Flugzeugbauer in der Krise Behörde befürchtet verletzte Passagiere bei Boeing-Dreamliner

dmu

23.8.2024

Die Boeing-Maschinen des Typs 787 Dreamliner müssen auf ein Sicherheitsrisiko überprüft werden.
Die Boeing-Maschinen des Typs 787 Dreamliner müssen auf ein Sicherheitsrisiko überprüft werden.
Mic Smith/AP/dpa

Nachdem bereits die Testflüge mit der 777X ausgesetzt werden musste, ordnet die US-Luftfahrtbehörde nun Inspektionen beim Dreamliner an. Flugzeughersteller Boeing kommt nicht aus der Krise.

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Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Boeing muss seinen Dreamliner auf Anweisung der US-Luftfahrtbehörde überprüfen.
  • Hintergrund sind neue Sicherheitsbedenken.
  • Zudem hat der Flugzeughersteller Testflüge mit dem 777X aufgrund Problemen abbrechen müssen.

Der krisengeschüttelte US-Flugzeugbauer Boeing kommt einfach nicht aus den negativen Schlagzeilen heraus. Im Raum stehen neue Sicherheitsbedenken: Die US-Luftfahrtbehörde FAA ordnete am Montag Inspektionen von Hunderten Flugzeugen des Typs 787 Dreamliner an.

Im März ist ein Flugzeug dieses Typs der Latam Airlines aus Chile in einen plötzlichen Sturzflug übergangen, mehr als 50 Passagiere wurden verletzt. Mit der nun angeordneten Überprüfung soll analysiert werden, ob eine unbeabsichtigte horizontale Bewegung eines besetzten Pilotensitzes zu einem schnellen Sinkflug der Maschine und zu schweren Verletzungen von Passagieren und Crew führen könnte, wie es in einer Stellungnahme der FAA heisst. 

Die Flugsicherungsbehörde erklärte zudem, insgesamt fünf Berichte über ähnliche Probleme mit den Sitzen des Kapitäns und des ersten Offiziers in 787-Flugzeugen erhalten zu haben. Innerhalb von 30 Tagen müssen nun die Pilotensitze der Modelle 787-7, 787-9 und 787-10 auf fehlende oder gebrochene Kippschalter oder beschädigte Schalterabdeckungen getestet werden.

Boeing muss Testflüge abbrechen

In dieser Woche ist zudem bekannt geworden, dass Boeing Testflüge des bereits um Jahre verspäteten Modells 777X nach Schäden an der Verbindung zwischen Triebwerk und Flügeln aussetzen musste. Bei einer planmässigen Inspektion verhielt sich ein Bauteil «nicht wie vorgesehen», teilte der Konzern mit.

Die Branchen-Website «The Air Current» hatte zuvor berichtet, bei einem der Testflugzeuge des Typs 777-9 sei eines der Verbindungselemente zwischen Triebwerk und Tragfläche unterbrochen gewesen.

Davor habe die Maschine einen über fünfstündigen Flug aus Hawaii absolviert. Bei weiteren 777-9-Maschinen der Testflotte seien Risse an dem Bauteil festgestellt worden, hiess es unter Berufung auf informierte Personen.

Boeing ging auf diese Details nicht ein, betonte aber, dass in nächster Zeit ohnehin keine Flüge mit den anderen Testmaschinen geplant gewesen seien. Das betroffene Bauteil werde nur in der 777-9 verwendet. Die FAA sei unterrichtet worden.

Lufthansa wartet auf ihre Flugzeuge

Boeing hatte die 777X als Nachfolgemodell des viel benutzten Typs 777 bereits 2013 vorgestellt – ursprünglich sollte sie 2020 in Dienst gehen. Zuletzt verschob Boeing den Termin auf 2025. Die 777-9 ist als grössere Variante des Flugzeugs gedacht. Boeing wartet aktuell auch auf die Zulassung neuer Varianten seines Mittelstrecken-Jets 737 Max.

Einer der wichtigsten Kunden der 777X ist die Lufthansa, die 27 Maschinen bestellt hat. Die Verzögerungen haben für die Arline zur Folge, dass ältere unwirtschaftliche und wenig nachhaltige Modelle noch immer im Einsatz sind.

Boeing steckt seit den Abstürzen zweier 737-Max-Jets mit 346 Toten vor mehr als fünf Jahren in einer Krise. Als Anfang dieses Jahres ein Rumpfteil aus einer fast neuen 737-9 Max von Alaska Airlines herausbrach, griff die US-Luftfahrtbehörde durch. Boeing darf die Produktion der gesamten 737-Reihe vorerst nicht mehr über 38 Maschinen pro Monat ausweiten.


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