Hochrisiko-Spiel Bern zittert vor den Belgrad-Fans – und Rachegelüsten aus Rom

Von Luca Betschart

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27.11.2023

Die Young Boys empfangen am Dienstagabend Roter Stern zum wegweisenden Spiel in der Champions League. Die serbischen Gäste wecken keine guten Erinnerungen und werden die Polizei auf Trab halten.

Von Luca Betschart

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • YB empfängt am Dienstag im letzten Heimspiel der Champions-League-Gruppenphase Roter Stern Belgrad und will mit einem Sieg vor Heimpublikum den Einzug in die Europa League sicherstellen.
  • Die Partie wird als Hochrisiko-Spiel eingestuft und entsprechende Sicherheitsvorkehrungen werden getroffen. «Der Dialog mit den Belgrad-Fans ist sehr schwierig und fast nicht vorhanden», macht Sicherheitsdirektor Reto Nause klar.
  • Zudem kursieren Gerüchte, dass gar Fans der AS Roma nach Bern reisen könnten, um sich bei den serbischen Anhängern zu revanchieren.

Am Dienstag heisst es für YB: Verlieren verboten. Im fünften Gruppenspiel der Champions League geht es für den Schweizer Meister um das europäische Überwintern. Während ein Heimsieg gegen Roter Stern Belgrad den Vorstoss in die K.o.-Phase der Europa League garantiert, ist das Europa-Abenteuer im Fall einer Niederlage beendet.

Doch die Partie birgt nicht nur sportliche Brisanz. Rund 2000 Gäste-Fans werden am Dienstag in Bern erwartet. Und der letzte Besuch der Belgrader Anhängerschaft, welche bei der UEFA seit Jahren unter strenger Beobachtung steht, weckt in der Hauptstadt alles andere als gute Erinnerungen. 

Als Roter Stern 2019 im Rahmen der Champions-League-Qualifikation im Wankdorf gastiert, sorgen ihre Anhänger auf dem Marsch zum Stadion für Chaos. Die Unruhestifter rauben einen Tankstellenladen und einen Kiosk aus. Zudem attackieren sie die Gäste des Café Kairo und werfen Bierdosen – weil sich die als homophob geltenden Fans offenbar an einer LGBTQ-Fahne stören.

Schliesslich kommt es vor der Drogenanlaufstelle an der Hodlerstrasse zu einer wüsten Schlägerei, serbische Fans sollen gar mit Eisenstangen auf Menschen eingeprügelt haben. Die Polizei kann die Situation nur mit drei Warnschüssen entschärfen.

Schwieriger Dialog mit den Anhängern

Kein Wunder, trifft man in der Hauptstadt deshalb Vorkehrungen, um auf die Rückkehr der Serben möglichst gut vorbereitet zu sein. Die Polizei wird mit einem Grossaufgebot im Einsatz sein. «Der Dialog mit den Belgrad-Fans ist sehr schwierig und fast nicht vorhanden», macht Berns Sicherheitsdirektor Reto Nause klar. «Seitens Behörden und Kantonspolizei haben wir uns aber für die verschiedenen Szenarien bezüglich eines Fanmarsches vorbereitet.»

Dazu gehört, Geschäfte und Beizer im Lorraine- und Breitenrainquartier mit einem Schreiben vor Auswirkungen eines möglichen Fanmarschs über die Lorrainebrücke oder die Kornhausbrücke zu warnen. «Die Kantonspolizei hat die Leute in diesen Quartieren informiert und ihnen zu Vorsichtsmassnahmen geraten. Das bedeutet zum Beispiel auch, Läden für eine kurze Zeit zu schliessen.»

Dem Café Kairo wird etwa nahegelegt, die Regenbogenfahne, die vor vier Jahren Auslöser für Ausschreitungen gewesen sein soll, abzuhängen. Isabelle Wüthrich, Mediensprecherin der Kapo Bern, stellt aber klar: «Wir haben aber in keiner Art und Weise verlangt, dass sie abgehängt wird.»

Das Café zieht die Option aufgrund der Gefahrenlage tatsächlich in Betracht, obwohl der Unmut gross ist. «Wir wollen die Fahne erst entfernen, wenn die Öffentlichkeit über den Grund Bescheid weiss», sagt Mitgründerin Trine Pauli der «Berner Zeitung» und fügt an: «Dass wir uns dem Druck homophober Fussballfans fügen müssen, ist ein Unrecht.»

Reisen gar italienische Fans an?

Die Partie wird von der Polizei als «Hochrot-Spiel» eingeschätzt. «Höchste Sicherheitsstufe», wird Nause im «Blick» zitiert. «Wir erwarten rund 2000 Fans von Roter Stern. Und nicht nur aus Serbien und der Schweiz, sondern auch aus dem benachbarten Ausland.»

Offenbar kursieren Gerüchte, dass die Ultras der AS Roma in Bern auftauchen, um Revanche zu nehmen. Demnach hatten Roter-Stern-Fans im Februar eine Fahne der Italiener geklaut und verbrannt. «Auch hier ist die Kantonspolizei auf verschiedene Szenarien vorbereitet. Wir wissen jedoch nicht, ob sie wirklich nach Bern kommen. Auch hier war der Dialog mit den Fans sehr schwierig», so Nause. 

Ganz so abwegig erscheint die Anreise der römischen Fans auf den zweiten Blick nicht. Denn ihre AS Roma gastiert am Donnerstag in Genf, wo das Team von José Mourinho in der Europa League auf Servette trifft.


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