Felix Magath ist wenig begeistert von der deutschen Nationalmannschaft. Der DFB gebe in der Krise weiter eine schlechte Figur ab. Auch den neuen Bundestrainer kritisiert er.
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- Felix Magath bezeichnet den aktuellen Zustand der deutschen Nationalmannschaft als «nicht konkurrenzfähig», basierend auf den jüngsten Niederlagen unter Trainer Julian Nagelsmann.
- Magath kritisiert, dass Nagelsmann Experimente fortsetzt, anstatt auf Sicherheit, Kompaktheit und Stabilität zu setzen. Er bemängelt zudem die fehlende Analyse und Verantwortungsübernahme des DFB bezüglich der anhaltenden Probleme.
- Trotz der enttäuschenden Ergebnisse glaubt Magath an die Möglichkeit einer erfolgreichen Heim-EM im kommenden Jahr.
Der frühere Bundesliga-Trainer Felix Magath hält den Zustand der deutschen Nationalmannschaft für bedenklich. «Im Augenblick, das muss ich so klar sagen, sind wir nicht konkurrenzfähig», schreibt der 70-Jährige in dem zum Funke-Verlag gehörenden «Hamburger Abendblatt». Zuletzt hatte die DFB-Auswahl unter dem neuen Bundestrainer Julian Nagelsmann am Samstag in Berlin gegen die Türkei (2:3) und am Dienstag in Wien mit 0:2 gegen Österreich verloren.
Magath kritisierte, dass Nagelsmann das fortsetze, woran schon sein Vorgänger Hansi Flick gescheitert war. «Er experimentiert, auch wenn er das anders benennt», meinte der Meistercoach von Bayern (2005, 2006) und Wolfsburg (2009). Die deutsche Mannschaft brauche jetzt aber keine Experimente, «sie braucht dringend Sicherheit, Kompaktheit, Stabilität, sie muss sich Selbstvertrauen erspielen, das in diesem Jahr verloren gegangen ist».
Der 70-Jährige hatte sich nach Flicks Entlassung selbst als Kandidaten für die Nachfolge ins Spiel gebracht und dem DFB schon im September von Nagelsmann abgeraten. «Ich bin der Meinung, dass ein erfahrener Trainer besser wäre», sagte Magath damals. Und: «Ich denke mal, dass ich in der Lage bin, verunsicherte Mannschaften wieder aufzurichten und ihnen so viel Vertrauen zu geben, dass sie wieder in der Lage waren, wieder sehr gute Leistungen zu bringen.»
Harsche Kritik am DFB
Es kam bekanntlich anders und der DFB entschied sich doch für den erst 36-jährigen Nagelsmann. Bei Sky Sport News hat Magath nun auch die fehlende Aufarbeitung der schon länger anhaltenden Misere der Nationalmannschaft beim DFB bemängelt.
«Das Hauptübel ist, dass man beim DFB nicht bereit ist, tatsächlich mal eine Analyse zu machen», sagt er und ergänzt mit Blick auf Flick: «Unser ehemaliger Bundestrainer hat gesagt, er übernimmt die Verantwortung, ist dann aber erst mal sechs Wochen in den Urlaub gefahren. Es gibt, so glaube ich, heute noch keine richtige Analyse.»
Trotz der schwachen Ergebnisse auch nach dem Vorrunden-Aus bei der WM in Katar gehe «alles so seinen Gang weiter – alles so wie vorher und es ändert sich nichts», sagt Magath. «Man will auch nichts ändern, denn dem DFB geht es anscheinend immer noch gut.»
«Es fehlt überall»
Er sei nicht dabei, «aber es fehlt überall», sagt er. «Wir können jetzt irgendwo anfangen – völlig egal, wo», so Magath: «Der eine sagt Verteidiger, der andere Stürmer. Der Dritte spricht den Innenverteidiger an und der Letzte beschwert sich, dass wir keinen Sechser haben. Und jeder hat irgendwo ein bisschen recht.» Es stimme «insgesamt in der Gruppe nicht, die Zusammensetzung», ergänzt der langjährige Coach, der unter anderem Bayern München, Schalke, Hamburg und Wolfsburg trainierte.
Die Hoffnung auf eine erfolgreiche Heim-EM im kommenden Jahr habe er aber weiterhin nicht aufgegeben. «Viele Mannschaften, die am Ende ein Turnier gewonnen haben, haben in der Vorrunde schlecht gespielt», sagt Magath: «Wir malen jetzt alles schwarz, aber die Spieler haben jetzt noch genug Zeit, sich auch in ihren Vereinen weiterzuentwickeln und in der Liga einen guten Eindruck zu hinterlassen. Deswegen bin ich noch zuversichtlich, dass wir eine gute deutsche Mannschaft beim Turnier sehen werden.»