Am 7. Juni 1962 wurde die aktuelle Schweizer Sportministerin Viola Amherd geboren und die Schweiz spielte letztmals an einem grossen Turnier gegen Italien.
John F. Kennedy war Präsident der USA. Hollywood-Ikone Marylin Monroe verstarb im Alter von nur 36 Jahren. Die Fussball-Bundesliga gab es noch nicht, stand erst vor der Gründung. Und unsere Nati-Stars hiessen Karl «Charly» Elsener, Heinz Schneiter, Toni Allemann und Richard Dürr. Das alles war im Jahr 1962. Als die Schweiz letztmals an einem grossen Turnier gegen Italien spielte.
Der Anlass war die Fussball-WM 1962 in Chile. Ein Spass war dieses Turnier für die Nati nicht. Schon die ersten beiden Partien gegen Chile (1:3) und Deutschland (1:2) gingen verloren. Daher konnten sich die Schweizer vor dem abschliessenden Vorrunden-Spiel am 7. Juni 1962 gegen Italien bereits nicht mehr für die K.o.-Spiele qualifizieren.
Elsener der beste Goalie, Kern der Nati von Lausanne
Sie wurden schliesslich mit einer 0:3-Niederlage auf die lange Heimreise geschickt. Der Match begann schon denkbar schlecht, bereits nach wenigen Sekunden traf Bruno Mora für die Azzurri. Zwischen der 65. und 67. Minute stellte der spätere und langjährige TV-Kommentator Giacomo Bulgarelli vor 59'828 Zuschauern im Nationalstadion von Santiago de Chile dann den Endstand sicher. Im Tor der Italiener stand ein gewisser Lorenzo Buffon. Er war der Cousin des Grossvaters der späteren italienischen Goalie-Legende Gianluigi Buffon.
Schneiter und Rolf Wüthrich waren am Turnier die beiden einzigen Schweizer Torschützen. In prägenderer Erinnerung blieb allerdings der damalige GC-Goalie Elsener, der trotz acht Gegentoren von der Weltpresse zum besten Torhüter des Turniers gewählt wurde. Den Kern der Nationalmannschaft bildeten damals die Spieler von Lausanne-Sport, nicht weniger als sechs von ihnen schafften es ins WM-Kader. Söldner gab es gerade mal drei: Allemann (AC Mantova), Norbert Eschmann und Philippe Pottier (beide Stade Français Paris).
Mit Trainer-Legende Karl Rappan an der Seitenlinie
Nati-Trainer war der Österreicher Karl Rappan, der zwischen 1937 und 1963 nicht weniger als viermal das Amt übernahm und die Equipe insgesamt während zwölf Jahren coachte. Er prägte den «Schweizer Riegel» als defensives Spielsystem, der später ausgerechnet von den Italienern zum «Catenaccio» verfeinert wurde. Wirklich funktioniert hat Rappans System in Chile indes nicht. Bleibt zu hoffen, dass Vladimir Petkovic für heute Abend ein besseres Konzept hat.
Auch Italien schied trotz des 3:0-Erfolges gegen die Schweiz nach der Vorrunde aus. Weltmeister wurde 1962 Brasilien um seinen Starspieler Garrincha durch einen 3:1-Sieg im Final gegen die Tschechoslowakei. Pelé verletzte sich während der Vorrunde und verpasste die K.o.-Spiele. Auswechslungen und Einwechslungen waren damals übrigens noch nicht erlaubt.
Lange, lange ist es her. Und heute Abend bietet sich der Schweiz in Rom nach 59 Jahren endlich die Gelegenheit, sich für das 0:3 von Santiago de Chile zu revanchieren. Würde dieser Coup gelingen, wäre der Nati eine Gratulations-Botschaft von Sportministerin Amherd wohl sicher.