Beim mageren 3:3-Remis gegen Belarus sieht Stamm-Goalie Yann Sommer gleich bei zwei Gegentreffern nicht glücklich aus. Die Gefahr, in der Hierarchie hinter Gregor Kobel abzurutschen, scheint real wie noch nie.
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
- Die Schweiz entgeht in der EM-Qualifikation gegen Belarus haarscharf der ersten Niederlage. Nati-Coach Murat Yakin betont, die Form sei entscheidend bei seiner Personalwahl.
- In der Nationalmannschaft ist Routinier Yann Sommer die Nummer 1, der hochtalentierte Kobel muss sich mit der Ersatzrolle begnügen.
- Beim Belarus-Spiel sieht Sommer bei zwei Gegentoren nicht stilsicher aus. Die Chance für Kobel, seinen Konkurrenten abzulösen? Yakin nahm an der PK Stellung zum Duell zwischen den Pfosten.
Bei Bayern München hätte sich Yann Sommer wohl mit der Rolle der Nummer 2 hinter Manuel Neuer begnügen müssen. Die drohende fehlende Spielpraxis wäre mit Blick auf seinen Status als Stammtorhüter des Schweizer Nationalteams nicht förderlich gewesen.
Denn mit Gregor Kobel sitzt ihm ein Konkurrent im Nacken, der bei Dortmund seit Längerem aussergewöhnliche Leistungen zeigt. Der 25-Jährige ist für viele Experten die Nummer 1 – in der ganzen Bundesliga. Das Fachmagazin «Kicker» erkor den Zürcher zuletzt zweimal in Folge zum besten Liga-Torhüter.
Sommer wählte die Flucht nach vorne und wechselte zu Inter. Obwohl er gerne in München geblieben wäre, wie er in einer Medienrunde betonte. «Man sucht sich ein, zwei Spieler aus, dann wird medial geschossen. Und dann sucht man sich zwei Neue aus. Und da war halt ich auch an der Reihe. Aber ich hatte keine Lust, mich öffentlich zu wehren», analysiert der 34-Jährige seine Bayern-Zeit.
Sommer war für Yakin unantastbar
Die Lorbeeren für Kobel konnten Sommer lange egal sein, denn in der Nati überzeugte er sowieso fast immer auf ganzer Linie. Auch Nati-Coach Murat Yakin betonte seit seinem Amtsantritt 2021 stets: Sommer ist die Nummer 1. Einen Konkurrenzkampf rief er dafür dahinter aus. So durfte sich neben Kobel auch Jonas Omlin leise Hoffnungen machen. An der WM in Katar war der BVB-Keeper – auch wegen gesundheitlicher Probleme von Omlin – immerhin die offizielle Nummer 2.
Beim Achtelfinal-Aus gegen Portugal erwischte Yann Sommer dann nicht seinen besten Tag. Kein Wunder: Er war bereits mit Fussgelenkproblemen ins Camp eingerückt, später wurde Sommer noch krank. Unter dem Strich blieb es ein grosses Fussball-Turnier, bei welchem Sommer in einem wichtigen K.o.-Spiel nicht die beste Figur machte.
Der Wechsel nach Italien sollte die schwierigen Monate vergessen machen. «Er ist der Leader bei Inter, fühlt sich wohl und auch wieder sicher», betont Yakin. «Deswegen werden wir das nicht ändern», so der Nati-Coach auf die Frage, ob jetzt Sommer zur Debatte steht. «Er hat gute Spiele und es ist deswegen berechtigt, dass er von Anfang an spielt», begründet der 49-Jährige seine Wahl.
Kriegt Kobel eine Bewährungschance?
Frei von Schuld zu sprechen ist Sommer gegen Belarus aber nicht, wie auch SRF-Experte Beni Huggel erwähnt. Beim ersten Gegentreffer stoppt er beim Herauslaufen und verpasst so die Möglichkeit, die Flanke abzufangen. Auch beim zweiten Gegentor ist er zwar am Ball dran, kann aber den Einschlag nicht verhindern.
Yakin öffnet die Türe für Kobel – zumindest einen Spalt breit. Schliesslich gilt für seine Spieler das Prinzip «Momentum». «Sommer spürt den Druck», meint Yakin und erläutert: «Die Konkurrenz ist gross – so soll es auch sein. Das treibt ihn sicher zu mehr Leistung, sodass er jetzt auch in jedem Spiel Gas geben muss. Und das müssen wir dann wieder neu beurteilen, was im November passiert.»
Telegramm und Rangliste:
Schweiz – Belarus 3:3 (1:0)
Kybunpark, St. Gallen. – 17'000 Zuschauer. – SR Pinheiro (POR). – Tore: 28. Shaqiri 1:0. 61. Ebong (Antilewski) 1:1. 69. Poljakow (Petschenin) 1:2. 84. Antilewski (Petschenin) 1:3. 89. Akanji (Shaqiri) 2:3. 90. Amdouni 3:3.
Schweiz: Sommer; Lotomba, Schär, Akanji, Rodriguez (73. Garcia); Freuler, Xhaka; Shaqiri, Sow (63. Amdouni), Steffen (73. Ndoye); Itten (63. Zeqiri).
Belarus: Ignatowitsch; Karpowitsch, Wolkow, Politewitsch, Poljakow; Ebong, Botscherow (64. Morosow), Korsun (95. Pawlowez); Bachar (64. Petschenin), Konzewoj (46. Antilewski), Malkewitsch (83. Klimowitsch).
Bemerkungen: Schweiz ohne Elvedi, Embolo, Okafor, Vargas und Widmer (alle verletzt). 118. Länderspiel von Xhaka, der damit den Rekord von Heinz Hermann egalisiert. Verwarnungen: 4. Politewitsch. 77. Zeqiri. 90. Petschenin. 92. Antilewski.