Der niederländische Schiedsrichter Björn Kuipers leitet das Finale zwischen England und Italien. Gemäss Schätzungen aufgrund früherer Turniere entlöhnt ihn die UEFA für seinen Dienst mit 10'000 Euro. Der 48-Jährige übernimmt den schwierigen Job aber sicher nicht des Geldes wegen.
Für Kuipers ist es bereits der vierte Einsatz bei dieser EM. Mit dem Aufgebot für das Spiel am Sonntag ist er der erste Niederländer, der ein Europameisterschafts-Endspiel pfeift. Nervös dürfte der erfahrene Top-Referee dennoch nicht sein. Seit 2006 ist er international als Schiedsrichter tätig. Und es wird bereits sein siebtes UEFA-Wettbewerbsfinale werden. Unter anderem hat er schon zwei Europa-League-Finals (2013 und 2018) sowie das Champions-League-Finale 2014 zwischen Real Madrid und Atlético Madrid geleitet.
Kuipers übernimmt die Herkulesaufgabe auch nicht aufgrund des Zahltags. Die UEFA hat zwar keine Zahlen über die aktuellen Schiedsrichtergehälter bei der EM 2021 veröffentlicht. Bei der letzten EM 2016 jedoch soll der europäische Fussballverband 10'000 Euro pro Partie gezahlt haben. Wer lange im Turnier blieb, profitierte zusätzlich – schliesslich gab es noch eine Tagespauschale von 200 Euro.
Supermarkt und Coiffeur-Salon
Über solche Summen wird Kuipers wohl nur müde lächeln. Denn im Hauptberuf ist er ein gewiefter Geschäftsmann. Mit einem Studium in Betriebswirtschaftslehre in der Tasche stieg er einst in seiner Heimatstadt Oldenzaal bei der Supermarktkette «Jumbo» als Franchise-Besitzer ein. Auch ein Coiffeur-Salon gehört zu seinem Portfolio. Laut «Daily Mail» hat er 2016 damit ein Vermögen von 11,5 Millionen Pfund angehäuft (umgerechnet gut 14,5 Millionen Schweizer Franken). Kuipers wurde fortan mancherorts als «reichster Schiedsrichter der Welt« bezeichnet.
Nichtsdestotrotz stürzt sich der Multi-Millionär ins Fussball-Haifischbecken. Auch wenn die Schiedsrichter bei der EM für Experte Urs Meier insgesamt «hervorragende Leistungen» gezeigt haben, ganz ohne Aufregung kamen die Unparteiischen in der breiten Öffentlichkeit nicht davon. Vor allem der umstrittene Penalty im Halbfinal zwischen England und Dänemark sowie der Platzverweis für den Schweizer Remo Freuler im Spiel gegen Spanien sorgte vielerorts für rote Köpfe.
Brisantes Wiedersehen mit Verratti
Das Gefühl, als Sündenbock abgestempelt zu werden, kennt auch Kuipers. Nach dem Halbfinal-Aus in der diesjährigen Champions League gegen Manchester City erhoben einige PSG-Spieler heftige Vorwürfe. Der Holländer soll laut Marco Verratti zweimal «Fuck you» zu ihm gesagt haben. Der Mittelfeldspieler hielt fest: «Wenn ich das sage, bekomme ich zehn Spiele Sperre.» Es sei richtig, dass er oft mit den Schiedsrichtern spreche, aber so etwas sage er niemals, klagte der 28-Jährige.
Am Sonntagabend (21 Uhr live auf Blue TV) wird Kuipers Verratti wieder auf dem Platz begegnen. Immerhin darf sich der Italiener im Vorfeld schon mal darüber freuen, dass er betreffend Finanzen gegenüber dem wohlhabenden Kuipers die Nase weit vorne hat – PSG zahlt ihm geschätzt 17 Millionen Euro Jahresgehalt. Am Ende seiner Karriere dürfte Verratti über 100 Millionen Euro verdient haben.