Börsenbeben vernichtet 1 Billion Dollar Trump sieht in Chinas KI-App DeepSeek «Weckruf» für USA +++ Nvidia mit grösstem Tagesverlust in Wall-Street-Geschichte

Andreas Fischer

28.1.2025

Neue China-Konkurrenz schreckt KI-Firmen auf

Neue China-Konkurrenz schreckt KI-Firmen auf

STORY: «DeepSeek» sorgt für Furore. Ein angeblich unkompliziertes und kostengünstiges KI-Modell des chinesischen Startups hat am US-Aktienmarkt am Montag einen Ausverkauf beim US-Chiphersteller Nvidia ausgelöst und die gesamte Wall Street kräftig ins Minus gedrückt. Der Index der Technologiebörse Nasdaq rutschte zur Eröffnung am Montag um 3,6 Prozent ab. Auch an den Börsen in Japan und Europa gerieten Technologiewerte unter Druck. Die Börsen in Taiwan und Südkorea, die stark von Tech-Aktien geprägt sind, waren wegen eines Feiertages geschlossen. Der kostenlose KI-Assistent aus China setzt Firmenangaben zufolge auf kostengünstigere Chips und benötigt weniger Daten. Auch die Kosten für das Training der KI sollen deutlich geringer sein. Von sechs statt der bislang üblichen mehr als 100 Millionen Dollar ist die Rede. Joachim Klement, Investmentbank Panmure Liberum «Die Fähigkeiten von Deepseek liegen durchaus im Rahmen von Open AI und anderen Anbietern generativer KI. Das entscheidende Aber ist jedoch: kann Deepseek die gleichen Ergebnisse mit geringeren Infrastrukturkosten erreichen? Das wäre natürlich nicht nur für Nvidia, sondern auch für grosse Cloud-Computing-Rechenzentrumsanbieter wie Amazon ein grosser Nachteil.» In den USA überholte die KI von DeepSeek am Montag ChatGPT als beliebteste Anwendung im Apple App Store. Auf der Webseite des Start-Ups kam es zu Störungen, das Unternehmen teilte später aber mit, Probleme mit der Programmierschnittstelle und dem Login der Nutzer seien behoben worden. Offiziellen chinesischen Unterlagen zufolge wird das Startup DeepSeek von Liang Wenfeng kontrolliert, dem Mitgründer des Hedgefonds High-Flyer. Dieser hatte im März 2023 angekündigt, einen neuen Anlauf zur Entwicklung einer künstlichen Super-Intelligenz nehmen zu wollen. Eine solche Artificial General Intelligence (AGI) kann komplexe Aufgaben ohne jedes menschliche Zutun erledigen.

28.01.2025

Aufregung an den Börsen weltweit: Ein chinesisches Start-up setzt mit einer kostenlosen KI die Aktien von US-Techfirmen unter Druck. Es könnte zum Crash kommen.

Andreas Fischer

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Das chinesische Start-up «DeepSeek» lässt Investoren zittern. 
  • Die Firma hat eine kostenlose KI veröffentlicht, die ChatGPT und Co. Konkurrenz macht.
  • Anleger von US-Techfirmen müssen sich auf herbe Kursverluste einstellen.
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  • Dienstag, 28. Januar 2025, 3.11 Uhr

    Trump sieht in chinesischer KI-App DeepSeek «Weckruf» für USA

    Angesichts erstarkter Konkurrenz aus China im Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI) durch die App DeepSeek hat US-Präsident Donald Trump von einem «Weckruf» gesprochen. Der Schock könne sich auch positiv aufs Silicon Valley auswirken, sagte der Republikaner.

    Die Veröffentlichung von DeepSeek sei hoffentlich «ein Weckruf für unsere Industrien, dass wir im Wettbewerb hochkonzentriert sein müssen, um zu gewinnen», sagte Trump am Montag bei einem Treffen vor republikanischen Kongressabgeordneten in Miami.

    US-Präsident Donald Trump kündigte vergangene Woche ein gigantisches KI-Infrastrukturprojekt an, das nach seinen Angaben in den nächsten Jahren Investitionen von «mindestens 500 Milliarden Dollar» in den USA nach sich ziehen soll.
    US-Präsident Donald Trump kündigte vergangene Woche ein gigantisches KI-Infrastrukturprojekt an, das nach seinen Angaben in den nächsten Jahren Investitionen von «mindestens 500 Milliarden Dollar» in den USA nach sich ziehen soll.
    Bild: Keystone/AP Photo/Mark Schiefelbein

    Der von DeepSeek ausgehende Schock könne aber auch positive Auswirkungen aufs Silicon Valley haben, da es gezwungen sei, mit weniger hohen Ausgaben zu Innovationen zu kommen, fuhr der Republikaner fort. «Ich würde sagen, das könnte ein Vorteil sein», sagte Trump.

    Am Montag hatte die DeepSeek-App die weltweit führende KI-Anwendung ChatGPT des US-Unternehmens OpenAI bei der Zahl der Downloads im App-Store von Apple überholt. In den vergangenen Tagen hatte es Berichte gegeben, wonach der Chatbot von DeepSeek in seiner Leistungsfähigkeit mit der KI-Software der US-Konkurrenzunternehmen auf gleicher Höhe sei.

    Dabei hat die 2023 im chinesischen Hangzhou gegründete Firma nach eigenen Angaben lediglich 5,6 Millionen Dollar für die Entwicklung ihres Chatbots benötigt – ein Bruchteil der Milliardeninvestitionen von US-Technologieriesen wie Nvidia, Meta oder Alphabet in diesem Bereich.

    Die Aktie von Nvidia büsste infolge des DeepSeek-Aufschwungs in den ersten Stunden des Handels an der New Yorker Wall Street um fast 17 Prozent ein – rund 589 Milliarden Dollar an Marktwert des Chip-Herstellers wurden damit vernichtet.

    Trump hatte kurz nach seinem Amtsantritt vor einer Woche eine gigantisches KI-Infrastrukturprojekt angekündigt, das nach seinen Angaben in den nächsten Jahren Investitionen von «mindestens 500 Milliarden Dollar» in den USA nach sich ziehen soll.

    Die KI-App DeepSeek des gleichnamigen chinesischen KI-Start-ups DeepSeek sorgt für Turbulenzen an der Börse. (Archivbild)
    Die KI-App DeepSeek des gleichnamigen chinesischen KI-Start-ups DeepSeek sorgt für Turbulenzen an der Börse. (Archivbild)
    Bild: Keystone/AP Photo/Andy Wong
  • 22.46 Uhr

    Nvidia mit Rekord-Wertverlust nach Schock um KI aus China

    Der Schock um angeblich drastisch günstigere KI aus China hat dem Chipkonzern Nvidia einen Rekord-Wertverlust an der Börse beschert. Der Börsenwert fiel am Montag um rund 600 Milliarden Dollar, nachdem die Aktie mit einem Minus von rund 17 Prozent aus dem Handel ging.

    Nvidia war damit immer noch 2,9 Billionen Dollar wert, verlor aber den Titel des wertvollsten US-Unternehmens an Apple.

    In den vergangenen Monaten hatte der Boom bei Künstlicher Intelligenz (KI) den Aktienkurs von Nvidia immer weiter nach oben getrieben. Die Chipsysteme des Konzerns spielen eine Schlüsselrolle vor allem beim Training von KI-Modellen, aber auch für deren Betrieb. Dafür waren bisher gewaltige Mengen an Computer-Leistung notwendig – und Anleger gingen davon aus, dass der weitere Ausbau Nvidia noch mehr Geschäft beschert.

    Doch zuletzt gab das chinesische Start-up DeepSeek an, sein KI-Modell mit viel weniger Rechenleistung und Kosten trainiert zu haben. Allein die Behauptung löste an der Börse die Sorge aus, dass die Erwartungen an das künftige Wachstum bei Nvidia zu hoch sind.

  • 20.18 Uhr

    Nvidia verzeichnet Rekordverlust

    Es ist ein historischer Absturz: Die Aktie des Chipherstellers Nvidia sackte heute um 18 Prozent (Stand: 20 Uhr) ab – Rekordverlust an Börsenwert. Schon zur Handelseröffnung an der Wall Street hatte der Chiphersteller 13 Prozent und damit 465 Milliarden Dollar eingebüsst. Der freie Fall der Nvidia-Aktie zog auch den Nasdaq 100 mit in den Keller: Der New Yorker Tech-Index verzeichnete ein Minus von 3,36 Prozent (Stand: 20 Uhr).

    Anleger befürchten, dass die High-End-Chips für die weitere Entwicklung der KI-Technologie nicht so stark nachgefragt werden, wie prognostiziert. Hintergrund ist die Entwicklung des KI-Modells R1. Die Anwendung des chinesischen Unternehmens DeepSeek kommt mit weniger Rechenleistung aus, liefert aber genauso gute Ergebnisse wie US-Konkurrenten, zum Beispiel ChatGPT.

    An der Schweizer Börse machten sich die KI-Turbulenzen derweil kaum bemerkbar. Der SMI schloss den Handelstag mit einem Plus von 1,05 Prozent.

    Das chinesische Unternehmen «DeepSeek» versetzt mit einer kostenlosen KI die weltweiten Börsen in Aufruhr.
    Das chinesische Unternehmen «DeepSeek» versetzt mit einer kostenlosen KI die weltweiten Börsen in Aufruhr.
    Bild: IMAGO/VCG
  • 17.34 Uhr

    Börsenbeben kostet US-Aktienmarkt bis zu 1 Billion Dollar

    Der Börsenschock durch das chinesische KI-Unternehmen DeepSeek hat die US-Aktienmärkte bis zu 1 Billion US-Dollar gekostet, wie Axel Rudolph, leitender technischer Analyst der Online-Handelsplattform IG, laut «Guardian» ausgerechnet hat. Allein Chiphersteller Nvidia, mit einem Kursverlust von 15,5 Prozent (Stand: 17.30 Uhr) einer der grössten Verlierer des Tages, verlor mehr als 465 Milliarden US-Dollar Börsenwert.

    Zum Vergleich: Die Entwicklung der KI hat DeepSeek weniger als sechs Millionen US-Dollar gekostet.

  • 16.30 Uhr

    Wachsende Beliebtheit sorgt für Ausfälle bei DeepSeek

    Während das chinesische Start-up DeepSeek an den Börsen die Kurse von US-Tech-Aktien in den Keller schickte, hatte das Unternehmen selbst mit Ausfällen auf seiner Website zu kämpfen. Grund ist laut Nachrichtenagentur Reuters die rasant wachsende Nachfrage nach dem eigenen KI-Assistenten, der zurzeit zu den beliebtesten Apps weltweit gehört.

    Mittlerweile hat das Unternehmen laut seiner Statusseite Probleme mit seiner Programmierschnittstelle und der Unfähigkeit der Nutzer, sich auf der Website anzumelden, behoben. Die Ausfälle am Montag waren die längsten des Unternehmens seit rund 90 Tagen und fallen mit der rasant steigenden Popularität zusammen.

  • 15.35 Uhr

    Tech-Aktien rauschen in die Tiefe

    Wie erwartet geben die Kurse von hochdotierten Tech-Unternehmen deutlich nach. Chiphersteller Nvidia verliert in den ersten Minuten nach Handelsauftakt 11,5 Prozent, das US-Techunternehmen Broadcom gibt über 11,3 Prozent nach. Auch Microsoft (-3,7 Prozent) und die Software-Firma Palantir (-6 Prozent) geben deutlich nach. Der Tech-Index Nasdaq verliert 3,5 Prozent, der S&P 500 gibt über 2 Prozent nach.

  • 15.30 Uhr

    Handel beginnt

    Jetzt ist der Handel an der Wall Street eröffnet. Investoren rechnen mit teilweise deutlichen Kursverlusten.

  • 15.25 Uhr

    Aktien vorbörslich deutlich tiefer

    DeepSeek löst Panik an den US-Börsen aus: Die Kurse von hoch bewerteten Firmen wie Nvidia und Alphabet geben vorbörslich teils deutlich nach. So gaben die Futures auf den Technologieindex Nasdaq 100 und vier Prozent nach. Aktien von Nvidia waren auf dem alternativen Handelssystem Blue Ocean um mehr als 5 Prozent im Minus

Grund dafür ist das KI-Modell des Unternehmens DeepSeek. Die Firma aus Hongkong hatte in der vergangenen Woche den Chatbot R1 veröffentlicht. Das Open-Source-Modell führt derzeit die Download-Charts in vielen Appstores an.

Chinesische KI ist kostenlos verfügbar

Was die Tech-Giganten ins Schwitzen bringt: R1 ist kostenlos. Der Chatbot zeigt, dass Chinas KI-Technologie der US-amerikanischen keineswegs Jahre hinterherhinkt. Dabei hatte US-Präsident Donald Trump erst in der vergangenen Woche gerade dies behauptet und ein gigantisches 500 Milliarden Dollar schweres Programm zum weiteren Ausbau der KI-Infrastruktur angekündigt.

Donald Trump News

Nach seinem Sieg am 5. November 2024 ist Donald Trump erneut als US-Präsident für vier Jahre im Weissen Haus. blue News begleitet die zweite Amtszeit von Trump eng mit: Mit dem Blick aus der Schweiz und Berichten direkt aus den USA.

Donald Trump verlangt höhere Verteidigungsausgaben der Nato-Partner. (Archivbild)
Allison Robbert/AFP Pool via AP/dpa

Auch dass China aufgrund von Handelsbeschränkungen gar nicht auf die modernsten Chips zurückgreifen kann, ist offenbar kein Hindernis. «DeepSeek» nutzt ein Open Source-Modell, das mit weniger Rechenleistung auskommt. Trotz leichter Nachteile bei der Geschwindigkeit soll die chinesische KI in bestimmten Bereichen, etwa Mathematik und Physik, bessere Ergebnisse erzielen als ihre US-Pendants.

Anleger befürchten Tech-Crash an der Börse

Im vorbörslichen Handel sind an der Wall Street leichte Anzeichen von Panik zu erkennen. Dort sind etwa Nvidia-Aktien um 10 Prozent abgesackt, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters. Die Sorge vor einem Crash der Tech-Werte ist offenbar gross. Weltweit tauchten die Börsenwerte. Auch an der Schweizer Börse standen Technologiewerte bis zum Mittag unter Druck

Die Angst vor einer Talfahrt der Tech-Branche ist nicht unberechtigt, sagen Analysten. Die Dominanz grosser US-Player im Bereich Künstliche Intelligenz scheint nicht so uneingeschränkt zu sein, wie immer wieder behauptet. Die Kurse vieler Unternehmen seien daher überbewertet.