur guckt «die Nachtigallstimme» am Schluss mit unendlich traurigen Hundewelpen-Augen betrübt ins Bild. Selbst James Blunt verspürt weniger Weltschmerz. Zuversicht sieht anders aus.


Note  4

Mittelfeld

Denis Zakaria 

Englisch: Die englischen Top-Klubs jagen den Schweizer. Falls er dort landet, werden sie meinen, einen Jamaikaner eingekauft zu haben.

Engagement: Verausgabt sich nicht zu sehr. 

Gesang: Bleibt stimmlich brav auf der Linie, ein offensiver Vorstoss fehlt leider. Potenzial ist aber unbestritten da.

Gesamtfazit: 50 Millionen würde man für den Genfer Chansonnier im Musikbusiness sicher nicht hinblättern.


Note  3

Verteidigung

Silvan Widmer

Englisch: Ist beim FC Basel definitiv am richtigen Ort. Nicht mal ein Championship-Klub würde ihn so gratis verpflichten.

Engagement: Makellos.

Gesang: Tempo gut, hätte aber mit seinen Tonqualitäten unbedingt defensiver spielen sollen.

Gesamtfazit: Durchzogener Auftritt. Wird teamintern etwa den Stellenwert von Troubadix haben, dem Barden aus Asterix.


Note  4

Verteidigung

Fabian Schär

Englisch: Kein hochgestochener Londoner Akzent, sondern ehrliches Newcastle-Arbeiter-Timbre.

Engagement: Grundsolide.

Gesang: Versucht nichts Verrücktes, spielt den einfachen Ball.

Gesamtfazit: Solche Männer braucht jede Profi-Mannschaft. Bonus: Könnte mit seinem Look auch bei Foot Locker arbeiten. 


Note  6

Verteidigung

Manuel Akanji

Englisch: Die Dortmunder Bühne ist eine Nummer zu klein für ihn. Die Mailänder Scala ruft. 

Engagement: Cool wie eine Hundeschnauze. Kennt kein Lampenfieber.

Gesang: Was für eine Klangfarbe. Man scheint seine ganze steile Karriere heraushören zu können.

Gesamtfazit: Nicht nur im Kopfrechnen ein Mann für die ganz grossen Auftritte.


Note  3

Mittelfeld

Steven Zuber

Englisch: Ausgerechnet den Titel («Imätschin») verhunzt er gnadenlos. 

Engagement: Korrekt. 

Gesang: Wollte zu viel. Eigentlich erstaunlich, schliesslich ging er doch bei Taktik-Guru Julian Nagelsmann in die Lehre. 

Gesamtfazit: Hätte nicht ausserhalb seiner eigenen vier Wände auftreten dürfen. Teenager-Girls haben aber sicher Freude an seinem Schlafzimmer-Blick.


Note   6

Sturm

Josip Drmic

Englisch: Man könnte fast meinen, der Stürmer hätte sein ganzes Leben in Norwich verbracht.

Engagement: Mehr geht nicht. 

Gesang: Vielleicht DIE grosse Überraschung beim SFV. Man spürt: Jedes Wort bedeutet ihm so viel. Am Schluss begeistert er noch mit einer Solo-Einlage.

Gesamtfazit: Die Schweiz MUSS ihn nächstes Mal zum Eurovision Song Contest schicken.


Note  5

Sturm

Haris Seferovic

Englisch: Hat es gut hingekriegt, keine Erinnerungen an Magdalena Martullo-Blocher aufkommen zu lassen («You Dreamer»).

Engagement: Alles tipptopp, ehe er am Schluss zu überhastet agiert, obwohl die Kameraaufnahme noch läuft. So muss man leider festhalten: Dienst nach Vorschrift.

Gesang: Wie bei seinen Vereinsstationen: Eine tolle Bandbreite.

Gesamtfazit: Insgesamt ein durchaus zufriedenstellender Gesamteindruck.


Note   5

Verteidigung

Kevin Mbabu

Englisch: Kann seine Vorliebe für Céline-Dion-Songs nicht ganz verstecken. Gibt dem Song dafür eine eigene Würze und internationales Flair.

Engagement: Top. Dazu ein Lachen auf den Lippen, was will man mehr bei einem Konzert? Hat offenbar viel von seinem Lehrmeister Guillaume Hoarau gelernt.

Gesang: Kein Pavarotti, aber – trotz Mieze – auch keine Katzenmusik.

Gesamtfazit: Gehört zwingend in den «Re-Call». Hat seinen Platz mit seinem Exoten-Status in jeder Band auf sicher. 


Note  5

Sturm

Mario Gavranovic

Englisch: Nicht mal Prinz Harry hätte die Worte besser hingekriegt.

Engagement: Bei ihm steckt nicht das Geld, sondern die Sache im Vordergrund.

Gesang: Tempo ist schön langsam, Text klar verständlich. 

Gesamtfazit: Gavra schafft es, den Hörer in Gedanken an einen Strand in Krk zu versetzen. Dies ohne Rakija hinzukriegen ist eine tolle Leistung.


Note   4

Mittelfeld

Christian Fassnacht

Englisch: Auch wenn man grammatikalisch nichts Falsches entdeckt – richtig fühlt es sich irgendwie trotzdem nicht an.

Engagement: Alles in Ordnung.

Gesang: Eine Weltkarriere liegt mit seinen Qualitäten sicher nicht drin, für einen kleinen Gig im Berner Bierhübeli reicht's allemal.

Gesamtfazit: Im Gegensatz zu seinem Vorbild «Air» Jordan sollte er schön am Boden bleiben. Er wird darüber hinweglächeln können.


Note   5

Sturm

Breel Embolo

Englisch: «Possesion» klingt bei ihm mehr wie Position. Kann im Fussballgeschäft aber mal vorkommen. Sollte es aber nicht.

Engagement: Hat das Herz am richtigen Fleck. Zeigt es auch schön an.

Gesang: Ein Rohdiamant, der noch geschliffen werden muss.

Gesamtfazit: Mit dem richtigen Manager liegt noch alles drin für ihn.


Note   4

Mittelfeld

Remo Freuler

Englisch: Kein grober Patzer.

Engagement: Ist vorhanden. Man spürt die drückende Stimmung in Bergamo.

Gesang: Schwierige Passage ordentlich gemeistert.

Gesamtfazit: Man wüsste gerne, wie er in Topform performen würde. 


Note   3

Verteidigung

Stephan Lichtsteiner

Englisch: Hätte länger bei Arsenal bleiben sollen.

Engagement: Zeigt auf dem Platz mehr Persönlichkeit.

Gesang: Währschaftes Stimmorgan, dass leider aber auch keinerlei Kreativität versprüht.

Gesamtfazit: Von einer Leaderfigur darf man mehr erwarten.


Note  6

Goalie

Jonas Omlin

Englisch: So clean wie sein ganzes Erscheinungsbild.

Engagement: Im Stile eines Zürcher Sängerknabens.

Gesang: Bringt die höchsten Töne hervor im ganzen Kader. Nicht mal ein Eunuch hat so eine reine und gottesähnliche Stimme.

Gesamtfazit: Fast schon so perfekt, dass einige Musikkritiker wohl das Wort «aalglatt» in den Mund nehmen werden.


Note   4

Sturm

Xherdan Shaqiri

Englisch: Kein Wunder, will ihn Jürgen Klopp bei Liverpool loswerden.

Engagement: Man merkt nichts von einer Verletzung. Schön, wie er beim Wort «World» symbolisch mit seinen Händen versucht, diese gleich zu umarmen.

Gesang: Positiv: Er getraut sich was. Negativ: Selbst Kojoten jaulen schöner.

Gesamtfazit: Einsatz Champions League, stimmlich 5. Liga letzter Platz.


Note   6

Sturm

Admir Mehmedi

Englisch: Verdächtig gut. Kein Schelm, wer an einen Crashkurs denkt.

Engagement: Passt.

Gesang: Keiner zwitschert den «S»-Laut schöner und länger als er.

Gesamtfazit: Mit teilweise geschlossenen Augen gesungen, zusätzlich noch gegen das Sonnenlicht gekämpft – was für eine Leistung!


Note  6

Verteidigung

Timm Klose

Englisch: Oxford-mässig.

Engagement: 1A.

Gesang: Ein bleichgesichtiger bebrillter Junge mit der souligen Sprachmelodie eines groovigen Afroamerikaners. 

Gesamtfazit: Das männliche Pendant zu Stefanie Heinzmann.


Note  3

Coach

Vladimir Petkovic

Englisch: Der Chef ist eigentlich ein Sprachgenie. Das Gleiche kann man leider nicht über seine Aussprache sagen.

Engagement: Hält sich in engen Grenzen. Man weiss, er könnte mehr.

Gesang: Lässt sich schön Zeit. Hat eigentlich eine angenehme Bassstimme, welche aber hier nicht zur Geltung kommt.

Gesamtfazit: Die Kritik in der Schweizer Medienlandschaft wird erbarmungslos sein. Doch der erfahrene Star-Sänger kann sich damit trösten, dass ihn nicht mal ein Auftritt à la Mick Jagger vor Häme bewahrt hätte.


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