Gefährliche CyanobakterienDas musst du über Blaualgen wissen
uri
16.9.2020
Neuenburgersee, Luganersee, Moossee und zuletzt der Zürichsee: In immer wieder in Schweizer Gewässern wird vor giftigen Blaualgen gewarnt. Die Algen vermiesen nicht nur den Badespass, sie können für Menschen unangenehme und für Tiere tödliche Folgen haben. Zum Problem werden sie, wenn sie massenhaft blühen. Die wichtigsten Fragen und Antworten.
Was sind Blaualgen und wo kommen sie vor?
Auch wenn der landläufige Name etwas anderes suggeriert, sind Blaualgen eigentlich gar keine Algen. Weil die mikroskopisch kleinen Lebewesen über keinen Zellkern verfügen, werden sie wissenschaftlich korrekt inzwischen den Bakterien zugeordnet.
Diese sogenannten Cyanobakterien gehören nicht nur zu den ältesten Lebensformen der Erde wie das Wasserforschungsinstitut Eawag des ETH Bereichs aufklärt, sondern kommen in niedriger Konzentration sowohl im Wasser als auch an Land «sehr häufig vor». Lediglich unter speziellen Bedingungen verbreiten sich Blaualgen in Seen massenhaft. Dann spricht man von einer «Blüte». In fliessenden Gewässern findet man sie hingegen nicht in kritischer Konzentration.
Wie giftig sind die Cyanobakterien?
Einige, aber nicht alle Blaualgenarten enthalten Giftstoffe. Diese können sie durch Berührung an Menschen oder Tiere abgeben. Ihre Giftstoffe sind auch im Wasser, das sie umgibt. Wer kontaminiertes Wasser verschluckt, hat die Giftstoffe im Körper.
Weltweit existieren etwa zweitausend Arten von Blaualgen, wobei gerade einmal rund 40 von ihnen giftige Stoffwechselprodukte bilden, die für Mensch und Tier schädlich werden können. Einzelne dieser Cyanotoxine können das Nervensystem oder die Leber schädigen, den Magen-Darm-Trakt und das Immunsystem beeinflussen, oder unter Umständen auch das Tumorwachstum begünstigen.
Cyanobakterien werden allerdings erst bei entsprechender Konzentration im Wasser für Menschen – und dann vor allem für Kleinkinder – schädlich. Bei Hautkontakt sind dann Symptome wie Hautausschlag und gerötete Augen möglich, bei Verschlucken und Aspiration des Wassers auch Atembeschwerden, Übelkeit und Durchfall.
Tödlich sein können die Toxine der Bakterien indes für Haus- und Nutztiere, vor allem für Hunde, wenn diese grössere Mengen des verunreinigten Wassers zu sich nehmen. Kranke oder verendete Hunde, die sich an Seen aufhielten, gelten deshalb häufig auch als Indikatoren für eine starke Belastung des Gewässers mit Blaualgen.
Wann gibt es Blaualgen im See?
Zur massenhaften Vermehrung der Cyanobakterien kommt es vor allem in längeren Schönwetterperioden. Gerade im Spätsommer und im Herbst herrschen für die Blaualgen laut dem Eawag ideale Bedingungen: «ruhiges, warmes Wasser, starke Sonneneinstrahlung und ausreichend Nährstoffe (Stickstoff und Phosphor)».
Wie erkenne ich, ob in einem See Blaualgen drin sind?
Blaualgen können – anders als ihr Name suggeriert, diverse Farbtöne annehmen. Oft sind sie bläulich, manchmal auch grasgrün.
Einschränkung der Sichttiefe und eine starke Trübung des Gewässers. Das Wasser ist milchig-trüb.
Oft stinkt das Wasser muffig, da die Blaualgen rasch absterben. Blaualgen bilden fädige, flockige oder auch kugelförmige Ansammlungen von Schlieren im Wasser mit schleimiger Konsistenz.
Strömung oder Wind können sie am Ufer zu einem dichten, rahmartigen Teppich zusammenschieben. Daher begrenzen sie sich oft auf einen gewissen Bereich und sind meistens in Ufernähe lokalisiert.
Blaualgen treten in verschiedenen Farben und Formen auf. Und nicht alle Arten sind giftig.
Bild: Polizei Schweiz
Im Sommer 2020 sperrten die Behörden Teile Neuenburgerseeufers. Davor ware sechs Hunde an einer Vergiftung gestorben, wahrscheinlich waren Cyanobakterien, also Blaualgen die Ursache. (KEYSTONE/Peter Klaunzer)
Bild: KEYSTONE
Strömung oder Wind können Blaualgen in Buchten oder anderen «Sackgassen» zusammentreiben.
Bild: Kanton Zürich Gesundheitsdirektion/Baudirektion
Blaualgen können auch breit verteilt im offenen Wasser vorkommen.
Bild: Kanton Zürich Gesundheitsdirektion/Baudirektion
2020 gab es im Greifensee eine grosse grünliche Blaualgenblüte.
Bild: Kanton Zürich Gesundheitsdirektion/Baudirektion
«Aufrahmen» nennen es gewisse Beobachter, wenn Blaualgenblüten zu einem dichten Teppich zusammengeschwemmt werden.
Bild: Christian Fischer CC
Blaualgen – Unerfreuliche Blüte in Gewässern.
Blaualgen treten in verschiedenen Farben und Formen auf. Und nicht alle Arten sind giftig.
Bild: Polizei Schweiz
Im Sommer 2020 sperrten die Behörden Teile Neuenburgerseeufers. Davor ware sechs Hunde an einer Vergiftung gestorben, wahrscheinlich waren Cyanobakterien, also Blaualgen die Ursache. (KEYSTONE/Peter Klaunzer)
Bild: KEYSTONE
Strömung oder Wind können Blaualgen in Buchten oder anderen «Sackgassen» zusammentreiben.
Bild: Kanton Zürich Gesundheitsdirektion/Baudirektion
Blaualgen können auch breit verteilt im offenen Wasser vorkommen.
Bild: Kanton Zürich Gesundheitsdirektion/Baudirektion
2020 gab es im Greifensee eine grosse grünliche Blaualgenblüte.
Bild: Kanton Zürich Gesundheitsdirektion/Baudirektion
«Aufrahmen» nennen es gewisse Beobachter, wenn Blaualgenblüten zu einem dichten Teppich zusammengeschwemmt werden.
Bild: Christian Fischer CC
Richtiges Verhalten bei Verdacht auf Blaualgenbefall
Auffällig gefärbte Wasserflächen mit Schlieren oder Flocken meiden.
Personen mit empfindlicher Haut (dazu zählen auch Kleinkinder) sollen das Baden im See auf Bereiche mit klarem Wasser beschränken.
Verschlucken von Wasser vermeiden.
Nach dem Baden gut duschen und gründlich abtrocknen. - Spielen und Trainieren mit Hunden an Gewässern auf dafür geeignete Uferbereiche mit klarem, farblich unauffälligem Wasser beschränken.
Haustiere sollen von grünlichen Gewässern ferngehalten werden. Sie sollen hier also weder schwimmen noch trinken.
Vor allem Hunde gefärbtes Wasser nicht trinken lassen. und bei Kontakt Fell auswaschen,
Hunde trotzdem verdächtigem Wasser in Kontakt gekommen, soll man die Tiere gründlich mit frischem Wasser abspritzen, die da Aufnahme von Cyanobakterien auch durch Ablecken des Fells möglich ist.
Besteht der Verdacht, dass man selbst, Kinder oder auch Tiere durch die Bakterien vergiftet wurden, gilt es unverzüglich ärztlichen Rat einzuholen. Eine typische Behandlung beim Menschen sieht dann den Einsatz von Medizinalkohle vor. In der Folge empfiehlt sich eine klinische Beobachtung.
Was hat die Erderwärmung mit den Cyanobakterien zu tun?
Experten gehen davon aus, dass auch der Klimawandel die Häufigkeit und Dauer von Cyanobakterienblüten weltweit erhöhen wird. In der Schweiz seien alle rund 1'500 Seen mehr oder minder stark von der Erderwärmung betroffen, berichtete dazu SRF. Zudem gelangen durch Kläranlagen und Überdüngung in der Landwirtschaft auch hierzulande zu viel Phosphor und anderer Stickstoff in die Gewässer. Diese Stoffe begünstigen das Wachstum der Algen stark.
Aber es gibt auch good News: In den 70er und 80er Jahren waren Blaualgenblüten häufiger als heute. Verschiedene Massnahmen zum Gewässerschutz senkten darauf den Nährstoffgehalt in den Gewässern. Landwirte müssen beim Düngen verschiedene Richtlinien befolgen.
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