Sepp Blatter stellt sich Roger Schawinskis Fragen zu umstrittenen Geschichten aus seiner Zeit als FIFA-Präsident: Er spricht nicht von Fehlern – aber von einem «Irrtum».
Ihm gehe es gesundheitlich wieder viel besser, erzählt der gut aufgelegte Sepp Blatter im «blue Kampfanzug» (O-Ton Blatter). Keine Selbstverständlichkeit, lag er doch vor knapp einem Jahr nach einer Herz-OP gar eine Woche im Koma. Dass sich der Offizier a. D. trotz seines hohen Alters (85) tatsächlich noch immer tapfer zu wehren weiss, stellt der Walliser im Duell mit Schawinski unter Beweis.
Wie ein routinierter Fussballer versucht er, dem hartnäckigen Gegner auf dem Feld keine Gratispunkte machen zu lassen. «Wir sind nicht hier, um über Fehler zu reden. Ich kann höchstens sagen, wir haben einen Irrtum gemacht», hält er gleich in der Startphase fest. Denn bei Fehlern werde man bestraft, sinniert der gläubige Katholik.
Den nach eigenen Angaben per Handschlag abgemachten Deal über zwei Millionen Franken mit dem ehemaligen UEFA-Präsidenten Michel Platini (die Zahlung war laut den beiden eine verspätete Honorarzahlung für Platinis Arbeit für die FIFA in den Jahren 1998 bis 2002, Anm. d. Red.) hatte 2015 seinen Rauswurf zur Folge. «Wir sind nicht gestolpert», kontert Blatter. Sie seien nach wie vor erst suspendiert, bald werde ein Gericht entscheiden. Er sei jedenfalls optimistisch. «Schliesslich gilt ein mündlicher Vertrag nach Schweizer Recht», so Blatter.
«Die Fussballfans sind ja einfache Leute»
Wie man einen Angriff mit einem schnellen Konter pariert, zeigt Blatter bei einer weiteren Frage von Schawinski. Dieser lässt einen Trailer einspielen, der Blatter zusammen mit der damaligen brasilianischen Präsidentin Dilma Rousseff bei der WM 2014 zeigt. Die beiden wurden vom einheimischen Publikum gnadenlos ausgepfiffen.
Blatter verortet den Ärger der Zuschauer bei der Staatspräsidentin. Er hat auch eine Erklärung, weshalb ihn das deutsche Publikum an der WM 2006 mit Pfiffen eindeckte: «Beckenbauer hat mich als Mann dargestellt, der die WM nicht nach Deutschland geben wollte. Klar, wollte man mich nicht mehr im Stadion.» Natürlich sei eine solche Erfahrung «unangenehm», aber: «Die Fussballfans sind ja einfache Leute.» «Das Sommermärchen war nicht gekauft», so Blatter weiter.
Eine Umarmung mit Platini
Mit seinem alten Wegbegleiter Platini hat er «nur noch losen Kontakt». Zuletzt trafen sie sich die beiden langjährigen «Global Player» des Fussball-Zirkus in Zürich. «Wir haben uns beim Gericht getroffen und uns nachher umarmt», verrät Blatter.
Eine grosse Auszeichnung – vergleichbar mit einem Triumph im WM-Final – war für Blatter stets der Friedensnobelpreis. Das Nobelpreiskomitee hat in der Vergangenheit Personen wie Martin Luther King ausgezeichnet. Auch Organisationen wie das Rote Kreuz wurden geehrt. Die FIFA war gleich mehrere Male für den Friedensnobelpreis nominiert – ging aber bisher leer aus.
Nicht er habe diesen Abschluss gesucht, sondern sein früherer Arbeitgeber: «Die FIFA wollte den Nobelpreis.»
Am Sonntagabend 6. Februar um 18 Uhr (Wiederholung 22 Uhr) erfährst du in der Sendung «Schawinski» auf blue Zoom unter anderem, was Sepp Blatter zu den jüngsten, umstrittenen Aussagen seines Nachfolgers Gianni Infantino meint.