Nach dem Abbruch der Meisterschaft gibt es in den höchsten beiden Schweizer Ligen weder einen Meister noch einen Auf- oder Absteiger. Dies beschliessen die Klubs der National League und Swiss League.
Möglich wäre gewesen, dass die ZSC Lions als Qualifikationssieger den Meistertitel «kampflos» gewonnen hätten. Dies wollten die 24 Klubs aber ebenso nicht wie einen Aufsteiger, wie die Liga nach einer ausserordentlichen Ligaversammlung in Ittigen mitteilte. Kloten und Visp (für die National League) sowie Basel und Valais-Chablais (für die Swiss League) hatten entsprechende Anträge gestellt.
Es ist in der Geschichte des Schweizer Eishockey erst das zweite Mal nach 1940, dass der Meistertitel nicht vergeben wird. Auch auf Junioren-Ebenen werden in dieser Saison keine Meister gekürt.
ZSC Lions, Zug, Davos, Genf-Servette und Biel spielen in der Champions League
Nicht nur in der National League gibt es keinen Schweizermeister: Auch in der Swiss League sowie auf den höchsten Juniorenstufen U20-Elit und U17-Elit endet die Saison ohne Schweizermeister. Zudem gibt es keinen Absteiger (aus der National League, Swiss League, U20-Elit und U17-Elit) und keinen Aufsteiger (aus der Swiss League, MySports League, U20-Top und U17-Top).
Geklärt wurde am Treffen der Klubs auch die noch offene Frage nach dem fünften Teilnehmer an der Champions League. Nach den ZSC Lions, Zug, Davos und Genève-Servette, die sich als Top 4 der Qualifikation ihren Platz gesichert hatten, wird auch der Qualifikationsfünfte Biel die Schweiz in der nächsten Saison international vertreten.
Im Sinne der Gesundheit aller Beteiligten
«Dass die Saison auf diese Weise endet, tut mir leid für alle, die bis hierhin mit grossem Engagement zu einer bis vor zwei Wochen absolut gelungenen Meisterschaft beigetragen haben», sagte Liga-Direktor Denis Vaucher.
Jedoch würden Liga und Klubs in der Verantwortung stehen, im Sinne der Gesundheit aller Beteiligten zu handeln. «Nun gilt es, zusammenzustehen und alles daran zu setzen, damit wir im September 2020 wieder mit voller Kraft in die nächste Saison starten und den entstandenen finanziellen Schaden auffangen können.»
Zuschauerrekord wegen «Geisterspielen» verpasst
Vor dem abrupten Meisterschaftsende habe man bewiesen, dass die höchste Schweizer Liga europaweit zu den attraktivsten gehört: «Die Regular Season war erneut sehr ausgeglichen und bot Hochspannung bis zur allerletzten Runde», so Vaucher weiter. Nicht zuletzt haben auch die Zuschauerzahlen in diesem Jahr deutlich unterstrichen, wie viel Begeisterung die höchste Eishockey-Liga im ganzen Land auslöst: Hätten die zwei letzten Qualifikationsrunden nicht vor leeren Rängen gespielt werden müssen, so wäre ein neuer Zuschauer-Allzeitrekord der Regular Season aufgestellt worden. Doch es sollte nicht sein – und so nimmt die Saison 2019/20 in den Schweizer Eishockeyligen ein bitteres Ende.
Am Donnerstag hatten die Klubs den sofortigen Abbruch der Schweizer Meisterschaften beschlossen, nachdem der Kanton Tessin am Tag zuvor alle Sportveranstaltungen inklusive Trainingsbetrieb verboten hatte.
Die Schweizer Eishockey-Saison ist Geschichte. Nach den jüngsten Entwicklungen in Sachen Coronavirus musste die Saison abgebrochen werden. Vier grundlegende Fragen bleiben aber auch nach dem Abbruch offen. Die Swiss Ice Hockey Federation diskutiert heute um 13 Uhr an einer Ligaversammlung über folgende Themen:
Gibt es einen Meister?
Die ZSC Lions sind Qualifikationssieger. Bedeutet dies, dass die Zürcher auch Schweizer Meister werden? Die Klub-Vertreter zeigen sich uneinig. «Wenn man einen Meistertitel vergibt, dann sicher an die ZSC Lions», sagt ZSC-Sportchef Sven Leuenberger zu «Blick». «Man sagt immer, die 50 Quali-Spiele seien nichts wert. Jetzt könnte man zeigen, dass sie doch etwas wert sind.» Zugs CEO Patrick Lengwiler sagt hingegen: «Die Saison konnte nicht ausgespielt werden. Es gibt somit keinen Meister. Niemand ist Gewinner. Wer aufsteigen wollte, bekam keine Chance. Man hätte noch drei Serien gewinnen müssen. Es ist für alle ein Kack und bleibt ein Kack.»
Die Fans sind sich wohl schweizweit einig: Ohne Playoffs gibt's keinen Meister.
Wer steigt in die National League auf?
Die viel wichtigere Frage ist: Darf ein Swiss-League-Klub in die National League aufsteigen? Der EHC Kloten kämpft seit seinem Abstieg 2018 um den Wiederaufstieg in die höchste Liga. In den Playoffs hat der Qualisieger der Swiss League bereits die erste Runde souverän gemeistert. Jetzt werden die Klotener in ihrer Mission arg gestoppt. Kommt es zu einem Aufstieg am grünen Tisch und somit zu einer 14er-Liga? Auch Visp zeigt nach dem Neubau der Lonza-Arena Interesse an einem Aufstieg in die höchste Liga.
Die zwei Swiss-League-Klubs benötigen eine Dreiviertelmehrheit der NL-Klubs, um aufsteigen zu dürfen. «Egal, wie die Entscheidung ausfallen wird, es gilt sie zu respektieren und zu akzeptieren», sagt Kloten-CEO Pascal Signer.
Gibt es einen Aufsteiger in die Swiss League?
In der MySports- und Swiss League herrscht eine ähnliche Situation. Auch hier hätten der EHC Basel und der HC Valais Chablais im Mysports-League-Final um den Aufstieg in die Swiss League gespielt. Beide Klubs haben ein Aufstiegsgesuch gestellt.
Wird die Heim-WM auch abgesagt?
Ebenfalls zum Thema könnte die Heim-WM werden, die im Mai in Zürich und Lausanne stattfinden soll. Aufgrund der aktuellen Lage sieht es düster aus. Doch die endgültige Entscheidung wird spätestens am 15. April fallen.