Anschläge auf Putins Gebiet Drohnen-Nachfrage löst Kriegsmaterial-Boom in der Ukraine aus

Sven Ziegler

29.4.2024

Demonstrationsflug einer Drohne in der Region Saporischja: Der Markt boomt.
Demonstrationsflug einer Drohne in der Region Saporischja: Der Markt boomt.
Bild: IMAGO/Ukrinform

Drohnen sind im Kampf der Ukraine gegen Russland gefragt wie nie. Das Geschäft boomt, die Nachfrage steigt. 

Sven Ziegler

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • In der Ukraine steigt die Nachfrage nach Drohnen immer weiter an.
  • Das eröffnet neue Geschäftsfelder.
  • Die Ukraine entwickelt die Drohnen stetig weiter.

Russland hat mit dem Angriffskrieg auf die Ukraine ein neues Zeitalter in der Kriegsführung eingeläutet. Drohnen spielen eine wichtigere Rolle als je zuvor. Auch Schweizer Technologie ist in den Kamikaze-Drohnen verbaut. 

Die grosse Nachfrage nach Drohnen sorgt für einen Boom bei den Produktionsfirmen. «Es gibt viele Aufträge, die wir noch nicht erfüllen können», sagt der Leiter einer Produktionsfirma gegenüber dem «Wall Street Journal.» Aus Angst vor Anschlägen bleiben die Namen der Firmen geheim. 

Die Ukrainer setzen die Drohnen ein, um hinter die feindlichen Linien zu gelangen. Meist werden mit den Drohnen militärische Ziele oder Ölraffinerien ins Visier genommen. Wie das «Wall Street Journal» schreibt, werden die Drohnen mittlerweile oft im Inland hergestellt – das ist billiger und die Transportwege aus dem Westen entfallen.

Drohnen stetig weiterentwickelt

Wie die amerikanische Zeitung berichtet, hat sich die Reichweite der Drohnen in den vergangenen Monaten stetig erhöht. Am vergangenen Wochenende etwa wurden Drohneneinschläge fast 1500 Kilometer von der ukrainisch-russischen Grenze entfernt gemeldet. Das ist deutlich weiter von der Grenze entfernt als früher. Allerdings gab es bereits im vergangenen März Einschläge in der russischen Hauptstadt Moskau, über 2000 Kilometer von der Grenze entfernt. 

Der Militäranalyst H.I. Sutton trägt bereits seit Kriegsbeginn öffentlich zugängliche Informationen zu den Drohnen zusammen. Er schreibt in seinem Blog, dass die Ukraine zu Kriegsbeginn vor allem leicht modifizierte Mugin-5 Drohnen aus China verwendete. Diese seien öffentlich erhältlich gewesen und seien nur leicht modifiziert worden. 

Seither habe Kiew seine Drohnen stetig angepasst und verbessert. Mittlerweile, so Sutton, erinnere nur noch wenig an die ursprünglich benutzten Drohnen. Allerdings seien die heutigen Drohnen immer noch stark auf chinesisches Material zum Bau angewiesen.

Wie das «WSJ» unter Berufung auf einen Drohnenhersteller schreibt, reichen die Kosten von etwa 30'000 Dollar bis zum Zehnfachen dieses Betrags. Das sei immer noch deutlich günstiger als etwa Marschflugkörper. Diese darf die Ukraine ausserdem nicht für Angriffe auf russisches Territorium verwenden.

Wie viele Drohnen die Ukraine heute produziert, ist nicht klar. Ein Hersteller spricht von mindestens 500 Stück pro Monat, es dürften aber deutlich mehr sein. «Wir haben noch nie so etwas gebaut, mussten völlig umstellen», erzählt ein Fabrikbesitzer, der vor dem Krieg in einer anderen Sparte tätig war.

Die Nachfrage nach Drohnen hat mittlerweile einen Boom ausgelöst. Einer der Fabrikbesitzer erzählt, er habe kürzlich eine weitere Produktionslinie gekauft und wolle 50 neue Mitarbeiter einstellen. Ausserdem, so erzählt es der Mann, habe er mit der Entwicklung einer eigenen Drohne begonnen.