Bernard Thurnheer, Schnurri der Nation, ist auch ein Globetrotter. Er hat bisher 99 Länder besucht. blue News zeigt die Weltkarte von «Beni International» und er erzählt seine besten Reise-Geschichten.
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
- Bernard «Beni» Thurnheer war lange Zeit vom Schweizer Fernsehen kaum wegzudenken. 2014 ging der wortgewandte Winterthurer in Pension.
- Der frühere Nati-Kommentator kam weit herum – 99 Länder hat Thurnheer schon besuchg. blue News zeigt die Weltkarte von «Beni International».
- Der 75-Jährige verrät, wo es ihm besonders gefiel.
Beni Thurnheer, in wie vielen Ländern waren Sie?
Thurnheer: In 99! (siehe Karte).
Warum noch nicht 100?
Das kommt noch. Wohin ich reisen werde, kann ich aber gar noch nicht sagen. Das kann sich auch zufällig entscheiden. Zweimal stand ich kurz davor, die 100 vollzumachen.
Wann?
Eben erst. Ich wollte mit dem FC St.Gallen in der Conference League nach Kasachstan zum Spiel gegen Tobol Kostanay – das klappte kurzfristig nicht. Ebenso zerschlug sich eine Kreuzfahrt in die Karibik, wo ich auf Barbados an Land gegangen wäre. Sie sehen, auf Barbados und in Kasachstan war ich noch nie (lacht).
Wo waren Sie am meisten?
Wahrscheinlich London oder Paris. Müsste ich aber jemandem etwas empfehlen, wäre es Sydney oder Hawaii – das sind meine Lieblingsdestinationen.
In Sydney waren Sie 2000 als «Crocodile Beni» fürs SRF unterwegs.
Genau! Ich durfte alle Medaillengewinner einen Tag begleiten. Und da hatte ich eines meiner wenigen schönen Erlebnisse.
Erzählen Sie!
Wir begleiteten Brigitte McMahon, die Triathletin, die Gold gewonnen hatte, zur Mine, wo das Gold für ihre Medaille geschürft worden war. Wir flogen mit einer kleinen Propeller-Maschine dahin. Es ging auf und ab. Fast alle übergaben sich – ich fast als Erster (lacht). Der Co-Pilot beschwichtigte immer und sage ganz cool: Alles normal. Nach der Landung sagte er dann nur: War schon ein bisschen brenzlig …(lacht).
Warum sonst Sydney?
Die Australier bringen alles mit, was ich mag. Sie sind offen wie die Amerikaner, aber nicht so oberflächlich, wie halt doch einige sind, die ich erlebt habe. Sie sind ähnlich wie die Engländer, die ich wahnsinnig mag, aber ohne den Standesdünkel, den man immer wieder spürt aufgrund der Geschichte. Zudem ist Sydney eine Grossstadt mit allem, was das Herz begehrt. Und dann noch direkt am Strand!
Was muss man gesehen haben?
Puuh. Vieles. Aber beispielsweise der Uluru (Ayers Rock), wunderschöne Hügel, die auf die Eingeborenen zurückgehen, die Aborigines. Da muss ich gleich noch etwas erzählen!
Gerne.
Wir standen mal mit einer Touristengruppe vor den Ayers Rock. Und dann sagte der Guide, dass es besser sei, die Hügel nicht zu besteigen …
Und dann …
… dann fragte ein Amerikaner, ob es konkret verboten sei. Als der Guide sagte: Nein, das nicht, aber es werde halt nicht gerne gesehen, aber verboten sei nichts (schmunzelt). Die Folge: Alle, wirklich alle Amerikaner sind sofort auf den Hügel gesprungen, während die Europäer, die dabei waren, schön anständig unten gewartet haben. Aber das will ich auch sagen: Ich war dutzendfach in den USA – ich mag auch die Amis (lacht). Trotzdem ist es ein bisschen typenspezifisch.
Wie oft sind Sie mit der Nati gereist?
Mehr als 50-mal.
Die schönste Reise?
Klar. 1994 in den USA. Die WM, die erste nach 28 Jahren für die Schweiz. Die Atmosphäre. Der Pontiac Silverdome in Detroit, wo die Nati zum Auftakt spielte und dann Rumänien 4:1 schlug. Und das Stadion war überdacht; das war bis dahin total neu für mich. Es war wie im Kino, überall roch es nach Popcorn. Darum denke ich bis heute immer an Detroit, wenn ich Popcorn rieche.
Gabs kritische Situationen?
2014 war ich an der WM in Brasilien. Da flogen wir zum Viertelfinal Brasilien gegen Kolumbien nach Fortaleza. Wir waren knapp dran, sehr knapp. Wir bekamen zwar eine Fahrerin, die uns vom Flughafen direkt zum Stadion hätte fahren sollen. Doch da war längst alles abgesperrt. Wir suchten uns einen Schleichweg, und liessen uns fast übertölpeln. Ein Junge, der auf einer Mauer sass, zeigte auf einen Weg, den unsere Fahrerin direkt ansteuerte – eine Sackgasse. «Scheisse», sagte die Fahrerin nur und legte im Turbo den Rückwärtsgang ein. Wir hatten Glück – es schien, als hätten wir ausgeraubt werden können. Als ich noch leicht aufgekratzt im Stadion sass und erstmals mit dem Studio in Zürich Kontakt hatte, hiess es von da bloss: «Sali, Beni, du, der Chef sagt: Es heisst dann Kolumbianer statt Kolumbier.» Da dachte ich nur: Ihr habt wirklich Probleme daheim …
Wie wars mit dem Essen?
Meine Erfahrung ist wirklich so: Nirgendwo auf diesem Planeten, wo ich war, kannst du mit einem Italiener etwas falsch machen. Die halten immer ihr Niveau. Schlecht wars früher hinterm Eisernen Vorhang. Sofern es keinen Italiener hatte (lacht).
Wurden Sie oft erkannt?
Naja, ich hatte ganz nach Andy Warhol auch meine 15 Minuten des Ruhms (lacht). 2010 in Südafrika kommentierte ich ein Spiel der Japaner, ich glaube gegen Kamerun. Am Flughafen in Bloemfontein standen etwa 1000 Japaner und wir: die Kommentatoren von SRF, aus dem Tessin, aus der Romandie und aus der Deutschschweiz. Plötzlich stach ein Japaner aus der Menge heraus, kam auf mich zu und fragte: «You are Beni Thurnheer, aren’t you?» Die SRF-Kollegen glaubten es kaum. Ein welscher Kollege sagte nur bass erstaunt: «Ein Japaner will in Südafrika ein Autogramm von Beni Thurnheer, unglaublich!» Letztlich stellte sich heraus, dass er fünf Jahre in der Schweiz gelebt hatte. Trotzdem wars eine witzige Situation.
Mal einen Flug verpasst?
Ja, aber privat. Ich sass daheim, als plötzlich ein Freund schrieb: «Warte bei Gate 17.» Da schaute ich auf den Kalender und merkte: «Hoppla, unsere Reise nach Hamburg ist ja heute.» Sechs Stunden nach den beiden Kollegen war ich dann auch da.
Wie reisen Sie?
Business. Den Luxus leiste ich mir. Ist auch eine Altersfrage.
Und was ist Ihr Tipp für alle Reisenden?
Geniessen, aufsaugen, anpassen – und ja nicht so benehmen wie die Amis beim Ayers Rock (lacht).