Didi Hamann spricht Klartext Tuchel-Kritik, Skepsis bei Neuer, Lob für Kobel, Mitleid für Fischer

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27.10.2023

Gewohnt meinungsstark: Didi Hamann.
Gewohnt meinungsstark: Didi Hamann.
imago

Abgesehen von der 0:3-Pleite gegen Leipzig im Supercup ist Bayern München in dieser Saison noch ungeschlagen. Didi Hamann sieht trotzdem grosse Probleme beim deutschen Rekordmeister und ist auch skeptisch, was das Comeback von Manuel Neuer angeht. 

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Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • In seiner neusten Kolumne bei «Sky» schreibt Didi Hamann über die Leistungen der deutschen Top-Teams in der Champions League.
  • Obwohl bei Bayern München die Ergebnisse stimmen, ist Hamann alles andere als überzeugt von Thomas Tuchel und seinem Team.
  • Skeptisch ist Hamann auch bei Manuel Neuer, der unmittelbar vor dem Comeback steht. Ein grosses Lob gibt es dagegen für einen anderen Keeper: Gregor Kobel.

20 Punkte aus acht Liga-Spielen, alle drei Spiele in der Champions League gewonnen und auch im Pokal noch dabei – trotz vieler Nebenschauplätze ist Bayern München im Soll. Am Dienstag gab es bei Galatasaray Istanbul einen 3:1-Erfolg, womit die Münchner ihre vergangenen 16 Gruppenspiele in der Königsklasse allesamt gewonnen haben.

Alles im Lot also in München? Kritik gibt es von Didi Hamann dennoch. Der frühere Bayern-Profi, der seit Neustem auch für blue Sport als Experte tätig ist, schreibt in seiner Kolumne bei «Sky»: «Durch ihre individuelle Klasse finden sie immer Wege zu gewinnen, aber in Sachen Spielfluss und Homogenität lässt bei ihnen vieles zu wünschen übrig.»

In den beiden bisherigen Top-Spielen in der Bundesliga gegen Leipzig (2:2) und Leverkusen (2:2) war Bayern laut Hamann spielerisch unterlegen. «Auf Dauer wird das nicht gut gehen und vielleicht wird es schon in zehn Tagen in Dortmund nicht mehr reichen.»

Defensives Mittelfeld bleibt Baustelle

Bayern würde seit Thomas Tuchels Ankunft denselben Fussball zeigen. «Mit wenig Spielkontrolle und Stabilität, und es ändert sich nichts. Wenn ich das Problem erkenne, muss ich versuchen es zu beheben, mit den Spielern, die ich zur Verfügung habe», so Hamann weiter.

Der 50-Jährige kritisiert Tuchel auch für den Umgang mit seinen Mittelfeldspielern: «Kimmich, Goretzka und Laimer musst du deutlich sagen, was du von ihnen willst. Und wenn sie das nicht machen, spielen sie nicht. Disziplin ist Einstellungssache, du kannst sie Leuten beibringen.» 

Einen klassischen Abräumer haben die Bayern nicht in ihren Reihen, so bleibt das defensive Mittelfeld die Problemzone bei den Münchnern. «Ich weiss nicht, ob Tuchel sich ohne Sechser durchhangeln will, aber wenn du nicht aufpasst, weiter so Fussball spielst, mal wichtige Spiele verlierst und Selbstzweifel kommen, kannst du in der Liga im Winter schon riesige Probleme bekommen», prognostiziert Hamann. 

Skepsis bei Neuer-Comeback

Manuel Neuer könnte an diesem Wochenende gegen Darmstadt sein langersehntes Comeback geben. Hamann lobt den Keeper für sein Durchhaltevermögen, sagt aber auch: «Ich glaube erst, dass er spielt, wenn er auf dem Spielberichtsbogen steht. Wenn er spielt, ist die Frage, wie er spielt. Ich wäre da sehr vorsichtig.»

Neuer fehlt die Spielpraxis komplett, offenbar hat der Keeper nicht einmal ein Testspiel hinter verschlossenen Türen gemacht. «In der Bundesliga brauchst du über 90 Minuten Körperspannung, diese Belastung kannst du im Training schwer kopieren oder simulieren», so Hamann. «Im Spiel kann es schon einmal sein, dass ein Muskel nach 30 oder 60 Minuten zumacht.»

Lob für Kobel ...

Voll des Lobes ist Hamann für Borussia Dortmund. Insbesondere von Gregor Kobel ist der 59-fache deutsche Nationalspieler beeindruckt. Der Schweizer zeige «schon seit Monaten und Jahren gute Leistungen. Und wenn er mal einen Fehler macht, schüttelt er sich nur kurz und es ist abgehakt.»

Kobel strahle mit seinen 25 Jahren eine unglaubliche Ruhe aus, spiele unaufgeregt und pushe die Mitspieler immer nach vorne. Beim 1:0-Sieg des BVB am Mittwoch in der Champions League bei Newcastle hat der Nati-Goalie nach der Verletzung von Emre Can die Captainbinde übernommen. «Er ist ein Torwart und Kapitän, wie man ihn sich wünscht. Besser geht es nicht», schwärmt Hamann.

... Mitleid mit Fischer

Grosse Probleme hat derweil ein anderer Schweizer in der Bundesliga. Die Rede ist von Urs Fischer, der mit Union Berlin die letzten neun Pflichtspiele allesamt verloren hat. Am Dienstag kam es ausserdem zum Eklat um Youngster David Fofana, der Fischer nach der Auswechslung den Handschlag verweigerte.

«Überspitzt formuliert hat Fofana den Trainer vor einem Millionenpublikum blossgestellt. Auch wenn er sich entschuldigt hat, bleibt von so einer Aktion immer etwas hängen, und das fördert mit Sicherheit den Zusammenhalt nicht», meint Didi Hamann. 

Am Samstag wartet in Bremen ein wichtiges Auswärtsspiel auf Union. Hamann ist besorgt: «Ich habe grösste Bedenken. Es täte mir persönlich weh, wenn die Beziehung zwischen Fischer und Union, die über Jahre so wunderbar war, auseinander gehen würde.»