Wer in Norwegen superreich ist, den hielt es in den vergangenen Jahren kaum noch im Land: Die Multimillionäre ziehen in Scharen weg. Ihr Ziel ist häufig: die Schweiz. Mehr als 50 Personen sind mit der Reichen-Karawane bereits gezügelt und haben etwa 35 Milliarden Franken Vermögen mitgebracht.
Nun hat der nächste Multimillionär sein Kommen bereits angekündigt, wobei man besser sagen muss: Jan Petter Sissener hat mit seinem Wegzug aus Norwegen gedroht, wie die norwegische Online-Zeitung «Nettavisen» berichtet. Der schwerreiche Manager ist unzufrieden mit der Wirtschafts- und Finanzpolitik der amtierenden sozialdemokratischen Regierung in Oslo.
Multimillionär droht mit wahrer «Vermögensflucht»
Hätte er nicht Familie in Norwegen, wäre er schon längst weg, schimpfte Sissener laut «Nettavisen». Sein Unmut hat mehrere Gründe: Zum einen hat Norwegen zuletzt einige Steuern angehoben, was Superreiche dazu veranlasste, sich gen Schweiz zu orientieren. Diese «Schweizer Welle», wie sie in den Medien des skandinavischen Landes genannt wird, war nicht die letzte, glaubt Sissener und gibt der Regierung die Schuld.
Die sozialdemokratische Regierung sei dafür verantwortlich, dass es dem Land wirtschaftlich immer schlechter gehe: Die Landeswährung norwegische Krone ist auf einem Tiefstand, ausländische Investoren scheuen aus Angst vor «politischer Willkür» ein Engagement, der geplante Ausstieg aus der Ölförderung werfe das Land in die Armut zurück.
Weitere vier Jahre würde er es unter diesen Rahmenbedingungen nicht aushalten, sagt Sissener und zieht eine Schlussfolgerung, die wie ein Ultimatum tönt: Sollte die aktuelle Regierung bei der Wahl 2025 gewinnen, ziehe er mitsamt seinem Unternehmen in die Schweiz. Und er werde nicht der einzige sein: Es werde vielmehr zu einer wahren «Vermögensflucht» und «Humankapitalflucht» kommen.
Regierung zuckt bedauernd mit den Schultern
Die norwegische Regierung nimmt Sisseners Drohung mit Bedauern, aber gelassen zur Kenntnis: «Generell finden wir es schade, wenn kluge und unternehmungslustige Menschen Norwegen verlassen», zitiert «Nettavisen» den Staatssekretär Lars Vangen aus dem Finanzministerium.
«Wir wollen eine Sozial- und Geschäftspolitik, die das Leben in Norwegen attraktiv macht, aber wir hatten nie die Möglichkeit, mit Niedrigsteuerländern zu konkurrieren», so Vangen, der den reiselustigen Multimillionär Jan Petter Sissener daran erinnert, dass dessen Erfolg «nicht nur das Ergebnis seiner eigenen Bemühungen» sei. Vielmehr habe er jahrelang von «öffentlich geschaffenen Rahmenbedingungen» profitiert.