Die Schweizer Nati spielt in ihrem ersten von zwei Testspielen im Vorfeld der WM 3:3 gegen Sambia, das sich ebenfalls für die WM qualifiziert hat. Die Nati-Spielerinnen in der Einzelkritik.
Tor
Livia Peng
Die 21-Jährige hat eine schwierige Saison mit wenig Spielzeit hinter sich. Als Double-Siegerin mit dem FCZ wechselte sie nach der EM 2022 nach Schweden zu BK Häcken FF und wurde dann im Januar an UD Levante ausgeliehen, wo sie ebenfalls oft nur Ersatz war. Trotzdem träumt sie davon, Urgestein Gaëlle Thalmann als Stammtorhüterin zu verdrängen.
Doch nach ihrem Auftritt gegen Sambia dürfte dies schwierig werden. Bei den Gegentoren kann sie zwar wenig ausrichten, doch sie hat einige Wackler drin. In der 15. Minute brennt es nach einer schwachen Ballmitnahme mit dem Fuss lichterloh. Zwar gelingt es ihr noch, den Ball wegzuspitzeln, doch sowas kann ins Auge gehen. Auch bei einem harmlosen Freistoss in der 72. Minute macht sie keine gute Figur, auch wenn der Ball am Ende nicht über die Linie kullert.
Rechte Aussenverteidigerin
Viola Calligaris
Am Tag nachdem sie bei PSG einen Vertrag bis 2025 unterschrieben hat, startet sie als Rechtsverteidigerin und fällt dort weder gross auf noch ab. In der 36. Minute rückt sie nach der Auswechslung von Julia Stierli ins Abwehrzentrum und fügt sich dort gleich mit einem sehenswerten langgezogenen Pass auf den Flügel ein. Leicht angeschlagen, kehrt sie nach der Pause nicht zurück aufs Feld. Bei den Gegentoren steht sie nicht im Fokus.
Innenverteidigerin
Luana Bühler
Mit ihrer Balleroberung in der gegnerischen Platzhälfte leitet sie den Angriff ein, der zum 1:0 führt. Gar nicht gut sieht sie dagegen beim zweiten Gegentreffer aus: Einen Befreiungsschlag Sambias kann sie nicht kontrollieren und dann versucht sie mit einem Tackling zu klären, doch da ist die Gegenspielerin schon auf und davon. In der zweiten Halbzeit verleiht sie der Abwehr dann aber die nötige Stabilität, etwa in der Nachspielzeit, als sie eine Gegenspielerin clever abdrängt, so dass Peng letztlich den Brand löschen kann.
Innenverteidigerin
Julia Stierli
In den Startminuten wirkt sie nervös und leistet sich zwei Flüchtigkeitsfehler, die folgenlos bleiben. Beim ersten Gegentor sieht Stierli dann im ersten Moment nicht so gut aus – schaut man sich die Szene allerdings noch einmal genauer an, so macht sie gar nicht viel falsch. Beim zweiten Gegentor hätte die FCZ-Verteidigerin aber die Chance gehabt, Bühlers Fehler auszubügeln. Dafür hätte Stierli die Gegenspielerin aber unter Druck setzen müssen, anstatt nur Begleitschutz zu leisten. In der 33. Minute knallen im Kopfballduell die Köpfe zusammen, Stierli trägt eine Platzwunde davon und wird mit blutverschmiertem Gesicht ausgewechselt. Ein gebrauchter Abend für die ausgebildete Physiotherapeutin.
Linke Aussenverteidigerin
Noelle Maritz
Maritz ist eigentlich auf der rechten Abwehrseite zuhause, gegen Sambia spielt sie aber links hinten und macht ihre Sache gut. Sie bringt die nötige Aggressivität rein und bereitet den Treffer zum 3:3 herrlich vor. Bei einer Schweizer Ecke ist sie für die Absicherung zuständig und prompt rollt die Kugel in ihre Richtung. Sie ist schneller am Ball als die Gegenspielerin, die sie ins Leere laufen lässt und dann spitzelt sie den Ball mit dem linken Fuss an vier bis fünf Gegenspielerinnen vorbei auf Sow. Ein toller Assist. Beim dritten Treffer Sambias nach einer Ecke steht sie etwas zu weit weg von der Torschützin, zudem dreht sie bei deren Schuss ihren Oberkörper ab.
Mittelfeld
Meriame Terchoun
In der 12. Minute leitet sie mit einem verhängnisvollen Fehlpass den Konter ein, der zum 1:1 führt. Kann mal passieren, darf aber nicht. So richtig auf Touren kommt Terchoun gegen Sambia nicht. Ihre Flanke auf Crnogorcevic in der 30. Minute gerät leider etwas zu lang. In der zweiten Halbzeit macht sie Platz für Aigbogun.
Mittelfeld
Sandrine Mauron
Bei Servette führt kein Weg an Mauron vorbei, doch in der Nati weht dann doch nochmals ein anderer Wind. Beim ersten Gegentor liest die 26-Jährige das Spiel nicht richtig und lässt ihre Gegenspielerin nach dem Fehlpass von Terchoun im Mittelfeld einfach davonsprinten. Augenblicke später steht diese völlig alleine vor dem Kasten, bekommt den Ball und schiebt zum 1:1 ein. Gutes Umschaltspiel geht anders. Ansonsten bleibt sie unauffällig.
Mittelfeld
Géraldine Reuteler
Die 24-jährige Offensivspielerin von Eintracht Frankfurt lässt gegen Sambia den Zug nach vorne vermissen, ihr unterlaufen aber keine groben Fehler. Pech hat sie, dass Peng den Ball vor dem dritten Gegentreffer noch mit den Fingerspitzen ablenkt, denn sonst hätte sie auf der Linie geklärt. Von einer Spielerin ihrer Klasse darf man aber schon noch eine Schippe mehr erwarten, doch die Spielerinnen sollen ja dann auch an der WM in Topform sein und nicht drei Wochen vorher. In der 73. Minute wird sie ausgewechselt.
Hängende Spitze
Ramona Bachmann
PSG-Stürmerin Ramona Bachmann hat schon auffälligere Auftritte hingelegt, doch vor dem 1:0 zeigt sie ihre ganze Klasse, lässt eine Gegenspielerin mit einer Körpertäuschung ins Leere laufen, spielt dann einen Doppelpass mit Lehmann, bewahrt die Übersicht und passt perfekt auf Crnogorcevic, die dann ungedeckt aus 14 Metern einnetzt. Kurz nach der Pause spielt Bachmann einen Doppelpass mit Crnogorcevic und kommt gefährlich zum Abschluss. Gegen Ende des Spiels scheint ihr die Puste auszugehen.
Sturm
Alisha Lehmann
Vor dem 1:0 legt Lehmann den Ball schön auf Bachmann zurück, die dann den Assist liefert. Sie hat die eine oder andere gute Aktion, aber keine, die uns vom Hocker haut. In der 77. Minute wird sie ausgewechselt. Ein solider Auftritt, nicht mehr, nicht weniger.
Sturm
Ana-Maria Crnogorcevic
In der 8. Minute trifft die 32-jährige Barça-Spielerin eiskalt zum 1:0 und so baut die Nati-Rekordtorschützin ihre Führung mit ihrem 71. Treffer im 146. Spiel weiter aus.
In der 30. Minute wäre sie im Zentrum erneut bereit, einzunicken, doch die Flanke kommt etwas zu hoch und so legt sie den Ball klug in den Rückraum ab, doch dann versandet der Angriff. Schön auch ihr Doppelpass mit Bachmann und in der Nachspielzeit wird sie bei einem Kopfball noch entscheidend gestört. Crnogorcevic macht ein gutes Spiel, um so richtig zu glänzen, wäre sie aber auf präzisere Zuspiele angewiesen.
Eingewechselte Spielerinnen
Ab der 36. Minute für Stierli
Nadine Riesen
Die 23-jährige FCZ-Verteidigerin hat ihren Platz im WM-Kader auch noch nicht auf sicher, gegen Sambia betreibt sie aber doch Werbung in eigener Sache. Sie legt einen engagierten Auftritt hin und wird in der 93. Minute mit ihrer Flanke beinahe noch zur Assistgeberin, doch Crnogorcevic bekommt nicht genug Druck hinter den Ball. Stark ist ihre Klärungsaktion in der 52. Minute, mit der sie das drohende 1:4 vereitelt und somit die Schweiz im Spiel hält. Nur in einer Szene sieht sie nicht so gut aus, da wird sie von ihrer pfeilschnellen Gegenspielerin einfach stehen gelassen.
Ab der 46. Minute für Calligaris
Iman Beney
Vor einem Jahr hätte die 16-Jährige nicht im Traum daran gedacht, dass sie 2023 als Nati-Spielerin zur WM fahren könnte. Doch genau das scheint nun mehr als realistisch. Denn das Supertalent der YB Frauen hat gezeigt, dass sie auch bei den «Grossen» bestehen kann. In der 54. Minute wird sie im Zentrum angespielt, dreht sich mit dem Ball am Fuss um ihre Gegenspielerin, hebt den Kopf und bedient Piubel, die nur noch einzuschieben braucht. Später kommt Beney auch noch selbst zum Abschluss, allerdings aus ungünstiger Position.
Ab der 46. Minute für Mauron
Seraina Piubel
Dass die 23-jährige FCZ-Spielerin ein grosses Talent ist, das ist bekannt. Nati-Trainerin Inka Grings lobte sie kürzlich in höchsten Tönen und bereits machten Gerüchte die Runde, wonach sie bei Barça ein Thema sein soll. Ob was dran ist, wir wissen es nicht. Fakt ist, dass sie gegen Sambia den Anschlusstreffer erzielt, weil sie am richtigen Ort steht.
Ab der 46. Minute für Terchoun
Eseosa Aigbogun
Aigbogun spielt gegen Sambia bereits zum 90. Mal für die Nati und sie scheint der Trainerin zeigen zu wollen, dass sie in die Startelf gehört. Den Treffer von Piubel leitet sie mit einer Hereingabe auf Beney ein. Später zeigt sie auch, dass sie die Eisen reinhalten kann, übertreibt es aber ein bisschen und sieht Gelb. Und wenn der Spielerin des Paris FC mal ein Fehler unterläuft, dann setzt sie alles daran, diesen gleich wieder auszubügeln.
Ab der 73. Minute für Reuteler
Coumba Sow
Sie nutzt ihre wenigen Minuten optimal. Sow ist eine Wackelkandidatin, doch mit ihrem Auftritt gegen Sambia hat sie sich womöglich das WM-Ticket gesichert. In der 81. Minute wird sie von Maritz angespielt, legt sich den Ball mit dem linken Fuss direkt auf den rechten und schiebt aus rund elf Metern eiskalt zum 3:3-Endstand ein. Zugegebenermassen riecht es nach Abseits, aber die 28-Jährige macht das richtig stark. Dennoch gilt: Zu kurz für eine Benotung.
Ab 77. Minute für Lehmann
Lara Marti
Zu kurzer Einsatz für eine Bewertung.