Zubi redet Klartext «Es kann gut sein, dass sich Akanji & Co. über Kobel nerven»

Michael Wegmann

4.9.2024

Laut und ehrgeizig: Gregor Kobel, die neue Nummer Eins im Nati-Tor.
Laut und ehrgeizig: Gregor Kobel, die neue Nummer Eins im Nati-Tor.
imago

Die grosse Frage vor dem Dänen-Spiel: Kann Gregor Kobel Yann Sommer im Nati-Tor ersetzen? blue Sport Experte Pascal Zuberbühler vergleicht die zwei auf und neben dem Platz, sagt, weshalb sich Akanji und Co. über Kobel nerven könnten und verrät, wer der beste Goalie der Welt ist.  

Michael Wegmann

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Gregor Kobel tritt im Nati-Tor als Nachfolger von Yann Sommer in grosse Fussstapfen. Im Interview mit blue Sport streicht Pascal Zuberbühler die Unterschiede der beiden Goalies heraus. 
  • Für Zuberbühler ist klar, dass Kobel hohe Erwartungen erfüllen muss: «Vielleicht wird er teilweise auch kritischer beobachtet und für kleine Fehler kritisiert werden.»
  • Der blue Sport Experte unterstreicht zudem, wie gut die Nati auf der Torhüterposition besetzt ist und sagt: «Ich finde es sehr wichtig, dass wir nicht nur von Sommer und Kobel reden.»

Pascal Zuberbühler, Gregor Kobel ist neun Jahre jünger und über 15 Zentimeter grösser als Yann Sommer. Was unterscheidet die beiden sonst noch?

Wenn Sie die Grösse ansprechen, muss man sagen, dass diese nicht wirklich ins Gewicht fällt. Yann ist ein Ausnahme-Goalie mit einer tollen Sprungkraft, einem perfekten Timing und einem überragenden Stellungsspiel. Gregor ist nicht nur grösser, er ist auch der aggressivere Goalie, der zum Ball geht. Er geht da hin, wo es wehtun kann, wo es ‹chlöpfen› kann. Deshalb ist er so stark, wie er ist.  

Und vom Charakter her? Sie verglichen kürzlich im Heimspiel bei der Nati auf blue Sport Kobel mit sich selbst, als Sie noch jünger waren ...

Ich will mich nicht mit Gregor vergleichen. Aber ich weiss, dass er einen sturen ‹Grind› hat, wie ich einen hatte. Auch er geht mit dem Kopf durch die Wand, wie ich es getan habe. Der Unterschied ist: Gregor bildet zusammen mit seinem Vater ein tolles Team, welches hervorragend harmoniert. Er hat einen Berater und auch einen Mentaltrainer, den er herbeiziehen kann. Ich war allein und musste alles mit mir selbst ausmachen. Ehrlich gesagt: Ich wollte auch niemanden um mich herum. Gregor dirigiert, ist laut und er ist brutal ehrgeizig. Er will jedes kleine Trainingsspiel gewinnen. Das heisst nicht, dass Yann gerne verliert, aber er ist ruhiger, gelassener.

Über zehn Jahre war Sommer die unbestrittene Nummer Eins im Nati-Tor. Kann Kobel ihn sofort ersetzen?

Yann war jahrelang ein hervorragender Nati-Goalie, ein sicherer Wert, extrem konstant und der Liebling der Nation. Gregor steht jetzt natürlich unter besonderer Beobachtung. Er wird ab jetzt an Yann gemessen werden und in grosse Fussstapfen treten müssen. Vielleicht wird er teilweise auch kritischer beobachtet und für kleine Fehler kritisiert werden. Aber ich denke, er steckt das gut weg. 

Was heisst der Goaliewechsel für seine Vorderleute wie Akanji, Elvedi oder Rodriguez?

Das müssen Sie die Spieler fragen. Die Frage ist: Wie reagieren sie darauf, wenn sie nun einen Goalie hinter sich haben, der ihnen auf den Socken steht, der laut ist und Anweisungen erteilt? Es könnte sein, dass sie es positiv aufnehmen. Es kann aber auch gut sein, dass sie sich darüber nerven, wenn jemand dauernd den Mund offen hat. 

Der langjährige Nati-Goalie-Trainer Patrick Foletti bezeichnete Kobel an der Pressekonferenz am Dienstag als besten Goalie der Schweiz. Da fragt man sich doch sofort, ob er das an der EM in Deutschland vor einigen Wochen noch nicht gewesen ist, als er noch die Nummer Zwei war.

Ich habe die Pressekonferenz mitverfolgt und mich darüber auch gewundert. Solche Aussagen sind gefährlich. Ich denke auch nicht, dass Yann besonders viel Freude daran gehabt hat. Aber es ist jetzt auch für Patrick eine neue Ausgangslage. Jahrelang war Yann seine Nummer Eins, jetzt muss er sich umstellen. Seine Hauptaufgabe ist es, dass Gregor ein gutes Gefühl hat. Die Zukunft wird zeigen, ob Gregor und Patrick zusammen harmonieren oder nicht.

Sie unterrichten Goalietrainer auf der ganzen Welt, sind Fussballexperte und ehemaliger Nati-Keeper. Wer ist besser, Kobel oder Sommer?

Beide sind sehr gut, da gibt es nichts zu diskutieren. Was Yann in all den Jahren für die Nati geleistet hat, ist enorm. Und Kobel hat nun eine grosse Zukunft im Schweizer Tor vor sich.  

Wäre eine neue Goalie-Hierarchie möglich gewesen, hätte sich Sommer nicht zum Rücktritt entschieden?

Was wäre passiert, wenn Yann gesagt hätte, ich mache weiter und trete nicht zurück? Das ist eine interessante Frage. Ob das geklappt hätte, ich weiss es nicht. Es wäre in dieser Konstellation sicher schwierig geworden. 

Zum Auftakt der Nations League stehen auch Jonas Omlin und Yvon Mvogo im Aufgebot. Die neue Nummer Zwei soll noch nicht bestimmt worden sein, sagt Foletti. 

Zum Glück sprechen Sie auch noch die anderen Goalies an. Ich finde es sehr wichtig, dass wir nicht nur von Sommer und Kobel reden. Mvogo war da als Yann nicht gespielt hat und Gregor verletzt war. Er hat abgeliefert, als es ihn gebraucht hat und hervorragend gespielt. Und wenn ich sehe, welche Qualitäten Omlin hat, auch er ist ein sensationeller Goalie. Auch hinter Kobel sind wir super aufgestellt. 

Letzte Frage: Wer ist für Sie derzeit der beste Goalie auf der Welt?

Der kompletteste Goalie für mich ist noch immer der Belgier Thibaut Courtois. Er war verletzt, ist fürs Champions League Final zurückgekommen und hat das Spiel mit Real gewonnen. Überragend. Er hat eine unheimliche Präsenz und er spielt seine Grösse mit seinen Blocks im Eins gegen Eins sehr gut aus. Seine Art und Weise wie er spielt, wie er auch mit dem Fuss hinten raus spielt, ist beeindruckend. Ich finde, er bringt alles mit. 

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