Der FC Vaduz hat sich sensationell für die Conference League qualifiziert. Im Rückspiel in Wien gewinnen die Liechtensteiner gegen Rapid mit 1:0 und schaffen damit Historisches. Wir haben Zahlen und Daten, die unterstreichen, was der FC Vaduz Grossartiges geleistet hat.
Das Wort Sensation wird im Sportjournalismus zu inflationär verwendet. Was der FC Vaduz gestern Abend vollendet hat, hat diese Bezeichnung aber wohlverdient. Der Verein aus Liechtenstein hat in der Qualifikation zur Conference League drei Qualifikationsrunden überstanden und steht nun in der Gruppenphase des europäischen Wettbewerbs.
Die Qualifikation des FC Vaduz
- 2. Runde:
Koper-Vaduz 0:1
Vaduz-Koper 1:1 n.V. - 3. Runde:
Vaduz-Konyaspor 1:1
Konyaspor-Vaduz 2:4 - Qualifikation:
Vaduz-Rapid Wien 1:1
Rapid Wien-Vaduz 0:1
In der ersten der drei Qualifikationsrunden schaltete der Challenge Ligist den slowenischen Klub FC Koper aus, schon das war eine kleine Überraschung. Das nächste Opfer war dann – aus Sicht des FC Vaduz – bereits ein Riese. Der türkische Klub Konyaspor wurde dank eines furiosen 4:2-Sieges im Rückspiel eliminiert. In der Türkei. Vor über 22'000 Zuschauern.
Der ganz grosse Coup folgte am Donnerstagabend in Wien. Wieder sorgte der FC Vaduz auswärts für die Differenz. Nach dem 1:1 zu Hause gewannen die Liechtensteiner in Österreich mit 1:0. Bemerkenswert: In allen drei Quali-Runden gewann der FC Vaduz auswärts, während im heimischen Stadion kein einziger Sieg gelang.
Wie gross die Sensation ist, die dem FC Vaduz mit der Eliminierung von Rapid Wien gelungen ist, zeigen die folgenden Zahlen und Daten.
Die Liga
Der FC Vaduz ist Mitglied im Liechtensteinischen und im Schweizerischen Fussballverband. Die Pokalwettbewerbe bestreitet Vaduz jeweils in Liechtenstein und hat den Cup letzte Saison zum 48. Mal gewonnen. Dadurch verdiente sich der FCV auch den Startplatz in der Conference-League-Qualifikation.
Im Ligabetrieb nimmt der FC Vaduz in der Schweiz teil. Insgesamt fünf Saisons, zuletzt 2020/21, spielte Vaduz in der Super League. Derzeit ist der Klub in der Challenge League engagiert und liegt dort nach einem miserablen Saisonstart noch ohne Sieg auf dem zweitletzten Platz.
Rapid Wien spielt in der österreichischen Bundesliga. Die Hauptstädter hatten einen soliden Saisonstart und liegen mit sieben Punkten aus vier Spielen im oberen Mittelfeld der Tabelle. Die Teilnahme an der Conference-League-Qualifikation verdiente man sich dank Rang 5 in der Vorsaison.
Das Palmarès
Beide Mannschaften sind in ihrer Heimat Rekordhalter, das schon mal zu den Gemeinsamkeiten. Vaduz gewann den Liechtensteinischen Pokal bereits 48 Mal. Wobei dieser Wettbewerb – ausser den Vaduzern selbst – bloss aus Amateurteams besteht. Zu den 16 Teilnehmern im Cup zählen unter anderem der FC Vaduz II und der FC Vaduz III.
Rapid Wien hingegen ist österreichischer Rekordmeister, gewann den Titel schon 32 Mal, dazu kommen 28 Vizemeisterschaften. Auch international sorgte der Verein immer mal wieder für Aufsehen, 1985 und 1996 stand man im Final des Pokalsieger-Cups. Zuletzt war Rapid Wien regelmässig Gast in der Europa League, wo die Wiener schon neun Mal an der Gruppenphase teilnahmen.
Das Kader
Das aktuelle Kader von Rapid Wien weist gemäss «transfermarkt.ch» einen Wert von 28,68 Millionen Euro auf. Die wertvollsten Spieler sind Marco Grüll und Yusuf Demir mit einem Marktwert von je fünf Millionen Euro.
Fünf Millionen Euro? Das reicht nur knapp nicht, um sich das gesamte Kader des FC Vaduz zu verpflichten, dieses wird nämlich auf 5,6 Millionen Euro geschätzt. Der Spieler mit dem höchsten Marktwert ist Neuzugang Arbenit Xhemajli (0,5 Millionen), der in der Conference-League-Qualifikation jedoch nicht zum Einsatz kam.
Zahlen im Direktvergleich
Wien ist die Hauptstadt von Österreich und hat 1,9 Millionen Einwohner.
Vaduz ist die Hauptstadt von Liechtenstein und hat 5'700 Einwohner.
Österreich hat 271'000 lizenzierte Fussballer.
Liechtenstein hat 1'675 lizenzierte Fussballer.
Rapid Wien hatte letzte Saison einen Zuschauerschnitt von 14'114.
Der FC Vaduz hatte letzte Saison einen Zuschauerschnitt von 1'054.
Rapid Wien hat 16'205 Vereinsmitglieder.
Der FC Vaduz hat 630 Vereinsmitglieder.
Das Budget
Riesige Unterschiede gibt es auch bei den Finanzen der beiden Klubs. Während Rapid Wien die Saison 2021/22 mit einem Umsatz von 45 Millionen Euro abschloss, sind es beim FC Vaduz gemäss der Finanzinformation gerade mal 3,1 Millionen Franken gewesen.
Die Teilnahme an der Conference League ist für die Liechtensteiner ein wahrer Geldsegen. Alleine die Teilnahme an der Gruppenphase wird mit 2'940'000 Euro belohnt, garantiert sind auch die 445'000 Euro an Koeffizienten-Geldern. Zusätzliche Einnahmen werden durch Zuschauereinnahmen und allfällige Punkteprämien (167'000 Euro pro Punkt) dazukommen.
Prämien in der Conference League
- 2. Qualifikationsrunde 350'000 Euro
- 3. Qualifikationsrunde 550'000 Euro
- Playoffs 750'000 Euro
- Gruppenphase 2'940'000 Euro
- Pro Punkt 167'000 Euro
- Gruppensieg 650'000 Euro
- Gruppenzweiter 325'000 Euro
- Sechzehntelfinale 300'000 Euro
- Viertelfinale 600'000 Euro
- Halbfinale 2'000'000 Euro
- Finalist 3'000'000 Euro
- Sieg 5'000'000 Euro
Der FC Vaduz wird seinen Umsatz dank der Teilnahme an der Conference League mehr als verdoppeln können. Und wer weiss, vielleicht kommen in der Gruppenphase ja noch weitere Sensationen dazu. Es warten zumindest attraktive Gegner wie der FC Villarreal, West Ham United, die AC Florenz oder der 1. FC Köln.
Fr 26.08. 14:30 - 15:15 ∙ blue Zoom D ∙ 45 Min
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