Ein übler Check gegen Berns Eric Blum bringt Fabrice Herzog eine Zivilanzeige ein. Eishockey-Experte Timo Helbling ordnet die Umstände zum laufenden Verfahren gegen den EVZ-Stürmer ein.
Auf dem Eis ist Fabrice Herzog derzeit der Mann der Stunde. Der Stürmer sammelt in den noch jungen Playoffs bereits 7 Skorerpunkte und hat massgeblichen Anteil daran, dass der EVZ den HC Lugano in der Viertelfinal-Serie gleich mit 4:0 in die Ferien schickt. Trotzdem läuft bei Herzog derzeit nicht alles rund, wie kurz vor dem Auftakt zum Halbfinal gegen den HC Davos bekannt wird.
Herzog hat eine Zivilanzeige von Eric Blum am Hals. Grund dafür ist ein Vorfall vom 14. September 2021, als der damals noch für den HCD auflaufende Herzog seinen Berner Gegenspieler mit einem Check gegen den Kopf niederstreckt. Die brutale Attacke bleibt nicht ohne Konsequenzen. Eric Blum erleidet eine Gehirnerschütterung, eine gebrochene Nase sowie Verletzungen im Schulterbereich. Herzog wird zu acht Spielsperren und einer Geldbusse verurteilt – und für sein Verhalten harsch kritisiert.
Ein in der Schweiz ungewohnter Schritt
Während Herzog seine Sperre längst abgesessen und abgehackt hat, kann Blum seit der Attacke keinen einzigen Ernstkampf mehr bestreiten. Sobald der Berner Verteidiger einer zu hohen Belastung ausgesetzt ist, kehren die Kopfschmerzen zurück. «Schiesst der Puls in einem Intervalltraining auf 180, beginnen die Symptome. Dann ist der Tag gelaufen, ich muss schlafen, um mich zu erholen. Das ist auch für meine Frau und meinen Sohn nicht witzig», verdeutlicht Blum im vergangenen September die nach wie vor grossen Schwierigkeiten.
Bereits im Dezember 2021 erstattet Blum, dessen Vertrag beim SCB Ende April ausläuft, gemäss dem «Blick» im Kanton Bern Zivilanzeige gegen Herzog. In der Schweiz ein eher ungewöhnlicher Schritt: «Es ist etwas, das man nicht viel gesehen hat im Schweizer Eishockey oder allgemein im Eishockey. Es gab vereinzelte Fälle in der NHL. Aber grundsätzlich hat man immer probiert, solche Dinge in der Eishockeyjustiz zu regeln», sagt der langjährige Profi und Nationalspieler Timo Helbling, der heute unter anderem auch als Eishockey-Experte tätig ist, im Interview mit blue Sport.
Für die zuständige Ermittlungsbehörde stellt sich deshalb auch die Frage, wie und wo die Grenze zwischen Straf- und Sportrecht, in dem für eine Sportart eigene Regeln aufgestellt werden, verläuft. Und ob sie Herzog überschritt.
Helblings Verständnis für Blum
Nach eingereichter Anzeige erhält Herzog eine Vorladung des Staatsanwaltes, welche der Frage nachgeht, ob sich Herzog mit seiner Aktion strafbar gemacht hat – wegen einfacher oder schwerer Körperverletzung. Dabei dürfte sich die ermittelnde Behörde unter anderem auch auf das Urteil des Einzelrichter der National League stützen. Und dieses liest sich wie folgt: «So ist der Beschuldigte in der Player History mehrfach vorbelastet und gilt als Wiederholungstäter. Der Beschuldigte legt eine gewisse generelle Rücksichtslosigkeit an den Tag und scheint durch die in Vergangenheit erhaltenen Disziplinarstrafen nicht belehrt worden zu sein.»
Helbling, früher auf dem Eis selbst kein Kind von Traurigkeit, bringt Verständnis für das Vorgehen des SCB-Verteidigers auf. «Es ist krass für Eric Blum, auch dass er seine Karriere jetzt wahrscheinlich so beenden muss. Da ist Verständnis vorhanden, das sind auch Versicherungs-Geschichten und es geht um die Zukunft – also eine sehr komplexe Geschichte.»
Sollte Herzog schlussendlich verurteilt werden, könnte das zu einer womöglich millionenhohen Schadensersatzklage führen. Bis diesbezüglich Klarheit herrscht, kann es gemäss Timo Helbling aber noch dauern: «Es wird sich zeigen, wie es in diesem Rechtsfall weitergeht. Aber ich gehe davon aus, dass es wohl noch Jahre dauern wird, bis ein Urteil gefällt wird, das Bestand hat.»
Der Schlussstand der Viertelfinal-Serien
- EV ZUG vs. HC Lugano 4:0 (2:1, 6:2, 6:3, 5:3)
- HC FRIBOURG-GOTTÉRON vs. Lausanne HC 4:1 (2:0, 4:5, 3:2, 4:1, 5:4)
- SC Rapperswil-Jona Lakers vs. HC DAVOS 3:4 (4:3, 4:1, 4:0, 0:2, 2:3, 3:7, 1:3)
- ZSC LIONS vs. EHC Biel 4:3 (4:5, 3:4, 1:0, 1:0, 1:3, 3:1, 3:1)