Biontech Viele Fragen zur Covid-Impfung sind noch offen

dpa/gbi

10.11.2020 - 17:26

Der Impfstoff von Biontech soll in 90 Prozent aller Fälle wirksam sein. 
Der Impfstoff von Biontech soll in 90 Prozent aller Fälle wirksam sein. 
Bild: Keystone

Die Meldung macht Hoffnung: Ein Coronavirus-Impfstoff scheint näherzurücken. Doch viele wesentlichen Fragen sind noch nicht endgültig geklärt – ein Überblick. 

Ein Impfstoff, der in 90 Prozent der Fälle wirksam ist und eventuell schon bis Ende Jahr in grosser Zahl hergestellt werden könnte: Mit dieser Nachricht haben die Pharmakonzerne Pfizer und Biontech am Montag grosse Hoffnungen in der Corona-Pandemie geweckt. Dennoch lohnt es sich, genauer hinzuschauen.

Wie wirksam ist der Impfstoff wirklich?

Die Unternehmen Biontech und Pfizer geben an, dass ihr gemeinsam entwickelter Impfstoff einen mehr als 90-prozentigen Schutz vor Covid-19 bieten soll. Das ist allerdings erst ein Zwischenergebnis aus der für eine Zulassung entscheidenden Studienphase. Bislang fehlen zum Beispiel noch Daten zum Schutzeffekt der Impfung für bestimmte Gruppen. 

Dazu erklärte Manuel Battegay, Infektiologe am Unispital Basel und Mitglied der wissenschaftlichen Covid-Taskforce des Bundes, am Montag in der «Tagesschau» von SRF: Man müsse erst noch viele Details der publizierten Studie kennen. So sei noch nicht bekannt, ob die Impfung auch bei schweren Covid-Erkrankungen helfe und ob ältere Menschen zuverlässig geschützt würden. «Da braucht es also noch sehr, sehr viele Daten.» Die bisher bekannten Daten stammen erst aus einer Pressemitteilung.

Auch Samina Hurst, Vizepräsidentin der Covid-Taskforce, sagte am Dienstag vor den Medien: Auf den ersten Blick wirke der Impfstoff vielversprechend, dennoch müsse man erst noch den vollständigen Bericht einsehen können. Und wann dieser erhältlich sein werde, sei noch nicht bekannt.



Wie schnell wird der Impfstoff verfügbar sein?

Ob auch die Schweiz schon Gespräche mit Pfizer und Biontech führt, wollte Stefan Kuster, «Mr. Corona» beim Bundesamt für Gesundheit, am Dienstag vor den Medien nicht kommentieren.

Weiter ist man diesbezüglich in Brüssel. Die EU-Kommission hat einen Vertrag zur Lieferung bereits ausgehandelt. Dieser wurde laut Kommissionskreisen am Dienstag unter Dach und Fach gebracht.

Wie wird der Impfstoff genau getestet?

Die Schweizer Zulassungsbehörde Swissmedic prüft den Impfstoffkandidaten aus dem Hause Pfizer-Biontech bereits. Das teilte Swissmedic am 19. Oktober mit. Weil es in einer Pandemie schnell gehen muss, wird der Wirkstoff mit dem sperrigen Namen BNT162 b2 im sogenannten rollenden Verfahren getestet. 

Wie ein solches beschleunigtes Verfahren abläuft, was das für die Sicherheit von Impfstoffen bedeutet und was es mit dem angewendeten mRNA-Verfahren auf sich hat – all dies hat Claus Bolte, Leiter Zulassung bei Swissmedic, im Oktober «blue News» erklärt. Seine Ausführungen sehen Sie im Video unten: 

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Wie schnell geht es?

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Wie einfach lässt sich der Impfstoff lagern?

Und selbst wenn der Impfstoff zugelassen wird: Der Transport und die Lagerung des Impfstoffes könnten eine Herausforderung darstellen. Das Mittel soll nämlich grundsätzlich bei einer Temperatur von rund minus 70 Grad aufbewahrt werden, was spezielle Kühlgeräte nötig macht. Pfizer weist jedoch in einer Mitteilung von September darauf hin, neue Daten legten nahe, dass der Impfstoff auch bei normaler Kühlschranktemperatur (zwischen 2 und 8 Grad) bis zu fünf Tage stabil bleibe.

Wie lange sind Geimpfte immun?

Dass eine Impf-Immunisierung gegen das Coronavirus ein ganzes Leben lang halten wird, scheint unwahrscheinlich. Fachleute gehen bisher davon aus, dass man sie wie bei der Grippe-Schutzimpfung regelmässig wiederholen muss. Eine wichtige – und noch ungeklärte – Frage ist ausserdem, ob Menschen das Virus nach einer Impfung noch weiterverbreiten können oder nicht. 

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dpa/gbi