Ärger in München Der Streit zwischen Tuchel und Hoeness droht zu eskalieren

Von Martin Abgottspon

19.10.2023

Thomas Tuchel und Uli Hoeness sind oft nicht einer Meinung.
Thomas Tuchel und Uli Hoeness sind oft nicht einer Meinung.
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Bei den Bayern hängt der Haussegen mal wieder schief. Und wie für gewöhnlich ist Uli Hoeness mitten im Brennpunkt. Doch was ist da genau los zwischen dem Ehrenpräsidenten und Trainer Thomas Tuchel?

Von Martin Abgottspon

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Nach einem öffentlichen Schlagabtausch zwischen Thomas Tuchel und Uli Hoeness knistert es beim FC Bayern wieder mal gewaltig.
  • Tuchel hält sich mit einem Konter zurück, hinter den Kulissen dürfte es in München aber bereits kräftig brodeln.
  • Einmal mehr wird klar, dass Uli Hoeness' Einfluss bei den Bayern noch immer sehr gross ist.

Bereits vor wenigen Wochen gab es von Bayerns Ehrenpräsidenten Uli Hoeness einen ersten Seitenhieb an die Adresse von Trainer Thomas Tuchel. Auf die Frage, ob er lieber den neuen Bundestrainer Julian Nagelsmann an der Seitenlinie der Münchner sehen würde, entgegnete er: «Wir haben mit Tuchel einen Trainer, mit dem wir sehr zufrieden sind.» Das war aber nicht alles. Denn quasi im gleichen Atemzug unterstellte Hoeness Tuchel auch, zuletzt einige «unkluge Äusserungen» gemacht zu haben.

Konkret kritisierte Hoeness damit die öffentlichen Transferforderungen des Trainers im Sommer. Der Wunsch nach einem neuen Sechser kann Hoeness dabei ebenso wenig nachvollziehen, wie die Beschwerden über die Breite des Kaders. «Die Frage nach einer neuen Nummer 6 stellt sich nicht», hatte der Klub-Patron gegenüber «RTL» betont und auf die Verpflichtung von Konrad Laimer verwiesen. Zur Breite des Kaders meinte er: «Wenn Sie jedes Wochenende sehen, was wir auf der Bank sitzen haben ... nur Nationalspieler. Dann haben wir keinen dünnen Kader», so die klare Meinung des Bayern-Urgesteins. Seither soll das Verhältnis der beiden gelinde ausgedrückt unterkühlt sein.

Die Atmosphäre des Misstrauens

Tuchel ist Profi genug, um sich nicht auf eine öffentliche Schlammschlacht mit Hoeness einzulassen. Wer die Vergangenheit kennt, weiss, dass er damit gut beraten ist. Hoeness versteht es, die Dinge so auszulegen und zu drehen, um selber im bestmöglichen Licht dazustehen. 

Das bedeutet aber nicht, dass es hinter den Kulissen nicht kräftig brodeln würde. Dieser Ansicht ist auch Lothar Matthäus. «Der FC Hollywood war immer da und ist es weiter. Ich dachte, man hätte aus der Vergangenheit gelernt. Anscheinend ist es nicht so. Ich finde das nicht gut für die Stimmung, es ist unnötig», so Matthäus in einem Interview mit der «Sport Bild».

«Wenn ich die Aussage von Uli Hoeness als Trainer mitbekommen würde, dann würde ich mich fragen: Was mache ich überhaupt da? Dadurch entsteht automatisch Misstrauen», so der deutsche Rekordnationalspieler weiter. Dass Tuchel darauf bestimmt auch irgendwann eine Antwort geben werde, ist für Matthäus klar: «Das Thema ist sicher noch nicht beendet.»

«Tuchel wird im Strahl kotzen»

Dieser Ansicht sind auch die Teilnehmer bei der aktuellen Folge «Doppelpass» von «Sport1». «Tuchel wird im Strahl kotzen», sagt etwa Lars Wallrodt, Sportchef von der Welt am Sonntag. «Uli Hoeness ist halt auch jemand, der wirklich immer sagt, was ihm gerade so durch den Sinn geht. Das soll er auch gerne beibehalten. Aber das stärkt die Position des eigenen Trainers nicht unbedingt.»

Der Handlungsspielraum von Tuchel ist eben begrenzt. Das Wort von Hoeness wiegt beim FC Bayern bis heute einfach zu stark. Oder um es mit den Worten von Stefan Effenberg zu formulieren: «Er verteidigt den Verein immer bis aufs Blut und das wird er immer tun, bis er nicht mehr da ist.»

Die Wahrscheinlichkeit, dass Tuchel also vor Hoeness bei den Münchnern abtritt, ist gross.