Mit einer Ansprache vor dem Europarat sorgt Gianni Infantino für Entsetzen. Die erbosten Reaktionen lassen nicht lange auf sich warten.
In einer Rede vor dem Europarat hat sich Gianni Infantino am Mittwoch für eine Austragung der Fussball-Weltmeisterschaft alle zwei statt vier Jahre stark. Dabei kritisiert der FIFA-Präsident die Stimmung auf dem europäischen Kontinent, wo der Vorstoss des Weltverbands als besonders unbeliebt gilt.
«In Europa findet die Weltmeisterschaft quasi alle zwei Wochen statt, weil die besten Spieler in Europa spielen», fährt Infantino fort. «Wir können dem Rest der Welt nicht sagen: ‹Gebt uns euer Geld – und wenn ihr zufälligerweise auch einen guten Spieler habt, gebt uns den auch. Aber schaut uns am Fernseher zu.›»
Im direkten Anschluss an diesen Vortrag folgte eine Einschätzung des Wahl-Katarers, die weltweit für grosse Empörung sorgt: «Wir müssen Wege finden, die ganze Welt teilhaben zu lassen, um den Afrikanern Hoffnung zu geben, sodass sie das Mittelmeer nicht überqueren müssen, um möglicherweise ein besseres Leben, aber viel wahrscheinlicher den Tod im Meer finden.»
Infantino bestreitet die 6500 Menschen, die laut Amnesty International bei den Bauarbeiten der WM-Stadien in Katar ums Leben gekommen sind. Das sei «schlicht nicht wahr», sagte der 51-Jährige, diese «Tatsache» näher zu erklären. In Wahrheit seien drei Arbeiter verstorben. «Drei sind immer noch drei zu viel», schiebt er nach.
«Die haben das Geld»
Die Empörung unter Beobachtern ist gross. So findet Tony Burnett, Chef der Anti-Rassismus-Kampagne «Kick It Out»: «Die Fifa ist eine Multimilliarden-Profit machende Organisation. Die haben das Geld, um in Möglichkeiten für minderbemittelte Menschen auf der ganzen Welt zu investieren. Deshalb ist es komplett inakzeptabel, zu suggerieren, dass eine WM alle zwei Jahre, vornehmlich dafür geplant, um noch mehr Profit für die Fifa zu generieren, eine Möglichkeit für Migranten sei, aus kriegsgebeutelten Ländern zu fliehen, um ein besseres Leben zu finden.»
Auch Ronan Evain, CEO der europäischen Fussball-Supporter-Gemeinschaft kritisiert auf Twitter den FIFA-Präsidenten scharf: «Wie tief kann Infantino sinken? Den Tod im Mittelmeer dafür zu instrumentalisieren, seine grössenwahnsinnigen Pläne zu verkaufen? Dafür gibt's keine Worte. Widerwärtig. Er ist nicht fähig, den Weltfussball zu leiten.»
Weitere Reaktionen aus dem Netz
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