4 Tage bis zum Saisonstart Der FC Bayern München ist eine einzige Grossbaustelle

Von Sandro Zappella

8.8.2023

Thomas Tuchel (rechts) hat mit seinen Bayern noch viele offene Baustellen.
Thomas Tuchel (rechts) hat mit seinen Bayern noch viele offene Baustellen.
IMAGO/MIS

In wenigen Tagen beginnt für die Bayern mit dem Supercup gegen Leipzig die neue Saison. Doch im Münchner Kader gibt es noch mehr Baustellen als in der Zürcher Innenstadt. Eine Übersicht.

Von Sandro Zappella

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Für den FC Bayern München läuft kurz vor dem Saisonstart auf dem Transfermarkt nicht alles nach Plan.
  • Im Kader gibt es verschiedene Baustellen – etwa im Tor, wo noch kein Nachfolgen für Yann Sommer gefunden wurde und Manuel Neuer noch länger pausieren muss.
  • Auch für das Sturmzentrum ist nach langem Hin und Her um Harry Kane noch keine Einigung in Sicht.
  • Und: Die Zeit läuft gegen die Bayern.

Bayern München hat den Super-Gau in der letzten Saison in den letzten Spielminuten noch abwehren können und sich immerhin den deutschen Meistertitel geholt. Es ist das Mindeste, was man von den erfolgsverwöhnten Bayern erwartet.

In der neuen Saison soll nun alles besser werden – doch ein paar Tage vor Saisonstart harzt es bei den Münchnern noch an verschiedenen Stellen. Das sind die vier grossen Kader-Baustellen:

🚧 Baustelle 1: Wer wird das Tor hüten?

Yann Sommer hat Bayern München definitiv in Richtung Inter Mailand verlassen. Das halbjährige Intermezzo endete für den Schweizer Nati-Keeper immerhin mit dem Meistertitel. Auch in der neuen Spielzeit das Tor der Bayern zu hüten, dafür gaben die Experten Sommer nur Aussenseiten-Chancen. 

Schliesslich steht das Comeback von Stammkeeper Manuel Neuer bevor. Oder besser gesagt: stand. Denn der 37-Jährige wird nicht so schnell in die Startelf zurückkehren, wie das eigentlich geplant war. Beim FC Bayern sei inzwischen von einer Planänderung die Rede, berichtet die «Bild»-Zeitung.

Die Rückkehr des 37-Jährigen könnte sich demnach sogar bis ins Jahr 2024 verschieben. Das Blatt schreibt, Neuers Comeback könnte zu einer Frage von Monaten statt Wochen werden. Seit seinem Unterschenkelbruch im Dezember hat der Bayern-Kapitän kein Spiel mehr bestritten.

Kurz vor Saisonbeginn stehen die Münchner ohne klare Nummer eins im Tor da. Mit Yann Sommer, Alexander Nübel und Johannes Schenk hat der Bundesligist in der laufenden Transferperiode bereits drei Torhüter abgegeben. Bis ein Nachfolger gefunden und Neuer einsatzbereit ist, wird Sven Ulreich als temporäre Nummer 1 aushelfen müssen.

Der vereinslose David de Gea und David Raya vom FC Brentford sollen ganz oben auf der Liste der Münchner Transfer-Taskforce stehen. Auch der Name Geronimo Rulli (Ajax) geisterte in den letzten Tagen durch die Medien.

🚧 Baustelle 2: Kommt Harry Kane?

Seit Wochen wird darüber spekuliert, ob Harry Kane nun zu den Bayern wechselt oder nicht. Tottenham lehnte bisher alle Angebote der Münchner ab – zuletzt boten diese 100 Millionen Euro und setzten den Engländern eine Deadline. Doch Tottenham-Besitzer Daniel Levy blieb knallhart und liess auch diese Frist verstreichen. Die Bayern müssten also noch mehr bieten. 

Dabei gilt es allerdings nicht zu vergessen, dass Harry Kane nur noch einen Vertrag bis 2024 hat, bereits 30 Jahre alt ist und in seiner Karriere noch keinen einzigen Titel gewonnen hat. Wie viel sind die Bayern bereit, für den Wunschstürmer hinzulegen?

Das Problem der Münchner: Sie haben derzeit kaum Alternativen im Kader. Eric-Maxim Choupo-Moting, der sowieso eher als Backup angedacht ist, laboriert noch an einer Verletzung. Der erst 18-jährige Mathys Tel zeigt zwar gute Ansätze, aber ist noch sehr unerfahren. Leroy Sané und Serge Gnabry sind Flügelspieler und keine Stürmer.

Die Bayern brauchen also dringend einen klassischen Mittelstürmer von Weltklasse-Format. Und das weiss auch Tottenham-Boss Levy, der den Bayern gerade so richtig die Lederhosen runterzieht. 

🚧 Baustelle 3: Der spielt als Rechtsverteidiger?

Schon länger als fix galt eigentlich der Wechsel von Kyle Walker zu den Bayern. Doch der Rechtsverteidiger von Manchester City hat sich offenbar umentschieden. Wie das Portal «The Athletic» und der italienische Transfer-Experte Fabrizio Romano am Dienstag schrieben, wolle der 33-Jährige nun doch beim Verein des ehemaligen Bayern-Trainers Pep Guardiola bleiben. Der Engländer stehe demnach kurz davor, seinen Vertrag in Manchester zu verlängern.

Damit kriegt Thomas Tuchel einen weiteren seiner Wunschspieler nicht – immerhin darf er sich nicht über fehlende Alternativen im eigenen Kader beklagen. Mit Benjamin Pavard, Noussair Mazraoui, Josip Stanisic und Bouna Sarr hat Bayern immerhin vier Rechtsverteidiger in den eigenen Reihen. Allerding erfüllt keiner die Anforderungen von Trainer Thomas Tuchel zu 100 Prozent.

🚧 Baustelle 4: Tuchel will einen «richtigen» Sechser

Mit den Engländern will es einfach nicht so richtig klappen bei den Bayern. Walker hat den Münchnern kurzfristig abgesagt, bei Kane stagniert man schon lange und dann war da auch noch Declan Rice. Der defensive Mittelfeldspieler war ganz oben auf der Wunschliste von Trainer Thomas Tuchel. Doch der Engländer entschied sich gegen die Bayern und für den FC Arsenal. 

Eine Alternative verpflichtete Bayern bisher nicht, auch wenn Tuchel zuletzt nochmals klarmachte: «Wir haben keinen defensiven Sechser, der defensiv denkt und dem es mehr um den Schutz geht. Alle Mittelfeldspieler von uns sind stark zwischen den Strafräumen. Wir haben keinen Holding-six-Mittelfeldspieler.» Darauf angesprochen, meinte Joshua Kimmich: «Ich bin ein Sechser.»

Das sieht Thomas Tuchel offenbar anders und ist deshalb schon länger mit den Bayern-Bossen in Verhandlungen. Diese wollen das grosse Geld aber lieber in einen Topstürmer wie Harry Kane investieren. Denn solche Weltklasse-Stürmer gebe es nur ganz wenige. Bisher ist aber auch das bekanntermassen noch nicht gelungen.

Die Zeit drängt langsam bei den Bayern. Am 1. September schliesst das Transfer-Fenster. Aber die Ernstkämpfe beginnen schon viel früher. Der deutsche Superpokal gegen Leipzig steht bereits am kommenden Samstag an, eine Woche später startet bereits die neue Bundesliga-Saison.

Es bleibt noch etwas Zeit, aber Stand jetzt ist der FC Bayern München eine einzige grosse Baustelle.