Nach seinem Brutalo-Check Mitte Februar darf HCD-Stürmer Fabrice Herzog am Freitag wieder ins Geschehen eingreifen. Der Geschädigte dagegen ist von der Rückkehr aufs Eis noch weit entfernt.
Das Foul von HCD-Stürmer Fabrice Herzog an Eric Blum gehört vermutlich zu den übelsten Vergehen der letzten Jahre auf Schweizer Eis. Im Direktduell vom 14. Februar trifft Herzog den SCB-Verteidiger im zweiten Drittel mit voller Wucht, Blum bleibt nach dem Check gegen den Kopf gezeichnet auf dem Eis liegen. Es sind Bilder, die man so nicht sehen will.
Herzog wird daraufhin für acht Spiele gesperrt. Ab Freitag kann er beim Auswärtsspiel in Rapperswil wieder ins Geschehen eingreifen, dagegen ist der seither abgetauchte Blum von diesem Schritt noch meilenweit entfernt. Immerhin meldet sich der Berner Verteidiger erstmals zu Wort.
«Grundsätzlich bin ich glücklich. Ich verbringe den Alltag ohne Einschränkungen mit meinem Sohn. Er ist eineinhalb Jahre jung und verlangt mir physisch nicht zu viel ab», schildert Blum im Interview mit dem «Blick». Sein Körper habe nach dem heftigen Aufprall aber viel Zeit gebraucht. «Ich war total erschöpft, lag eine halbe Woche nur im Bett. Später unterzog ich mich während zwei Tagen den Belastungstests, fühlte mich hinterher wie ein zerknülltes Blatt Papier und spürte ein Verlangen nach Zucker», so der 34-Jährige.
«Ich habe mir die Szene drei Wochen lang nicht angesehen»
Die eigenen Erinnerungen an die bangen Momente sind vage. «Ich weiss nur noch, wie Vincent Praplan das 3:0 erzielte. Und ich erinnere mich lückenhaft daran, wie ich im Medical Raum zu mir kam. Unser Physiotherapeut meinte, ich hätte klare Antworten gegeben.» Daran könne er sich selbst aber nicht erinnern – genau wie an den Aufprall selbst: «Als ich später auf dem Video den Check sah, war es, wie wenn ich einem Fremden zuschauen würde.»
Ohnehin will er sich die Bilder des Fouls gar nicht antun. «Ich habe mir die Szene drei Wochen lang nicht angesehen. Ich wusste, dass es mich aufwühlen wird und ich sauer werde. Ich hatte keinen Bock auf einen emotionalen Ausbruch.» Die Entschuldigungs-SMS seines Gegenspielers lässt er unbeantwortet und betont: «Ich habe mit Herzog kein Problem. Doch sein Statement vor dem Einzelrichter stiess mir sauer auf. Mir wurde bewusst, dass er lernresistent ist.»
Rückkehr aufs Eis noch nicht absehbar
Auf eine Anfechtung des Urteils verzichtet Blum dennoch. «Ich hätte in einer noch härteren Strafe keine Genugtuung gesehen», begründet er nach seiner bisher schwersten Gehirnerschütterung der Karriere. «Ich konnte mir drei Wochen lang nicht einmal ein Match im Fernsehen anschauen, weil die Bewegungen Schwindel auslösten. Ich hatte Konzentrationsschwierigkeiten, konnte nicht Gitarre spielen, weil es zu laut war.»
Mittlerweile sei es zwar besser, leichter Schwindel und Kopfschmerzen bleiben aber bis zum heutigen Tag. «Ich mache mir auch Sorgen. Ich bin nicht aus Eis und Stahl. Es nagt. Die Gesundheit geniesst oberste Priorität, ich trage meiner Familie gegenüber eine Verantwortung. Es gibt Sportler, die genau wegen solcher Vorfälle depressiv wurden», merkt Blum an.
Der Sport fehle ihm, der Zeitpunkt seiner Rückkehr aufs Eis stehe aber noch in den Sternen. «Mir wurde gesagt, ich solle mir keine falschen Hoffnungen machen, Tag für Tag nehmen und die Fortschritte erkennen.»